Die Kreditbank verzeichnet eine sinkende Nachfrage nach Konsum- und Leasingkrediten und bereitet sich auf schwierige Zeiten vor.
Cembras Geschäft mit Konsumkrediten ist eigentlich eine stabile Geschichte. Selbst als die Arbeitslosigkeit in der Schweiz nach der Finanzkrise auf 4,4% stieg, blieben die Kreditausfälle der Kreditbank stabil. Die Zahl der überfälligen Forderungen nahm zwar zu, gemessen am Ausmass der Krise war der Effekt aber kaum der Rede wert. Ein Hoch auf die vorbildliche Schweizer Zahlungsmentalität.
Nun ist die Welt erneut im Krisenmodus. Und das in völlig neuer Form. Die Wirtschaft verzeichnet gleichzeitig einen Angebots- und einen Nachfrageschock. Unternehmen müssen ihren Betrieb temporär einstellen, die Lieferketten sind teilweise unterbrochen, die Konsumlust ist tief. Und der Bund unterstützt KMU mit Milliarden, um das System vor Kreditausfällen und Arbeitslosigkeit zu schützen.
Für eine Bank, die ihr Geschäft mit Konsumkrediten verdient, ein denkbar schlechtes Szenario. Kaum jemand sucht sich derzeit beim Garagisten ein neues Auto aus oder nimmt für die anstehenden Traumferien einen Kredit auf. «Die Nachfrage nach Fahrzeugfinanzierungen und Privatkrediten ist seit gut einer Woche rückläufig», sagt Cembra-CEO Robert Oudmayer im Gespräch mit «Finanz und Wirtschaft». «Das wird einen Effekt auf unseren Ertrag haben, den wir angesichts der Unsicherheit über die weitere wirtschaftliche Entwicklung aber unmöglich genauer abschätzen können.»
Drei helfende Faktoren
Dabei schien die Welt gerade noch in Ordnung. 2019 schrieb Cembra (CMBN 87.6 0.57%) ein Rekordergebnis. Umsatz und Gewinn legten zu, die Erwartungen wurden übertroffen. An der Gewinnprognose hat das Unternehmen bislang nicht gerüttelt. Tatsächlich scheint es noch zu früh, um das Ausmass der Auswirkungen zu antizipieren. Auch für Cembra gilt zudem: Je schneller die Krise ausgestanden ist, umso kleiner die Delle.
Zum Vorteil gereichen ihr drei Faktoren. Erstens die Vertragslaufzeiten. Im Durchschnitt habe man Konsumkredite und Leasingkredite drei bis vier Jahre in den Büchern, sagt Oudmayer. Will heissen: Bezahlen die Konsumenten ihre Zinsen weiter, bleibt dieser Teil des Ertrags stabil. Zweitens verzeichnet Cembra bislang gemäss Chief Risk Officer Volker Gloe keinen Anstieg an überfälligen Forderungen. Zusätzliche Rückstellungen für Kreditausfälle mussten noch nicht gebildet werden. Bleibt die Kreditausfallrate niedrig, lässt sich die Krise deutlich schneller verdauen.
Drittens hat das Kreditkartengeschäft in den vergangenen Jahren stetig an Bedeutung gewonnen und trägt mittlerweile mehr als ein Drittel zum Ertrag bei. Dem Trend hin zu kontaktlosem Bezahlen hat der Ausbruch des Coronavirus einen zusätzlichen Schub verliehen. So planen beispielsweise in Deutschland die Banken, die Kreditlimite für bargeldloses Bezahlen zu erhöhen. Auch in der Schweiz verliert Bargeld derzeit rasch massiv an Bedeutung. Das kommt Cembra zugute. Wie stark diese Effekte den negativen Einfluss der Krise abfedern können, bleibt abzuwarten.
KMU-Geschäft kaum gefragt
Neben den Auswirkungen auf den Zinsertrag aus Konsum- und Leasingkrediten sind auch die Aussichten für das Geschäft mit kleinen und mittelgrossen Unternehmen (KMU) düster. Am 17. Februar, eine Woche bevor weltweit die Verwerfungen an den Märkten begannen, wagte Cembra sich mit KMU-Krediten auf ein neues Feld vor. Nun wird sie im Rahmen des Hilfsprogramms des Bundes wie viele andere Banken KMU-Kredite bis 0,5 Mio. Fr. zu 0% Zins vergeben. «Im KMU-Geschäft werden wir mit höheren Zinsen deshalb keine grossen Volumen sehen», sagt Oudmayer. «Die Nachfrage dürfte für eine Weile tiefer bleiben.»
Um sich keine zusätzlichen Risiken in die Bilanz zu holen, hat Cembra ihre Underwriting-Regeln angepasst. Man sei wählerischer, welche Risiken man eingehen wolle, sagt Gloe. Betroffen sind vorerst vor allem Unternehmenskunden. Aber auch bei Privatkrediten strenge man Überlegungen an, ob und wie stark man das Risikoprofil anpassen müsse. «Wir werden etwas restriktiver sein, was besonders für junge Kunden und junge Unternehmen spürbar sein wird», präzisiert Oudmayer.
Vorsicht scheint derzeit ein guter Ratgeber. Man bereite sich deshalb auf eine schwere Krise vor, so Oudmayer. «Aber wir wissen nun mal nicht, wie lange die Krise andauern wird. Erholt sich die Situation bereits für das dritte und das vierte Quartal, wird auch das Gesamtjahr zufriedenstellend ausfallen.» «Finanz und Wirtschaft» hält vorerst an der Kaufempfehlung für die Aktien fest. Cembras Bilanz ist solide, das Wachstum seit Jahren konstant hoch, und die Cashgate-Integration verspricht ab 2021 einen höheren Gewinn. Allerdings hat FuW die Gewinnprognose für 2020 auf 5.50 Fr. pro Aktie zurückgenommen.
Die komplette Historie zu Cembra Money Bank finden Sie hier. »
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