Strategische Massnahmen der Privatbank zeigen Wirkung. Der anspruchsvollere Teil des Turnaround steht aber noch bevor.
Die Bedingungen, unter denen die Bank Julius Bär (BAER 44.03 6.1%) von Juli bis September operierte, waren weiter fern der Normalität. Doch immerhin, so schrieb die Bank am Montag in ihrem Zwischenbericht nach neun Monaten, sanken die Erträge gemessen am verwalteten Vermögen (Bruttomarge) auf einen «nachhaltigeren Stand». Über den bisherigen Jahresverlauf betrachtet lag die Kennzahl bei 89 Basispunkte (Bp), nach 92 Bp im ersten Halbjahr. Die Nettomarge vor Steuern sank auf 30 Bp, von 31 Bp per Ende Juni.
Im Kontrast dazu verbesserte sich die Effizienz der Bank über den Sommer. Ein Kostenprogramm, welches CEO Philipp Rickenbacher im Februar angekündigt hatte, zeigte seine Wirkung. Das Kosten-Ertrags-Verhältnis, sank von 66,6 auf 66,1%. Das ist klar besser als die Erwartungen der Analysten, welche im Durchschnitt mit einem Anstieg auf 68,4% gerechnet hatten. Das mittelfristige Ziel der Bank liegt bei einem Wert unter 67%.
Um dieses zu halten, müssen auch die Erträge nachhaltig steigen. Das soll zum Teil mit einem neuen Vergütungssystem für Kundenberater gelingen, welche künftig stärker am Profit gemessen werden.
Gute Neugeldqualität
Auch der Stand der Kundenvermögen übertraf die Schätzungen. Ende September verwaltete Julius Bär 413 Mrd. Fr., nach 402 Mrd. Ende Juni und 426 Mrd. Ende 2019. Neben der weiteren Erholung der Aktienmärkte trug dazu ein deutlich höherer Nettoneugeldzufluss bei. Das Nettoneugeldwachstum hatte in der ersten Jahreshälfte lediglich bei 2,3% gelegen. Ein gewisser Nachholbedarf dürfte dafür gesorgt haben, dass es nach neun Monaten nun bei knapp 4% zu liegen kam.
Es kann davon ausgegangen werden, dass es sich dabei um qualitativ ansprechende Gelder handelt: Julius Bär schaffte das Neugeldwachstum als Zielgrösse im Februar ab und setzt stattdessen auf Gewinnwachstum. Die Bank schrieb zudem am Montag, die Kundengelder seien schneller Gewachsen als die Darlehen.
Einziger Wermutstropfen im abgespeckten Zahlenkranz war die Ankündigung eines erneuten Goodwill-Abschreibers auf die italienische Vermögensverwaltungsboutique Kairos. Diese wird den Jahresgewinn um 190 Mio. Fr. schmälern.
Attraktive Bewertung
Aus diesem Grund hebt «Finanz und Wirtschaft» die Schätzung für den Gewinn pro Aktie im laufenden Jahr trotz der unerwartet guten Leistung nicht an und bleibt bei 3.35 Fr. Nach einem Kurssprung von über 5% am Montag ist die Bank damit zum 13-Fachen des erwarteten Jahresgewinns bewertet.
Angesichts dessen hat die Aktie Luft nach oben. Da die Privatbank aber – unabhängig vom Geschäftsmodell – mit anderen Finanztiteln in Sippenhaft genommen wurde, dürfte sich der Kurs frühestens dann nachhaltig erholen, wenn sich ein Ende der Coronakrise abzeichnet.
Die komplette Historie zu Julius Bär finden Sie hier.»
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