Der 62-jährige Forscher und Dealmaker hat die FuW-Webumfrage klar für sich entschieden. Anleger hoffen, dass der Gründer von Actelion die Erfolgsgeschichte mit Idorsia wiederholen kann.
Von Anfang an hat Jean-Paul Clozel die Webumfrage von «Finanz und Wirtschaft» dominiert. Rund ein Drittel der Teilnehmerinnen und Teilnehmer hat den jetzigen Chef des Biotech-Unternehmens Idorsia (IDIA 26.86 -0.07%) zum Manager des Jahres 2017 gewählt.
Er hat damit Hans Brändle, den CEO des Solarzulieferers Meyer Burger (MBTN 1.818 -0.22%), und Mark Schneider, CEO von Nestlé (NESN 83.76 0.55%), auf die Plätze verwiesen. Clozel hat deutlich mehr als doppelt so viele Stimmen erhalten wie der Zweitplatzierte.
Die nicht repräsentative Umfrage dauerte über die Festtage bis Freitagmittag.
Ein gewiefter Taktiker
Die Wahl von Clozel ist eigentlich keine Überraschung. Virtuos fädelte der Franzose den Verkauf des von ihm mitgegründeten Pharmakonzerns Actelion an Johnson & Johnson (JNJ 140.55 -0.01%) ein und trieb den Preis nach oben. Rund 30 Mrd. $ hat Johnson & Johnson 2017 nach einem Bieterkampf mit dem französischen Pharmakonzern Sanofi gezahlt.
Seine Karriere begann Clozel als Kardiologe. Nach elf Jahren in der Praxis entschied er sich, in die angewandte Forschung zu wechseln. Beim Basler Arzneimittelhersteller Roche (ROG 252.05 0.18%) entdeckte er zum ersten Mal das Potenzial, das in Endothelin-Rezeptor-Antagonisten steckt. Clozel wurde damals bewusst: Mit den Wirkstoffen lassen sich Herz-Kreislauf-Krankheiten, wie Bluthochdruck in der Lungenarterie (pulmonale arterielle Hypertonie, PAH), behandeln.
Roche jedoch glaubte nicht an das Projekt. Clozel trennte sich darum vom Pharmakonzern und gründete zusammen mit seiner Frau und Freunden 1997 Actelion. Vier Jahre später brachten sie den ersten Endothelin-Rezeptor-Antagonisten (ERA), Tracleer, auf den Markt.
Das Medikament erzielte zu Spitzenzeiten 1,5 Mrd. $ Umsatz pro Jahr. Die Nachfolgerpräparate sind auf gutem Weg, es ihm gleichzutun. Roche dürfte sich noch heute darüber ärgern, dass sie das Potenzial damals falsch eingeschätzt hat.
Actelion-Erfolgsgeschichte wiederholen
Bis zum Deal mit Johnson & Johnson besass Clozel 3,3% an Actelion. Die Übernahme hat ihn somit zum Milliardär gemacht. Doch Clozel hat noch längst nicht genug. Mit seiner neuen Gesellschaft Idorsia, die als Actelion-Abspaltung an der Schweizer Börse kotiert ist, will er die Erfolgsgeschichte von Actelion kopieren.
Mit einer finanziellen Zusicherung von 1 Mrd. Fr. von Johnson & Johnson und Partnerschaftsverträgen sind erste Projekte gesichert. Im Fokus stehen ein Wirkstoff zur Behandlung von resistentem Bluthochdruck und ein Präparat gegen schwere Schlaflosigkeit.
Mittlerweile ist auch Roche wieder auf Clozel aufmerksam geworden. Wie Idorsia jüngst bekannt gegeben hat, geht sie mit dem Basler Konzern eine Forschungskooperation zur Entwicklung von Wirkstoffen ein, die das Immunsystem gegen Krebs mobil machen sollen.
Dadurch fliessen dem Unternehmen rund 15 Mio. Fr. in bar zu. Weitere 35 Mio. Fr. folgen, sollte sich Roche das Recht auf die Entwicklung und die Vermarktung der Präparate sichern. In Aussicht gestellt werden zudem finanzielle Beiträge von total 410 Mio. Fr. bei Erreichen gewisser Meilensteine. Clozel geht die Arbeit also nicht aus.
Leidenschaft Forschung
Stören dürfte es ihn nicht. Forschung und Entwicklung sind seine grosse Passion, und er teilt sie mit seiner Frau Martine. Sie hat wesentlichen Anteil am Erfolg von Actelion und verfügt auch über eine wichtige Rolle bei Idorsia.
Das Ehepaar besitzt gemäss letzter Meldung der Schweizer Börse SIX rund 23% am Unternehmen, dessen Hauptsitz nur zehn Meter neben dem von Actelion liegt. Ab und zu sei Clozel auch heute noch in den Gängen von Actelion für einen Kaffee (Kaffee 131.705 0.04%) anzutreffen, berichten Insider. Seine alte Wirkungsstätte bleibt ihm also bis zu einem gewissen Grad erhalten.
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