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16:13 Uhr - 27.07.2016

Journalistin mit einer Mission

Clare Rewcastle Brown ist die treibende Kraft hinter dem Sarawak Report. Dank ihrer Enthüllungen wird der Skandal um den malaysischen Staatsfonds 1MDB juristisch international aufgearbeitet.

Anfang Woche erhielten Hollywoodstars wie Leonardo DiCaprio und Topshots aus Wirtschaft und Gesellschaft dicke Post in Sachen des skandalumwitterten malaysischen Staatsfonds 1MDB. Absender ist die Londoner Journalistin Clare Rewcastle Brown, die treibende Kraft hinter der Online-Enthüllungsplattform Sarawak Report, die immer neue Details über die mutmasslich über 3 Mrd. $ abgezweigten Gelder zu Tage bringt.

In dem Brief, der auf der nach dem malaysischen Teilstaat Sarawak benannten Webseite aufgeschaltet wurde, werden die Adressaten aufgefordert, die mit 1MDB-Geldern finanzierten Geschenke, Spenden und Gebühren an die geschädigte Partei zurückzuerstatten. Das Schreiben ist eines der bisher letzten Kapitel einer Saga, die mittlerweile Untersuchungsbehörden in mindestens sieben Staaten beschäftigt und in der Klage der US-Justiz wegen angeblicher Geldwäscherei gipfelte.

Das alles ist umso bemerkenswerter, als der direkt in den Fall verwickelte malaysische Premierminister Najib Razak mit allen Mitteln versucht, den Skandal unter den Teppich zu kehren. Doch Rewcastle Browns Sarawak Report trug mit immer neuen Enthüllungen dazu bei, dass der Fall auf internationaler Ebene juristisch aufgearbeitet wird.

Dabei ist die 1960 in der damaligen britischen Kronkolonie Sarawak geborene Schwägerin des ehemaligen britischen Premierministers Gordon Brown eher zufällig zu ihrer Enthüllungsplattform gelangt, wie sie im Gespräch mit der «Finanz und Wirtschaft» ausführt. 2005 nahm sie in Sarawak an einer Umweltkonferenz teil. Lokale Journalisten und Aktivisten forderten sie auf, die Weltöffentlichkeit auf die in alarmierendem Tempo voranschreitende Abholzung der malaysischen Regenwälder aufmerksam zu machen.

Sie konnte damals wohl nicht ahnen, dass sie damit auf einen Sumpf von Umweltverbrechen, Korruption und einem den ganzen Globus umfassendes Geldwäschereisystem stossen würde. «Es handelt sich dabei um Kriminalität, die uns alle auch im Ausland betrifft, so etwa in Form der in Finanzzentren wie London oder New York explodierenden Immobilienpreise», sagt Rewcastle Brown. Dass die hiesigen Behörden bisher tatenlos zuschauen, zeige, wie stark das Establishment Nutzniesser dieses Systems sei.

Umso angenehmer überrascht zeigt sie sich, dass die US-Justiz nach langem Zögern aktiv geworden ist. «Lange befürchtete ich, dass Barack Obama aus aussenpolitischen Gründen ein Verfahren verhindern würde.» Das belastende Material habe den Behörden jedoch seit Monaten vorgelegen. Der international weit verflochtene Fall erklärt wohl auch, warum die Schweizer Bundesanwaltschaft ihre Untersuchung trotz der Aufforderung des malaysischen Generalstaatsanwalts nicht eingestellt hat.

Auf die Frage, was der Sarawak Report weiter auf Lager hält, antwortet die Londonerin, sie hoffe, nun etwas mehr Ruhe zu haben. Das heisst aber nicht, dass die Quelle versiegt. Am Dienstag hat die Online-Plattform enthüllt, dass Milliardenschulden des 1MDB über eine überzogene Rechnung einer staatlichen chinesischen Baufirma hätten zurückgezahlt werden sollen.

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