Der Preis steht seit Wochenbeginn unter Druck. Wegen den tiefen Realzinsen bleibt das Edelmetall mittelfristig aber attraktiv.
Zum Wochenstart musste Gold (Gold 1256.2 -1.02%) einen deutlichen Dämpfer hinnehmen. Am Dienstag fiel der Preis je Unze erstmals seit dem Brexit-Entscheid Ende Juni unter 1300 $. Vom Jahreshöchst Anfang Juli bei 1375 $ hat er bereits 8% verloren.
In der ersten Jahreshälfte war Gold in den Fokus gerückt. Die Notierung stieg um mehr als 25%. Neben den tiefen Realzinsen sorgte die politische und wirtschaftliche Unsicherheit für einen «perfekten Sturm»: Viele Anleger suchten im Edelmetall den sicheren Hafen.
Wachsende Skepsis
Doch jetzt wächst die Skepsis wieder. Grund dafür sind die höheren Zinserwartungen in den USA. Denn wenn die realen Zinsen steigen, verliert Gold an Attraktivität, da es keine Rendite abwirft, aber Haltekosten mit sich bringt.
Die am Terminmarkt veranschlagte Wahrscheinlichkeit einer Zinserhöhung durch die US-Notenbank Fed beträgt bis Ende Jahr mittlerweile fast 65%. Gemäss den jüngsten Konjunkturdaten ist die US-Wirtschaft auf gutem Weg. Im September ist der ISM Einkaufsmanagerindex für die Industrie unerwartet deutlich gestiegen.
Und der Druck auf Fed-Chefin Janet Yellen, die Zinsen anzuheben, nimmt zu. Diese Woche haben sich bereits zwei Notenbanker gegen die abwartende Haltung des Fed ausgesprochen. Gemäss Jeffrey Lacker, Präsident der Distriktnotenbank Richmond, hinkt die US-Notenbank bereits heute hinter ihrem Auftrag hinterher. Bis zum Zinsentscheid des Fed am 14. Dezember dürfte der Goldpreis tief bleiben.
Zinsen bleiben nahe null
Laut James Butterfill von ETF Securities wird sich aber auch im Fall einer Zinserhöhung fundamental nichts ändern. Zwar rechnet die US-Notenbank bis 2018 mit einen Anstieg des Leitzinses auf knapp 2%. Gleichzeitig dürfte nach Angaben des Fed aber auch die Inflation in den USA auf das anvisierte Ziel von 2% steigen. Die realen Zinsen würden dann wieder gegen null fallen.
Das könnte Gold mittelfristig zu einem höheren Preis verhelfen, was sich in der Haltung der Anleger reflektiert. Trotz der jüngsten Preisschwäche ist die Stimmung am Markt optimistisch. Noch immer setzen die meisten spekulativen Investoren auf eine steigende Notierung (Long-Positionen). Während die Short-Positionen, mit denen Anleger auf einen fallenden Preis setzen, seit einem Jahr unverändert tief sind.
ETF Securities erwartet daher einen Anstieg des Goldpreises auf 1440 $ je Unze im kommenden Jahr. Die Analysten von UniCredit (UCG 2.092 4.08%) und Commerzbank (CBK 5.756 -0.84%) sind zwar etwas weniger optimistisch, gehen aber ebenfalls davon aus, dass sich der Unzenpreis 2017 wieder auf 1300 bis 1350 $ erholen wird. Bis Ende Jahr dürfte der Preis aber nicht steigen.
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