Bossards Umsatz ist im vergangenen Jahr so schwach gewachsen wie seit Jahren nicht mehr. Auch das laufende Jahr dürfte anspruchsvoll werden.
Die eigenen Prognosen hat der Verbindungstechnikspezialist Bossard (BOSN 157.3 -10.11%) erfüllt. Der im vergangenen Jahr erzielte Umsatz von 876 Mio. Fr. (+0,6% ggü. Vorjahr) liegt im oberen Bereich der prognostizierten Bandbreite von 860 bis 880 Mio. Fr. Die Prognose stammt von Ende August. Damals musste das Unternehmen die bis dahin geltende Guidance von 900 bis 920 Mio. Fr. wegen der verhalteneren Nachfrage reduzieren.
Trotz der erfüllten Prognose: Die Anleger reagierten enttäuscht. Bossards Aktien verloren bis Dienstagnachmittag 8,5%. Das ist einerseits damit zu erklären, dass der publizierte Umsatz leicht unter den Erwartungen am Markt liegt. Analysten hatten im Durchschnitt 879 Mio. Fr. und damit ein Ergebnis am obersten Rand der Guidance erwartet.
Nachlassende Konjunktur
Skeptisch stimmen dürfte Anleger zudem die Tatsache, dass das vergangene Jahr für Bossard gegen Ende immer schwieriger wurde. Im vierten Quartal spürte der Zulieferer die nachlassende Konjunktur im Industriesektor deutlich. Das liegt auch daran, dass seine Kunden heute nicht mehr auf Lager produzieren, sondern just in time. «Dadurch spüren wir die Konjunkturzyklen direkter», sagt Finanzchef Stephan Zehnder gegenüber «Finanz und Wirtschaft».
Einen Ausblick auf das laufende Jahr hat Bossard noch nicht publiziert. Zehnder sagt aber: «2020 wird aus heutiger Sicht ein weiteres anspruchsvolles Jahr.» An der konjunkturellen Situation habe sich kurzfristig nichts geändert. Die Einkaufsmanagerindizes (PMI) hätten nicht gedreht, und die politische Unsicherheit sei nach wie vor da.
Schwächere Nachfrage von Tesla
Im vergangenen Jahr schmälerte zudem die schwächere Nachfrage des US-Grosskunden Tesla, mit dem Bossard rund 5% des Gesamtumsatzes erzielt, das Ergebnis. Für die Tesla S und X ist Bossard ein wichtiger Zulieferer. Beim neueren Model 3, der nun vorwiegend produziert wird, wird aber mehr geschweisst und weniger geschraubt. Bossard kann deutlich weniger Teile beisteuern.
Die Auswirkungen zeigen sich beim Blick auf den Verkaufserlös in den einzelnen Regionen: Während der Umsatz in Asien um 9% stieg und in Europa um immerhin 3%, sank er in Amerika um 9%. Tesla sei ein «wesentlicher Treiber» für das Minus in Amerika, sagt Zehnder.
Hinzu kommt, dass auch der zweite US-Grosskunde, John Deere (DE 174.74 0.76%), konjunkturell bedingt weniger bestellt hat. Mit Tesla und John Deere mache Bossard rund 45% des Umsatzes in den USA, so Zehnder. Zum deutlichen Minus in den USA beigetragen haben aber auch auslaufende Projekte sowie die generell schwächere Konjunktur.
Gewinnschätzung reduziert
«Finanz und Wirtschaft» reduziert die bisherige Gewinnschätzung für 2019 leicht, von 9.30 auf 9.20 Fr. pro Aktie. Für das laufende Jahr wird die Schätzung von 9.90 auf 9.50 Fr. pro Titel reduziert. Daraus ergibt sich ein Kurs-Gewinn-Verhältnis von knapp 17.
Im historischen Vergleich ist die Bewertung damit nicht tief. Nach der deutlichen Korrektur im Sommer haben sich die Valoren in den vergangenen Monaten nämlich merklich erholt. Wir raten Anlegern, vorerst an der Seitenlinie zu bleiben. Am 4. März wird Bossard den detaillierten Jahresabschluss präsentieren, inklusive einer Guidance für das laufende Jahr.
Die komplette Historie zu Bossard finden Sie hier. »
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