Wenn der kriselnde Solarzulieferer am Dienstag die Halbjahreszahlen veröffentlicht, sind alle Augen auf Auftragseingang, Umsatz und Barmittelbestand gerichtet.
Der Leidensweg von Meyer Burger (MBTN 10 1.01%) geht weiter. Das kann schon vor Veröffentlichung der Zahlen zum ersten Halbjahr 2014 gesagt werden. Denn nach einem kleinen Lichtblick Ende 2013, als verschiedene grössere Aufträge gemeldet werden konnten, sind solche Erfolgsberichte zwischen Januar und Juni fast gänzlich ausgeblieben. Einzig gerade zum Semesterschluss wurden noch drei Aufträge im Gesamtwert von über 25 Mio. Fr. angekündigt.
Im Januar und Februar zeigte Meyer Burger einen monatlichen Auftragseingang von 21 bis 22 Mio. Fr. Wird dieser auf das Halbjahr hochgerechnet und die drei Aufträge über insgesamt 25 Mio. Fr. dazugezählt, kommt Vontobel-Analyst Michael Foeth für das erste Semester auf einen Auftragseingang von total 157 Mio. Fr.
Betriebsergebnis bleibt rot
Den Umsatz im ersten Halbjahr schätzt Foeth auf 211 Mio. Fr. Dieser setzt sich zusammen aus dem Auftragseingang im November und Dezember 2013 von 123 Mio. Fr. sowie dem Auftragseingang in den ersten vier Monaten 2014 von je 21 bis 22 Mio. Fr. Ein Umsatz in dieser Höhe ist aber immer noch zu wenig, um ein schwarzes Betriebsergebnis vorlegen zu können. Foeth rechnet denn auch mit einem Ebit (Gewinn vor Zinsen und Steuern) von –52 Mio. Fr. Damit liegt der Vontobel-Experte eher auf der optimistischen Seite der Schätzungen. Im Schnitt erwarten von der Nachrichtenagentur AWP beobachtete Analysten bei grossen Bandbreiten einen Umsatz von 183,8 Mio. Fr. und einen Ebit von –57,9 Mio. Fr.
Auch Meyer Burger selbst veranschlagt für das Gesamtjahr 2014 ein negatives Betriebsergebnis. Die Gewinnschwelle soll frühestens 2015 erreicht werden. Dafür wäre gemäss Analystenschätzungen ein Jahresumsatz von rund 500 Mio. Fr notwendig.
Die anhaltenden erheblichen Verluste werfen die Frage auf, wie es um den Barmittelbestand von Meyer Burger bestellt ist. Im März hatte sich das Unternehmen mittels einer Aktienplatzierung zusätzliche Mittel in Höhe von 77,8 Mio. Fr. beschafft. Ende 2013 hatte die Netto-Cash-Position noch bei 9,7 Mio. Fr. gelegen.
Marktschwäche dauert an
Grund für die Probleme von Meyer Burger ist die anhaltende Unsicherheit im Markt für Fotovoltaikausrüstungen. Zwar wächst der Endmarkt, aber gemäss Schätzungen der Branchenorganisation EPIA werden in den nächsten drei bis vier Jahren nur Fotovoltaikinstallationen von jährlich 40 bis 50 Gigawatt vorgenommen. Das ist zu wenig, um bei den Herstellern bedeutende Kapazitätsausbauten auszulösen, die Aufträge für die Ausrüstungslieferanten wie Meyer Burger zur Folge haben könnten.
Die Analysten Felix Remmers und Patrick Laager von Credit Suisse (CSGN 24.35 0%) befürchten, dass, sofern die Kapazitäten bei Waferproduzenten überhaupt erweitert werden, dies mittels Modernisierung existierender Stahldrahtsägen durch Diamantdraht und/oder durch den Kauf von Occasionsausrüstungen geschieht. Sie verweisen dabei auf das Beispiel des Herstellers GCL Poly, der die Kapazität allein durch technologische Verbesserungen am vorhandenen Maschinenpark um 20% ausbauen konnte.
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