Erneut steigen die Titel der Schweizerischen Nationalbank (SNB) an der Börse deutlich an. Die Gründe dafür sind diffus.
Die Aktien der SNB (SNBN 1525 8.93%) machen heute Freitag zwischenzeitlich einen Kurssprung von 14% und notieren knapp unter 1600 Fr. Auf ähnlichem Niveau waren die Valoren der Nationalbank erst einmal – vor fast zwanzig Jahren.
Bereits vergangene Woche legten die SNB-Aktien bei überdurchschnittlich hohen Volumen deutlich zu. Auch heute Freitag wurden bis am frühen Nachmittag sechsmal mehr Titel gehandelt als an einem durchschnittlichen Handelstag. Mit einem Plus von 35% seit Anfang Januar gehört die SNB-Aktie damit zu den zehn besten Schweizer Titeln des laufenden Jahres.
Zu den hohen Kursschwankungen trägt auch die geringe Handelsliquidität bei. Oft genügen bereits ein paar Trades, um den Kurs der SNB-Aktie deutlich zu bewegen.
Ein obligationsähnlicher Titel
Das plötzliche Interesse an den SNB-Valoren mag dennoch erstaunen, denn die Nationalbank ist keine gewöhnliche Aktiengesellschaft. Sie ist nicht primär gewinnorientiert, sondern ist dazu verpflichtet, das von der Politik beauftragte Mandat zu erfüllen. Im Gegensatz zu den privatrechtlichen AG ist die SNB auch nicht dem Obligationenrecht, sondern dem Nationalbankengesetz unterstellt.
Darin ist unter anderem festgelegt, dass die Dividende maximal 6% des einbezahlten Grundkapitals von 250 Fr. – also 15 Fr. – betragen darf. Das entspricht beim aktuellen Kursniveau einer Rendite von 1%. Diese darf jedoch nicht als gegeben betrachtet werden, auch wenn die Ausschüttung seit Bestehen der SNB nur einmal ausgefallen ist – vor drei Jahren, als der Jahresverlust 9 Mrd. Fr. betragen hatte.
Zu beachten ist auch, dass das Stimmrecht für Privatinvestoren auf 100 Stück begrenzt ist, was 0,1% des Aktienkapitals entspricht. Zudem hat der Bund ein Übernahmerecht auf die SNB.
Wegen der geringen Handelsliquidität und der begrenzten Dividendenaussichten gehören die SNB-Titel zu jenen Schweizer Aktien, deren Notierungen meist über Jahre regungslos herumdümpeln. In Börsenkreisen gelten die Valoren deshalb als obligationsähnliche Titel. Nur in Ausnahmesituationen kommt Bewegung in die Titel.
Spekulanten setzten schon 1997 auf SNB
Den grössten Ausreisser erlebten die SNB-Aktien vor 19 Jahren, als sich die Titel in wenigen Monaten vervielfachten und zeitweise über 3000 Fr. kosteten. Dahinter steckte der Versuch, an die Substanz der Nationalbank zu kommen. Die Rechnung der Spekulanten: 2600 Tonnen Gold (Gold 1323.58 0.7%), die im Besitz der SNB waren, hatten einen Marktwert von über 400’000 Fr. Sie hatten allerdings übersehen, dass das Vermögen der Nationalbank nicht seinen Aktionären gehört.
Vor zehn Jahren spekulierten Anleger darauf, dass die SNB-Aktionäre vom Goldverkauf profitieren könnten. Im Zuge dieses Runs auf die SNB-Titel kletterten diese auf 1500 Fr.
Im Frühling 2015 legte die SNB-Aktie ebenfalls innerhalb weniger Wochen 40% zu. Damals wurden Gerüchte herumgereicht, dass ein amerikanischer Fonds ein grösseres SNB-Aktienpaket erworben habe. Später erwies sich diese Meldung als Zeitungsente.
52% der Titel in Staatsbesitz
Dieses Jahr zogen die Titel erstmals im Sommer an. Im Juli kostete eine Aktie noch rund 1100 Fr. Seither kletterte der Kurs rund 35%. Im Gegensatz zu anderen scharfen Bewegungen der SNB-Aktie gibt es diesmal keine offensichtliche Erklärung. Möglich ist, dass Anleger bei der Suche nach noch zurückgebliebenen kleineren Titeln jene der SNB entdeckt haben.
Etwas mehr als die Hälfte der SNB-Aktien gehört den Kantonen und Kantonalbanken. Grösster Einzelaktionär ist der Kanton Bern mit 6,6%. Einen ähnlich hohen Anteil hält mit dem deutschen Professor Theo Siegert auch eine Privatperson. Er hält rund 6% aller SNB-Titel. Die übrigen frei handelbaren Aktien liegen in den Händen von über 2000 Kleinaktionären.
Hat Ihnen der Artikel gefallen? Lösen Sie für 4 Wochen ein FuW-Testabo und lesen Sie auf www.fuw.ch Artikel, die nur unseren Abonnenten zugänglich sind.