Der Fokus gilt dem Ausbau des internationalen Geschäfts mit Säuglingsmilchpulver. Ein Ende des Engagements in Litauen ist dagegen absehbar.
Der Milchverarbeiter Hochdorf (HOCN 261.75 1.65%) steckt im Umbruch. Er möchte näher zu seinen Kunden, die je länger, desto mehr nicht mehr in der Schweiz sein werden.
Der Erwerb eines Mehrheitsanteils an Pharmalys, einem Vertriebsunternehmen für Säuglingsmilchpulver in Afrika und dem Nahen Osten, bildet einen Schwerpunkt in der Strategie. Auf mittlere Sicht könnten weitere Übernahmen angepackt werden. «Wir bewegen uns vom B2B- hin zum B2C-Unternehmen», sagte CEO Thomas Eisenring an der Anlegerkonferenz Investora in Zürich. Längerfristig möchte Hochdorf 15 bis 20% des Umsatzes in der Schweiz erarbeiten, derzeit ist es noch rund ein Drittel.
Investitionen in der Schweiz und Deutschland
Hochdorfs klassisches Geschäftsfeld, die Milchpulverherstellung unter anderem für die Schokoladeindustrie, kennt Grenzen, auch von der Ertragsseite her. Attraktiv sind dagegen die Margen im Geschäft mit Babynahrung. In Sulgen wird derzeit ein weiterer Sprühturm mit 35’000 Tonnen Produktionskapazität gebaut, mit dem ab dem ersten Quartal 2018 Säuglingsmilchpulver hergestellt werden soll. Hochdorf will sich dabei als Nischenanbieter im Toppreissegment etablieren.
Kindernahrung stellt einen weiteren Investitionsschwerpunkt dar. Gemäss Eisenring steht der Kauf einer Produktionsstätte kurz vor dem Abschluss. Fündig geworden ist Hochdorf in Ostdeutschland, wie der CEO «Finanz und Wirtschaft» sagt. Die Akquisition soll 7 bis 8 Mio. Fr. kosten, was das Unternehmen problemlos finanzieren kann. Im Visier sind Märkte in der EU, die von der Schweiz aus nicht profitabel bearbeitet werden können.
Die älteren Auslandengagements von Hochdorf durchlaufen eine unterschiedliche Entwicklung. Dank Spezialisierung findet die ostdeutsche UckermärkerMilch aus einem Tief heraus. Anders sieht es für die Produktion im Baltikum aus. Gemäss Eisenring wird dort nicht mehr investiert. «Wir befassen uns mit einem Ausstieg», bestätigt er im Gespräch. Als Varianten sind unter anderem ein Verkauf oder ein Management Buyout im Spiel.
Prognose bestätigt
Nach schwachen Halbjahreszahlen sieht Eisenring das Unternehmen wieder auf Kurs. «Ohne Pharmalys wäre das Resultat in den ersten sechs Monaten noch viel schlechter ausgefallen», hebt er die Bedeutung des Neuzugangs hervor. Pharmalys habe Hochdorf auf eine andere Flughöhe gebracht. Die Entwicklung sei deutlich besser als in der ersten Jahreshälfte. Den Umsatz schätzt er auf 120 bis 130 Mio. Fr., nach nur 50 Mio. Fr. bis Mitte Jahr.
Die Schwierigkeiten in Ägypten und Libyen scheinen überwunden zu sein. Auch das herkömmliche Milchpulvergeschäft läuft wieder besser. Eisenring bestätigt deshalb die im August revidierte Prognose von 610 bis 650 Mio. Fr. Umsatz der Gruppe. Auch am ambitionierten Ziel von 6,1 bis 6,6% operative Marge hält er fest.
Die Hochdorf-Aktien notieren derzeit auf einem ähnlichen Niveau wie vor einem Jahr. Vom Höchst im Januar bzw. im Juni sind sie gut 20% entfernt, und dennoch ist die Bewertung stattlich. Das Unternehmen kämpft derzeit an mehreren Fronten, und die eigenen Ziele sind anspruchsvoll. Da darf operativ nichts schiefgehen.
Die komplette Historie zu Hochdorf finden Sie hier. »
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