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15:51 Uhr - 16.09.2014

Imran Kahn: Der Zahlenzauberer lässt es regnen

Der Investmentbanker aus Bangladesch ist der neue Star der Credit Suisse, die beim IPO asiatischer Internet-Unternehmen ganz vorne mitmischt.

Imran Khan, 37 Jahre alt, ist der Mann der Stunde in der Investmentbank der Credit Suisse (CSGN 25.29 0.2%). Denn die Schweizer Grossbank ist beim Rekord-Börsengang von Alibaba in New York an vorderster Front dabei. Die Preisspanne für die Publikumsöffnung des chinesischen E-Commerce-Giganten wurde soeben auf 66 bis 68 $ pro Titel angehoben; das Erstemissionsvolumen steigt damit auf bis zu 24 Mrd. $. Und der junge Bangladeschi spielt eine zentrale Rolle beim prestigereichen Börsenprojekt.

Bild: Katharine AndriotisKhan leitet aus San Francisco das Internet-Investment Banking der Credit Suisse. Geholt haben ihn die Schweizer im Frühjahr 2011 von J. P. Morgan. Dort hatte Khan sieben Jahre als Staranalyst für Unternehmen im Internet-Bereich gearbeitet. Der Zahlenjongleur begleitete in dieser Funktion Firmen wie Google (GOOGL 582.12 0.08%), Ebay (EBAY 50.89 -0.14%), Amazon (AMZN 322.64 -0.39%) und Yahoo (YHOO 42.16 -0.92%). Dabei knüpfte er erste Beziehungen zum damaligen Alibaba-Finanzchef Joe Tsai. Denn Yahoo ist mit einer Beteiligung von rund 23% eine Aktionärin von Alibaba. Tsai und Kahn sollen sich gut verstanden und die Beziehung später intensiviert haben. 2012 beriet die Credit Suisse Alibaba, als die chinesische Gruppe eigene Aktien im Wert von fast 8 Mrd. $ von Yahoo zurückerwarb.

Credit Suisse war um die Nullerjahre die Topadresse für Deals im boomenden Internet-Sektor. Doch mit dem Platzen der Dotcom-Blase stand die Grossbank unter Druck. Sie musste eine Vergleichszahlung über 100 Mio. $ wegen Vorwürfen der unlauteren Aktienplatzierung leisten, und ihr damaliger Starbanker, Frank Quattrone, geriet ins Visier der amerikanischen Justiz.

2010, als auch der verbliebene Top-Dealmaker George Boutros absprang – er wechselte zur Boutique Frank Quattrone Qatalyst Partners –, handelte die Investmentbank und suchte erneut den Anschluss an die anderen Wallstreet-Banken, die ihr auf dem Gebiet enteilt waren: Sie verpflichtete Khan, der mit seinen Analysefähigkeiten gleichermassen gut Zahlen interpretieren und Trends erkennen konnte, wie er in der Lage war, kleinere Firmen zu identifizieren, die früher oder später Börsengänge anstreben würden.

Bei den Milliarden-IPO der amerikanischen Internet-Dominatoren Facebook (FB 74.727 0.2%) und Twitter (TWTR 50.13 1.52%) war Credit Suisse noch nicht dabei. Doch Kahn verhalf Credit Suisse zu einem Ticket bei den Börsengängen der chinesischen Social Media Platform Weibo (WB 20.9362 -0.54%) und des Online-Kosmetik-Retailers Jumei. Asiatische Tech-Firmen sind die Spezialität ihres neuen Rainmakers. Seit 2013 kam Credit Suisse auf mehr Leads bei Publikumsöffnungen chinesischer Internet-Firmen als irgendeine andere Bank, evaluierte das Wall Street Journal.

An der zurückeroberten Spitzenposition verdient sie nicht nur gut – aus dem IPO von Alibaba dürften ihr über 30 Mio. $ zufliessen –, sondern sie geht auch erneut Risiken ein: Das WSJ ruft in Erinnerung, dass der chinesische Online-Retailer LightInTheBox letztes Jahr an die Börse drängte, dessen ursprünglicher Berater Morgan Stanley (MS 35.2 -0.03%) allerdings von einer überstürzten Publikumsöffnung abgeraten habe und das IPO einstweilig verschieben wollte. Da sprangen die Banker der Credit Suisse ein. Sie platzierten die Emission erfolgreich. Doch nach enttäuschenden Gewinnausweisen begannen die Titel stark zu schwanken und liegen nun 50% unter der Erstnotiz.

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