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09:11 Uhr - 01.10.2018

Pascal Grieder: «Nicht trotz, sondern wegen Niel zu Salt»

Im Leben des neuen CEO von Salt ging alles schnell. Nun soll er im Auftrag von Eigentümer Xavier Niel das Wachstum des Telecom-Herausforderers beschleunigen.

Die anthrazitfarbene Berateruniform hat Pascal Grieder gegen einen modischen Tweed-Sakko eingetauscht. Heute mit Poschettli, perfekt abgestimmt. Grieder ist der neue CEO des Telecomanbieters Salt, neben Swisscom (SCMN 440.5 -0.83%), Sunrise (SRCG 88.2 -0.56%) und Kabelanbieter UPC der Nummer vier im starren Schweizer Markt. Eine erste Berufskarriere hat der 41-Jährige bereits hinter sich gebracht, als Strategieberater beim Consulting-Riesen McKinsey & Company. Die Zeiten der endlosen Powerpoint-Kundenpräsentationen sind für ihn aber vorbei. Wie viele Consulting-Novizen wollte Grieder nach dem Studium eigentlich nur zwei Jahre bei McKinsey bleiben und später weiterzuziehen. Doch dann habe es ihm dort so gut gefallen, sagt er. Aus zwei Jahren wurden dreizehn. Und in nur sechs Jahren schaffte er es in der starren McKinsey-Hierarchie von ganz unten nach ganz oben, zum Partner. 2015 übernahm er die Leitung der Digitalsparte in der Schweizer Niederlassung, ganz nach dem Motto «up or out».

Nach dem Elektrotechnikstudium mit Doktorat an der ETH Zürich spezialisierte sich Grieder bei McKinsey früh auf die Telecomindustrie. Er arbeitete aber nicht für die ganz Grossen der Branche, sondern eher für die Nummer drei oder vier im Markt – wie jetzt Salt in der Schweiz. «Die Arbeit für kleinere, dynamische Telecomunternehmen war reizvoll. Ich war mit viel Herzblut dabei», sagt der frischgebackene CEO. In seinen Beraterjahren haben sich seine Wege aber nie mit denen seines neuen Chefs, Xavier Niel, gekreuzt.

Niel ist der legendenumwobene Gründer der französischen Telecomfirma Iliad (ILD 108.85 -1.94%). Dessen rasanter Aufstieg machte Niel zu einem der reichsten Franzosen. Er kaufte Salt 2015 für 2,8 Mrd. Fr. und steht heute dem Salt-Verwaltungsrat vor. Nach Johan Andsjö und Ex-Googler Andreas Schöneberger ist Grieder nun schon der dritte CEO, dem Niel die Geschicke von Salt anvertraut. «Ich bin wegen, nicht trotz des Hauptaktionärs zu Salt gekommen», sagt Grieder. Niel und sein Team würden geballte Marktkompetenz einbringen und seien «pragmatisch im Umgang», sagt er. Es sei keineswegs so, dass täglich Instruktionen durchgegeben würden. Dass sich der Hauptaktionär in einem privat geführten Unternehmen stärker einbringe, sei naheliegend. Die Vorgaben Niels sind klar: Salt soll mit digitaler Innovation auf «die nächste Ebene» gebracht, das Wachstum des Unternehmens beschleunigt werden.

Ob dafür strategische Weichenstellungen nötig sind, will Grieder nach nur vier Wochen im Amt nicht sagen. Für ihn steht indes schon fest: «Der eingeschlagene Weg ist der richtige. Eine 180-Grad-Wende wird es nicht geben.» Auch darüber, wie es an der Verkaufsfront weitergehen soll, hält sich der CEO bedeckt. «Unser Festnetzangebot Salt Fiber ist technisch und auch vom Leistungsumfang her international einzigartig», sagt er energisch. Einen Hinweis, wo er bei Salt ansetzen könnte, gibt es. «Mich beeindruckt Starbucks», sagt Grieder. Die Kaffeehauskette verkauft ein 300 Jahre altes Produkt, hat es aber geschafft, die Industrie mit einem einzigartigen Kundenerlebnis zu revolutionieren.

Seine Arbeitsweise beschreibt Grieder als «analytisch, strukturiert und rational», typisch Berater also. «Es braucht aber auch Intuition. Ein gutes Kundenerlebnis lässt sich nicht auf einer Excel-Tabelle entwickeln», räumt er ein. Ist Grieder nicht beruflich unterwegs, stehen Familie und Reisen an erster Stelle. Vor Jobantritt reiste er mit Frau, sowie fünf-, acht- und zehnjährigen Kids um die Welt: Südostasien, Pazifikregion, Japan, die USA. Mit dabei ein Koffer voller Schulbücher, damit die Kinder in den sechs Monaten nicht zu viel Stoff verpassen. Sonst erlebt man Grieder auch mal beim Spielen von Video-Games, aktuell Fifa-Fussball oder Rayman auf der Nintendo Switch (SWCH 10.64 -1.48%). Auf Business-Literatur hat er nach einem langen Arbeitstag wenig Lust, lieber greift er zur Entspannung zu Fantasy- oder Scifi-Romanen. Jetzt steht ein Umzug bevor, die Familie wird von Wettingen nach Lausanne gehen. Dort ist die Salt-Zentrale.

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