Wie sich Profis auf höhere Zinsen und mehr Inflation einstellen, zeigt die monatliche Umfrage von Bank of America Merrill Lynch. Der zunehmende Protektionismus ist für sie das grösste Risiko.
Professionelle Anleger haben nach Trumps Wahlsieg ihre Cash-Quote reduziert und vor allem Bankaktien gekauft. Diese profitieren von einer steileren Zinskurve (langfristige Zinsen steigen schneller als kurzfristige) und den Deregulierungsplänen des neu gewählten Präsidenten.
Zu diesem Ergebnis kommt die globale Fondsmanagerumfrage, die Bank of America (BAC 19.75 -2.03%) Merrill Lynch (BofAML) zwischen dem 9. und dem 14. November durchgeführt hat.
Sektorrotation zu Banken und Pharma
Gegenüber der Umfrage im Vormonat haben die Anlageprofis vor allem Aktien aus den Sektoren Finanz und Gesundheit gekauft. Per saldo gaben 25% an, dass sie mehr Banktitel halten als sonst. Vor Monatsfrist lag dieser Anteil noch bei 7%. Die Stimmung gegenüber Aktien im Allgemeinen bleibt aber gedämpft. Per saldo sind derzeit nur 8% in Aktien übergewichtet.
Abgebaut wurden vor allem Aktien aus den Sektoren Telecom und Versorger. Sie gelten wegen der hohen Dividenden als Bondersatz und kommen im Umfeld steigender Marktzinsen unter die Räder. Trotz der Reduktion von Technologieaktien sind Fondsmanager in diesem Sektor immer noch am stärksten übergewichtet. Deutlich reduziert wurde das Gewicht der britischen Aktien zugunsten des US-Aktienmarktes.
Veränderung der Positionierung gegenüber Oktoberumfrage
Die Schwellenländerrally wurde durch Trumps Wahl jäh beendet. Die Fondsmanager haben das Übergewicht deutlich abgebaut. Noch vor Monatsfrist gaben per saldo mehr als 30% an, dass sie in Emerging-Markets-Aktien ein Übergewicht hätten. Jetzt sind die Profis in der Summe neutral positioniert.
Angst vor Stagflation und Protektionismus
Gewinn- und Wachstumserwartungen sind weiter gestiegen. Doch am deutlichsten haben die Inflationserwartungen zugenommen. Per saldo rechnen 85% der Fondsmanager damit, dass die globale Konsumentenpreisinflation zunimmt. So einhellig war das Bild seit 2004 nicht mehr.
Anteil Fondsmanager, die höhere Inflation erwarten
Als Konsequenz erwarten die Profis auch steigende Langfristzinsen. Vier von fünf Fondsmanagern rechnen mit steigenden Anleihenrenditen über die kommenden zwölf Monate, das ist der höchste Wert seit 2013.
Gefragt nach einem denkbaren Ereignis mit kleiner Wahrscheinlichkeit, aber grossem Schaden (Tail Risk), nennen die meisten einen Stagflations-Crash im Anleihenmarkt. Die Angst vor einer Bankenkrise in Europa und vor einem Auseinanderfallen der EU hat dagegen etwas nachgelassen. Chinas Abwertungspolitik und Immobilienmarktimplosion haben es auf Rang drei der Schreckensszenarien geschafft.
Was die Finanzmarktstabilität anbelangt, halten 85% der Befragten den drohenden Protektionismus für das grösste Risiko, so viele waren es zuletzt 2009. Anfang Jahr waren Handelshemmnisse nur für jeden fünften Fondsmanager ein Grund zur Sorge.
Besorgniserregender Protektionismus
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