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15:07 Uhr - 16.08.2016

«Small und Mid Caps steigen weiter»

Matthias Geissbühler, Manager des Swiss Small und Mid Cap Fonds von Notenstein La Roche, erklärt, warum sich Aktien von Small Caps lohnen und welche Titel immer noch attraktiv bewertet sind.

Herr Geissbühler, Aktienkurse von kleinen und mittelgrossen Unternehmen aus der Schweiz haben sich in den vergangenen fünf Jahren verdoppelt. Steigen sie weiter?
Matthias GeissbühlerMatthias Geissbühler: «90% der SMI-Titel sind unattraktiv oder angeschlagen.» Bild: Roto Marlin BaselJa, denn das Niedrigzinsumfeld drängt Anleger in Aktien. Dabei liegt der Fokus oft auf den 20 Titeln aus dem Swiss Market Index (SMI (SMI 8234.32 -0.85%)). Das Problem ist dabei, dass 90% der Schweizer Large Caps zurzeit unattraktiv oder angeschlagen sind.

Was meinen Sie damit?
Nestlé (NESN 79.35 -0.63%) beispielsweise ist sicher sehr gut aufgestellt. Das Nahrungsmittelunternehmen konnte in den vergangenen drei Jahren die Ziele im organischen Wachstum aber nicht mehr erreichen. Aufgrund des verhaltenen globalen Wachstums und der deflationären Tendenzen zweifle ich daran, dass der Konzern die Ziele in den nächsten Jahren erreichen wird. Zudem ist die Bewertung ziemlich sportlich.

Und die anderen Blue Chips?
Die beiden Pharmakonzerne sind mit Preisdruck konfrontiert, Grossbanken vernichten seit Jahren Aktionärswert, Versicherungen leiden unter dem Niedrigzins und Hersteller von Luxusgütern kämpfen mit Nachfrageschwund. Insofern kämpfen 90% der SMI-Unternehmen mit Herausforderungen. Es gibt durchaus interessante Titel, überzeugende Investments sind es derzeit aber nicht. Das führt dazu, dass Anleger Qualitätsaktien suchen.

Welche Titel sind das?
Gesellschaften wie Givaudan (GIVN 2039 -1.26%), Geberit (GEBN 422.2 5.1%) sowie grössere Mid Caps wie Schindler (SCHN 185 -4.64%), Lindt & Sprüngli (LISN 68480 -0.73%) und Ems-Chemie (EMSN 532 -1.84%) sind gesucht. Diese Aktien sind unterdessen allerdings sehr teuer und die Bewertungen liegen jeweils deutlich über dem mehrjährigen Durchschnitt. Auf der Suche nach günstigeren Alternativen weichen Anleger immer mehr auf Small Caps aus. Darum sehe ich dort noch Potenzial.

Das Kurspotenzial bei Small Caps ist demnach von den Zuflüssen getrieben.
Es gibt auch noch Titel, die niedrig bewertet sind. Feintool (FTON 96.55 -0.46%), Gurit (GUR 677 -1.6%), Mikron (MIKN 6.46 0.15%), Bobst (BOBNN 53.3 -1.11%), Phoenix Mecano und Starrag (STGN 50 -1.57%) finden wir derzeit attraktiv. Diese Titel befinden sich unter dem Radar der meisten Anleger. Mikron ist mit einem Kurs-Buchwert-Verhältnis von 0,6 sehr günstig.

Wie liquide sind diese kleinen Titel?
zoomDie Liquidität ist ein Problem. Wir können damit aber gut umgehen, da wir im Unterschied zu vielen anderen Small & Mid Cap Fonds keine aggressiven Wetten auf diese Titel eingehen. Wir haben fast 120 Titel in unserem Fonds und gehen auch Positionen von 0,5% ein. Aber auch dann kaufen wir teilweise über Tage oder gar Wochen.

Haben solch kleine Positionen auf die Performance überhaupt einen Einfluss?
Wir halten im Fonds ein Drittel Small Caps und zwei Drittel Mid Caps. Der einzelne Beitrag ist vielleicht gering, aggregiert lohnt es sich aber. Dank des breiten Portfolios sind wir auch stark diversifiziert und der Fonds hat eine geringe Volatilität. Zudem profitieren wir bei Übernahmen.

Wegen einer plötzlichen Umkehr der Investorengelder machen Sie sich keine Sorgen?
Historisch gesehen haben sich Small Caps besser als Mid Caps und Mid Caps besser als Large Caps entwickelt. Es ist kein Phänomen der vergangenen drei, vier Jahre, sondern eine langfristige Entwicklung. Ein Grund ist die Entschädigung in Form einer Liquiditätsprämie. Der plötzliche Kapitalabfluss ist sicher ein Risiko. Langfristig gesehen wird der Anleger für dieses Risiko aber entschädigt. Ein weiterer Vorteil ist, dass die Volatilität von Small Caps geringer ist als von Mid und Large Caps.

Welche Sektoren finden Sie attraktiv?
Wachstumstitel aus dem Technologiebereich wie U-Blox (UBXN 241.8 -1.59%) und Comet (COTN 810 -0.74%) finden wir momentan sehr interessant.

Comet kämpft derzeit mit Schwierigkeiten.
Mittel- bis langfristig sehen wir dennoch grosses Wachstumspotenzial. Wir rechnen ab 2017 wieder mit einer Gewinnsteigerung von 20 bis 25% pro annum über die nächsten Jahre. Dies rechtfertigt auch die recht hohe Bewertung.

Welche Titel haben Sie jüngst aufgebaut?
Wir rechnen im Verlauf der nächsten sechs bis zwölf Monaten mit einer Erholung im Agrarzyklus. Darum haben wir unsere Positionen in Bucher (BUCN 248 -1%) und Bossard (BOSN 124 -0.4%) erhöht.

Einer der grössten Übergewichte in Ihrem Fonds ist Komax.
Uns gefällt die Restrukturierung und Fokussierung auf den Kabelbereich. Ähnliches sehen wir derzeit bei Looser (LOHN 64.7 2.7%) mit der soeben angekündigten Portfoliooptimierung. Auch bei Metall Zug (METN 2901 -0.21%) würde eine Bereinigung des heterogenen Geschäftsportfolios einen Mehrwert generieren.

Ist es schwieriger geworden, attraktive Anlagen zu finden?
Bewertungstechnisch definitiv. Andererseits passiert im Segment der kleinkapitalisierten Unternehmen sehr viel. Es gibt immer wieder Restrukturierungen, die ein Unternehmen wieder interessant machen. Ein gutes Beispiel ist die Arbonia-Forster-Gruppe. Wir sind derzeit zwar deutlich untergewichtet, verfolgen den Turnaround aber sehr genau. Für eine Investition wollen wir aber zuerst noch ein paar Quartale Bestätigung haben.

Ist es dann nicht bereits zu spät?
Wir erwischen die Aktie dann nicht auf dem Tiefpunkt. Bestätigt sich ein Turnaround, bleibt immer noch genügend Potenzial für weitere Kurssteigerungen.

Welche Titel stehen momentan auf Ihrer Einkaufsliste?
Wir bauen sukzessiv im Small-Cap-Bereich die bestehenden Positionen weiter auf. Darunter gehören Werte wie Looser Holding, Mikron, Bobst, Feintool sowie Starrag. Bei den grösseren Mid-Cap-Titeln sind Schindler und Partners Group (PGHN 452.75 -1.36%) sehr interessant. Auf den aktuellen Niveaus sind aber beide zu teuer. Hier würden wir für Zukäufe eine Korrektur abwarten.

Welche Sektoren finden Sie unattraktiv?
Wir investieren nicht in Kantonalbanken, da wir geringes Wachstumspotenzial sehen. Zurückhaltend sind wir bei kleineren Biotechunternehmen, die noch keinen Gewinn erwirtschaften. Wir investieren nur in Gesellschaften, wie beispielsweise Basilea (BSLN 73.6 0.96%), die erste Produkte auf dem Markt haben und eine gewisse Visibilität bieten.

Wie geht es mit den Small Caps weiter?
Über die vergangenen Jahre erreichten Small Caps eine Performance von 15% pro Jahr. Mid Caps erzielten 12%. Diese Rendite wird in den nächsten Jahren unerreicht bleiben. Für 2017 rechne ich tendenziell mit einer Konsolidierung und einer Seitwärtsbewegung.

Trotz der Geldflüsse in Small Caps?
Irgendwann werden auch diese vorbei sein. Ich glaube, wir befinden uns auf der letzten Welle in dieser Rally von Small-und Mid-Cap-Aktien. Langfristig werden Small Caps aber dennoch besser abschneiden als der Gesamtmarkt. Am Ende muss der Anleger selbst entscheiden, ob er langfristig in Small Caps investiert bleiben oder kurzfristig Gewinne realisieren will. Wir müssen uns diese Frage nicht stellen, da wir vom langfristigen Potenzial von Small Caps überzeugt sind und als Fondsmanager grundsätzlich immer investiert bleiben.

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