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11:00 Uhr - 17.12.2015

Kaufangebot an Micronas

Der Verwaltungsrat des Halbleiterherstellers stimmt dem Übernahmeangebot von TDK zu. Der japanische Elektronikkonzern bietet 7.50 Fr. je Aktie in bar. Das ist 70% mehr als der 60-Tage-Durchschnittskurs.

«Wir halten akquisitorisches Wachstum für wichtig», betonte Heinrich Kreutzer, Verwaltungsratspräsident von Micronas (MASN 7.33 59.35%), im Februar. Man habe die Suche nach Übernahmekandidaten intensiviert. Nun kommt es andersrum: Der Halbleiterhersteller selbst hat vom japanischen Elektronikkonzern TDK ein Kaufangebot erhalten.

TDK offeriert 7.50 Fr. je Aktie in bar. Im Vergleich zum volumengewichteten Durchschnittskurs der vergangenen sechzig Börsentage entspricht das einem Aufpreis von 70%, gegenüber dem Schlusskurs vom Vortag sind es 63%. Der Verwaltungsrat von Micronas unterstützt das Angebot und gedenkt zurückzutreten, wenn es angenommen wird.

Die Transaktion bedarf der Zustimmung der Kartellbehörden. Mindestens 67% der ausstehenden Micronas-Aktien müssen angedient werden. Die Angebotsfrist wird um den 12. Januar 2016 beginnen und am oder um den 10. Februar enden. Anfang März soll die Transaktion abgeschlossen sein.

Frust für treue Aktionäre

Mithilfe der Übernahme will TDK das Geschäft mit Sensoren ausbauen. Micronas ist einer der führenden Produzenten von Magnetfeldsensoren (sog. Hall-Sensoren), die für Festplattenlaufwerke verwendet werden.

«Wir glauben, dass diese Akquisition eine perfekte Kombination ist, die Synergien in Produktion und Umsatz für beide Firmen ermöglicht», lässt TDK verlauten. Einer Berechnung der Zürcher Kantonalbank zufolge müsste das japanische Unternehmen aus der Übernahme «sehr ambitiöse» Einsparungen von 30% herausholen, damit sich die Akquisition lohnt.

Der Angebotspreis bewertet das Unternehmen mit 214 Mio. Fr. Gemäss dem Sektoranalysten des Brokers Helvea-Baader wird Micronas damit im Verhältnis zum operativen Ergebnis 2016 fast doppelt so hoch wie der Branchendurchschnitt bewertet.

Gründe gegen eine Annahme gibt es auch aus Sicht der Micronas-Publikumsaktionäre nicht. Gemäss Einschätzung der Bank Vontobel (VONN 45.85 2%) mangelt es Micronas an kritischer Masse. Ein konkurrierendes, preistreibendes Angebot ist nicht zu erwarten.

Langfristige Aktionäre dürften die Offerte jedoch mit grossem Frust akzeptieren. Die Micronas-Aktien haben schon deutlich höhere Börsenkurse gesehen. Anfang 2011 notierten sie doppelt so hoch wie das Angebot von TDK, nicht zu reden vom Niveau 2005 (über 50 Fr.) und 2000 (über 100 Fr.). Auf dem Angebotspreis von 7.50 wurden Micronas letztmals im August 2014 gehandelt.

Umsatz- und Margenschwund

Der Kursniedergang der vergangenen fünf Jahre spiegelt einen enttäuschenden Geschäftsverlauf. In dieser Zeit hat Micronas 30% Umsatz eingebüsst. Die operative Marge schrumpfte auf niedrige einstellige Werte.

Dieses Jahr macht Micronas der schwache Automarkt in Japan zu schaffen. Dort verbucht das Unternehmen über die Hälfte des Umsatzes. Dazu kamen ungünstige Wechselkurseffekte, eine Umstellung der Produktion auf ein anderes Format und Anlaufkosten für neue Produkte.

Nach neun Monaten resultierten ein Umsatzrückgang von 15% und ein Verlust von 7,4 Mio. Fr. Die Prognose für das Gesamtjahr wurde im Oktober reduziert, wobei das Management gerade noch mit einem knappen Betriebsgewinn rechnet.

Die komplette Historie zu Micronas finden Sie hier. »

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