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07:34 Uhr - 17.09.2018

Finma rügt CS in Fifa- und Petrobras-Fall

Die Finanzmarktaufsichtsbehörde sieht bei Credit Suisse Mängel bei Geldwäschereibekämpfung und entsendet einen Prüfbeauftragten. Eine Busse wegen Geldwäscherei verhängt sie jedoch nicht.

Die Finma hat in einem Enforcementverfahren gegen Credit Suisse (CSGN 14.47 0.38%) Mängel bei der Geldwäschereibekämpfung festgestellt. Dies in den mutmasslichen Korruptionsfällen rund um den internationalen Fussballverband Fifa, den brasilianischen Ölkonzern Petrobras (PETR4 3.84 -2.04%) sowie den venezolanischen Ölkonzern PDVSA. Zudem hat die Finma ein Enforcementverfahren im Zusammenhang mit der Verwaltung des Vermögens einer politisch exponierten Person (PEP) geschlossen. Gemeint ist offensichtlich der frühere georgische Premierminister Bidsina Iwanischwili.

Die Finma stellt fest, dass Credit Suisse im Kontext von Fifa, Petrobras und PDVSA gegen aufsichtsrechtliche Pflichten zur Bekämpfung der Geldwäscherei verstossen hat. Sie rügt Mängel bei der Identifizierung der Vertragspartei und der Feststellung des wirtschaftlich Berechtigten, der Risikoabklärung und der Dokumentation. Der untersuchte Zeitraum bezieht sich auf die Jahre 2006 bis 2016, wobei mehrheitlich Verfehlungen vor 2014 festgestellt wurden, insbesondere bei Geschäftsbeziehungen der damaligen Clariden Leu, die heute vollständig in Credit Suisse integriert ist.

Im zweiten Fall stellt die Finma Schwachstellen in der Verwaltungsorganisation und dem Risikomanagement der Credit Suisse fest. Iwanischwilis CS-Berater, der inzwischen strafrechtlich verurteilt worden ist, sei von der Bank statt überwacht mit hohen Boni und positiven Mitarbeiterbeurteilungen bedacht worden.

Einen direkten Vorwurf der Geldwäscherei durch Credit Suisse erhebt die Finma nicht. Die Finanzmarktaufsicht verzichtet entsprechend auf eine Busse, den Einzug von Gewinnen oder die Einschränkung der Geschäftstätigkeit der Bank, betont Credit Suisse in einer Mitteilung.

Kontrollen müssen verbessert werden

Die Finma wird Credit Suisse allerdings einen Prüfbeamten ins Haus setzen, der die Massnahmen der Bank zur Stärkung der Kontrollen im Geldwäschereibereich überwachen soll. Die Finanzaufsichtsbehörde verlangt als Konsequenz aus den festgestellten Verfehlungen, dass Credit Suisse die Kontrollsysteme zur Überwachung von Geschäftsbeziehungen und Transaktionen, die ein erhöhtes Risiko aufweisen, verbessert. Ausserdem muss die Bank bis Ende 2019 eine automatisierte Gesamtsicht über Kundenbeziehungen für alle relevanten Stellen eingeführt haben.

Credit Suisse anerkennt die von der Finma für den Zeitraum gerügten Mängel und hat sie nach eigenen Angaben von sich aus gemeldet. Im Kern geht es dabei um das Fehlen einer Gesamtübersicht über die verschiedenen Aktivitäten eines einzelnen Kunden, das Erkennen von Zusammenhängen, beispielsweise bei einer Häufung kleiner Transaktionen, sowie global einheitliche Qualitätsstandards bei der Aufnahme von Neukunden.

Angesichts der potenziellen Tragweite des damaligen Verhaltens der Bank im Zusammenhang mit den mutmasslichen Korruptionsskandalen rund um Fifa, Petrobras und PDVSA scheint Credit Suisse mit einem blauen Auge davonzukommen. Gemäss Informationen von «Finanz und Wirtschaft» hat die Grossbank zu den Themen keine Anfragen aus den USA hängig, die für ihre harte Gangart gegenüber fehlbaren Schweizer Banken bekannt sind.

Offen ist, wie dies für andere Institute aussehen wird. Im Zusammenhang mit Fifa-Konten hat gemäss Geschäftsbericht beispielsweise UBS (UBSG 15.09 0.27%) Anfragen von Behörden erhalten. Auch der Name Julius Bär (BAER 48.32 -0.12%) taucht in diesem Kontext auf. Ein Ex-Julius-Bär-Banker hat sich zudem vor kurzem in den USA schuldig bekannt, mitgeholfen zu haben, 1,2 Mrd. $, die von der venezolanischen Ölgesellschaft PDVSA abgezweigt wurden, zu waschen.

 

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