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02:00 Uhr - 09.03.2016

Volatilität fordert Anleger

Übersicht: Die Berg- und Talfahrt, mit der 2016 begann, dürfte sich fortsetzen.

Die globale geldpolitische Schere geht auf, während politische und geopolitische Belastungen zunehmen. Zudem haben vier Einflussfaktoren die Spannungen an den Märkten in dem noch jungen Jahr begünstigt: die Sorgen einer grossen Abwertung des Yuan, der kollabierende Ölpreis, die Einführung negativer Zinsen und der schwächelnde Bankensektor.

Nach den Jahren der global ­koordinierten Geldpolitik gibt es nun gegensätzliche Entwicklungen. Während die US-Notenbank (Fed) die Zinsen um 0,25 ­Prozentpunkte erhöht hat, wurden sie in mittlerweile vier anderen Volkswirtschaften bis in den negativen Bereich weiter gesenkt. Der trotz Reserveverkäufen von China starke Dollar hat neben Wachstumsländern und Rohstoffen vor allem solche Unternehmen hart getroffen, die in der ­US-Währung verschuldet sind, ihren Umsatz aber in lokalen ­Währungen erwirtschaften.


Dunkle Wolken

Zudem verdunkeln sich die Wolken über der US-Konjunktur, was die Fortsetzung des geldpolitischen Fed-Kurses im Zweifel ebenso gefährden könnte wie Überraschungen im Rennen um die US-Präsidentschaftskandidatur. Zudem reagieren die Märkte nervös im Spannungsfeld zwischen dem Fed, das weitere vier Leitzinsanhebungen in diesem Jahr in Aussicht gestellt hat, und den Finanzmärkten, die nur einen weiteren Zinsschritt erwarten.

Belastend für die Dollar-Prognosen hat sich die Ausweitung der negativen Zinspolitik (NIRP) der Europäischen Zentralbank (EZB) und der Bank von Japan (BoJ) herausgestellt, die auf eine Wechselkursabschwächung und höhere Exporte abzielt. Dafür wird sogar eine langfristig ernsthafte Gefährdung der Bankenrentabilität in Kauf genommen. Interessanterweise führte die Einführung der negativen Zinsen in Japan Ende Januar jedoch zu einer zehnprozentigen Aufwertung des Yen, da Anleger die Verzweiflung hinter dieser Politik offenbar durchschauten. Die Abwertungsangst beim Yuan dagegen kann tatsächlich der chinesischen Geldpolitik zugeschrieben werden. Sie ist klar von der Überzeugung geprägt, eine Aufwertung der eigenen Währung zu deckeln, da man bereits eine relative Stärkung gegenüber Yen und Euro in Kauf genommen hat.

Bei geldpolitischer Aktivität auf derart unbekanntem Terrain verwundert es nicht, dass Anleger unsicher reagieren, Märkte volatiler werden und die Liquidität austrocknet. Auch wenn das globale Wachstum fragil bleibt und man im Trüben fischen muss, gibt es doch Lichtblicke. Die ökonomischen Fakten sprechen gegen eine globale oder US-Rezession.


Vielversprechend

Zwar sind die Sorgen wegen China grösser geworden, doch Peking steuert einen vielversprechenden Kurs (Öffnung des Privatsektors, Reformen des Staatssektors). Mit einer Belebung der Investitionen, die sich im Rahmen des 13. Fünfjahresplans und konkreteren Anti-Korruptionsregeln abzeichnen, könnte China schon im zweiten Halbjahr wieder Stabilisator des globalen Wachstums werden.

Vordringlicher sind aber weitere Massnahmen, die morgen von der EZB und nächste Woche von der BoJ zu erwarten sind. Die EZB ist entschlossen, den doppelköpfigen Drachen aus unterkapitalisierten Banken und niedriger Inflation mit mehr geldpolitischen Lockerungen zu bekämpfen.

Dadurch könnten auch die Schweiz, Dänemark und Schweden unter Druck geraten, ihre negativen Zinsen auszuweiten. Der Kampf um Rendite wird schärfer und höher rentierliche Aktien noch attraktiver. Schon heute überzeugen grosse europäische Ölkonzerne mit Dividendenren­diten von rund 8%. Und das trotz Öl-Tiefpreisen und sinkenden Investitionen. Das ist eine willkommene Alternative in zinsarmen Zeiten und dient der Absicherung gegenüber den hohen Marktschwankungen. Es gilt, der Vo­latilität ins Auge zu sehen – nicht nur als unabänderliche Gegebenheit, sondern auch als eigene ­Anlageklasse, die noch an Bedeutung gewinnen dürfte.

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