Die grösste Kantonalbank konnte sich 2019 bei diversen Kennzahlen verbessern. Ihre Kapitalisierung baut sie aus.
Die Zürcher Kantonalbank (ZKB) hat den Konzerngewinn 2019 gegenüber dem Vorjahr 7% auf 845 Mio. Fr. gesteigert. Der Ertrag stieg 4% auf 2,4 Mrd. Fr. Für das laufende Jahr blickt die grösste Kantonalbank der Schweiz positiv in die Zukunft. Prognosen sind laut CEO Martin Scholl in dem von zahlreichen Unsicherheiten geprägten Umfeld allerdings schwierig.
Trotz des positiven Ergebnisses muss auch die Staatsbank, die in diesem Jahr ihr 150-jähriges Bestehen feiert, versuchen, durch das Niedrigzinsumfeld zu navigieren. Die Negativzinsen werden heute an rund 2000 bis 3000 Kunden weitergegeben. Dazu gehören laut Scholl Unternehmen, institutionelle Investoren, aber auch vermögende Privatkunden. Eine fixe Schwelle, ab der die Negativzinsen verrechnet würden, gebe es nicht. Das werde mit den Kunden individuell verhandelt.
Das Zinsgeschäft der ZKB steht unter Druck, auch wenn mittlerweile nur noch rund die Hälfte des gesamten Geschäftsertrags daraus stammt. Die Zinsmarge liegt gemäss der Bank heute etwas tiefer, sie sei zwischen einem und zwei Basispunkten abgebröckelt, wie hoch sie tatsächlich ist, kommuniziert die ZKB aber nicht. Der wichtigste Bestandteil des Bereichs ist das Hypothekargeschäft. Mit einem Plus von 3,8% liegt die ZKB leicht über dem Wachstum des Gesamtmarktes. Der Bruttoerfolg aus dem Zinsgeschäft war im Berichtszeitraum 1,1% rückläufig, auf 1,2 Mrd. Fr. Netto resultierte ein leichtes Plus von 0,3% auf 1,2 Mrd. Fr. Dies kam massgeblich durch Auflösung von ausfallsrisikobedingten Wertberichtigungen sowie den gesunkenen Zinsaufwand zustande.
Weiteres Wachstum am Hypothekenmarkt unter Druck
Das Geschäft mit den Hypotheken ist und bleibt für die ZKB strategisch wichtig. Das weitere Wachstum in diesem Bereich steht für CEO Scholl jedoch unter Druck. Zumindest in Zürich würden zu wenig Eigentumswohnungen gekauft und für den Bau von Mietwohnungen tendenziell weniger Hypotheken benötigt. Meist werden Mietwohnungen von Pensionskassen oder grossen Versicherungen gekauft, und deren Verschuldung ist minimal. Dadurch gebe es etwas Druck auf den Markt.
Die Ratingagentur Moody’s hat zuletzt ein kritisches Auge auf die Entwicklung am Schweizer Hypothekenmarkt geworfen, die Verschuldung der Haushalte sei hoch. Die Berner KB und Clientis wurden deswegen von der Ratingagentur bereits herabgestuft. Moody’s überprüft die ZKB nun ebenfalls. Die ZKB stehe grundsolide da, sagt die Bank. Das anerkenne Moody’s auch mit der Hochstufung des Stand-alone Rating, bei dem die Staatsgarantie nicht berücksichtigt wird, von a2 auf a1.
Stabil zeigte sich im Berichtszeitraum der Ertrag aus dem Kommissions- und Dienstleistungsgeschäft. 777 Mio. Fr. hat die ZKB im vergangenen Jahr damit erwirtschaftet. Gut entwickelt hat sich dagegen das Handelsgeschäft mit einem Plus von 11,7%. Grund für die Zunahme ist laut der Bank ein deutlicher Anstieg des Erlöses aus dem Zinshandel. Der Geschäftsaufwand erhöhte sich derweil mit einem Plus von 0,9% auf 1,44 Mrd. Fr. leicht. Zurückzuführen war der Anstieg auf einen steigenden Personalaufwand wegen eines leicht höheren Personalbestands, aber auch wegen höherer variabler Vergütungen. Die Cost-Income Ratio verbesserte sich auf 59,9% (Vorjahr 61,4%).
Abschluss der Übernahme in London im vierten Quartal 2020
Im Dezember ist bekannt geworden, dass die Bank die Vontobel (VONN 71.15 0%) Europe in London übernehmen will. Es geht um das Aktien-Brokerage der Kantonalbank. Für den Schritt wurde die Bank von der Zürcher Kantonspolitik kritisiert. Brokerage als solches binde jedoch kein Risikokapital, es gehe einzig um die Entgegennahme von Aufträgen. «London kann kein Risiko übernehmen, die Mitarbeiter verfügen nur über die Möglichkeit zur Abwicklung von Aufträgen», sagt Scholl.
Es geht ausschliesslich um den direkten Zugang zu globalen institutionellen Investoren für Schweizer Kunden der ZKB mit Kapitalmarktbedürfnissen. Dadurch soll sichergestellt werden, dass ausreichend Marktliquidität vorhanden ist und Investoren gefunden werden, die in KMU aus der Schweiz investieren wollen. Der Abschluss der Transaktion ist für das vierte Quartal 2020 geplant. Anschliessend sollen die fünf Mitarbeiter ihre Arbeit für die ZKB beginnen.
Ihre Kapitalisierung hat die Bank ausgebaut. Als systemrelevante Inlandbank muss sie wie PostFinance und Raiffeisen ihr Eigenkapital ausbauen. Dieses sogenannte Gone-Concern-Kapital soll dazu dienen, dass die Institute, falls nötig, ohne Staatshilfe saniert (Going Concern) und abgewickelt werden können. Die Kantonalbank weist ihre risikobasierte Kapitalquote per Ende 2019 mit 20% aus. Ende des Vorjahres lag sie bei 20,2%. Die Leverage Ratio ist von 6,8 auf 7% gestiegen.
«Retourdrehen lässt sich das Rad nicht mehr. Klar, irgendwann ist die Bankenregulierung nicht mehr effizient. Wir hätten uns zum Beispiel gewünscht, dass uns bei den Gone-Concern-Anforderungen die Staatsgarantie zu 100 und nicht nur zu 50% angerechnet wird», sagt Scholl. Jetzt sei die Lösung da; zu jammern, bringe nichts mehr.
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