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08:07 Uhr - 07.02.2017

AMS setzt voll auf die Karte Heptagon

Der jüngste Zukauf des österreichischen Chipherstellers soll 2017 den Wachstumsturbo bringen. Die Börse jubiliert schon mal vorab.

Die ­Enttäuschung ist ausgeblieben. Zwar spiegelt die Bilanz von AMS (AMS 41.6 22.53%) das Übergangsjahr: Alle Kennzahlen 2016 liegen unter denen des Vorjahrs; teils hat der österreichische Chiphersteller, dessen Aktien an der Schweizer Börse kotiert sind, die Erwartungen verfehlt. Die Dividende sackt von 0.51 auf 0.31 € pro Titel. Doch die Börse schaut nach vorn. Und da strahlt das Management weiter Zuversicht aus. «Wir sehen ein sehr gutes Jahr 2017 vor uns», erklärte AMS-CEO Alexander Everke. AMS-Aktien gewannen am Dienstag in der Spitze fast 25% – auch weil Leerverkäufer auf dem falschen Fuss erwischt worden sind und eine Grossbank aggressiv für AMS-Papiere warb.

Die Ingenieure des österreichischen Unternehmens übersetzen analoge Signale aus der realen Welt in digitale, die Smartphones, Tablets oder Computer verstehen, etwa bei Lichtsensoren im iPhone. Inzwischen arbeiten weltweit 3300 Mitarbeiter für AMS. Im 36. Jahr des Bestehens soll sich die Zahl der Angestellten deutlich erhöhen, um 1500 bis 1600 Mitarbeiter vor allem in der Produktion am neuen Standort in Singapur, erklärte CFO Michael Wachsler-Markowitsch. Durch den Kauf des Optikspezialisten Heptagon ist AMS dort zu einem Standort gekommen. Aktuell wird die Fabrikation aufgebaut. AMS investiere dafür in relativ kurzer Zeit 200 Mio. €, sagte CEO Everke.

Stärker bei Apple vertreten

Heptagon spielt eine Schlüsselrolle in der Strategie von AMS. Das Unternehmen bietet optische Sensoren an und gilt als Spezialist für optisches Packaging, also das Zusammenführen verschiedener Sensoren auf einem Chip oder Chipmodul. «Der jetzige Fokus der Firma liegt im Consumerbereich», sagte Everke. «Wir werden 2018 in andere Bereiche wie das Internet der Dinge und Automotive vorstossen.» Analysten hoffen, dass AMS dank Heptagon-Technik stärker in Apple-Geräte vordringt. In einer Analyse der Credit Suisse (CSGN 14.9 -0.33%) hiess es kürzlich, statt Sensoren für 0.39 $ wie aktuell werde AMS ab dem iPhone 8 Produkte für 2.70 $ pro Gerät beisteuern. Das Smartphone wird für Herbst erwartet.

Apple (AAPL 131.43 0.88%) und Samsung (SMSD 632 -1.66%), die beiden grössten Kunden von AMS, hatten im vergangenen Jahr einen Marktanteil zwischen 25 bis 30%, so CFO Wachsler-Markowitsch. In diesem Jahr solle der Anteil höher liegen. Mittelfristig legt Everke Wert darauf, die Kundenbasis auszubauen. Dann verhagelt ein einzelnes Gerät eines Herstellers auch nicht mehr das Ergebnis, wie das Note 7 im vergangenen Jahr. Samsung rief das Gerät zurück, weil es explodierte. AMS hatte da schon Sensoren dafür produziert und musste einen Teil abschreiben.

Unter anderem deshalb sank der Umsatz im abgelaufenen Geschäftsjahr fast 12% auf 549,9 Mio. €, der Betriebsgewinn fiel 41% auf 97,1 Mio. €. Unter dem Strich stand ein Gewinn von 102,9 – ein Minus von 31%. «Das vergangene Jahr war ein schwieriges, aber strategisch sehr wichtiges für uns», sagte Everke. «Wir nennen es ein Jahr der Transformation für uns.»

Weichen für das Wachstum

AMS habe 2016 die Weichen für das künftige Wachstum gestellt. Das Management rechnet mit einem vollkonsolidierten Umsatz des Heptagon-Geschäfts von in diesem Jahr 300 Mio. $. Zusammen mit dem Optik-Spezialisten will AMS im ersten Quartal einen Umsatz zwischen 141 und 148 Mio. € erwirtschaften. «Wir sehen ein sehr gutes Wachstum für die zweite Hälfte 2017», sagte Everke vor Journalisten. Bis 2019 soll der Umsatz jährlich 30% wachsen, ab dann zielt er auf eine Betriebsgewinnmarge auf Stufe Ebit (Earnings before interest and taxes) von 30%.

In einer Ersteinschätzung bemängelt UBS-Analyst David Mulholland die im vierten Quartal von 54 auf 52% gesunkene Bruttogewinnmarge, lobt aber den geplanten Umsatzbeitrag von Heptagon ­sowie das Aktienrückkaufprogramm von AMS über bis zu 60 Mio. Fr. ZKB-Analyst Andreas Müller kritisiert, dass der Ausblick für den Betriebsgewinn für das erste Quartal nur auf die Gewinnschwelle ziele. Barclays-Analyst Andrew Gardiner schrieb, «bedeutender sind unserer Ansicht nach die sehr zuversichtlichen Aussagen bezüglich des Geschäfts 2017». Und die Analysten von Helvea dämpfen diese Zuversicht: AMS habe «in der jüngeren Vergangenheit immer wieder – auch nach zuversichtlichen Aussagen – enttäuscht».

Fakt ist: Nach der Rally hat die Bewertung von AMS wieder stattliche Ausmasse angenommen. Das Kurs-Gewinn-Verhältnis 2017 erreicht nun 21, höher als bei vielen Rivalen – dabei gehörten AMS-Aktien noch im Januar zu den Lieblingen der Leerverkäufer. Viele Trader, vor allem wohl ausländische, mussten sich am Dienstag eindecken und sorgten mit für den volatilen Handel in AMS-Papieren. Interessierte warten auf günstigere Einstiegskurse.

Die komplette Historie zu AMS finden Sie hier. »

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