Die Industriegruppe hat die Coronakrise gut überstanden und wächst 2021 wieder. Für Aktienkäufe Kursrückschläge abwarten.
Die Industriegruppe aus Winterthur hat die Pandemie vergleichsweise gut bewältigt, der deutlich niedrigere Dollar forderte allerdings seinen Tribut. An Bestellungen kamen 3414 Mio. Fr., 8,9% weniger als im Vorjahr herein, organisch – das heisst bereinigt um Währungen und Akquisitionen – betrug der Rückgang bloss 3,8%. Der Umsatz fiel 11% auf 3319 Mio. Fr., organisch -5,6%.
Der um Sondereffekte bereinigte Betriebsgewinn vor Amortisationen (opEbita) sank 20% auf 298 Mio. Fr., was zu einer Margenschmälerung um einen Prozentpunkt auf 9% geführt hat. Unter dem Strich resultiert ein Gewinn von 84 Mio. Fr., 46% weniger als im Vorjahr. Darin enthalten sind Restrukturierungskosten von rund 80 Mio. Fr. Sulzer (SUN 107.60 +1.22%) hatte kurz nach Ausbruch der Pandemie einen Kapazitätsabbau im Geschäft mit der Öl- und Gasbranche initiiert, der den Kostenblock bis 2022 um kombiniert 70 Mio. Fr. verringern soll. Ein Grossteil des Restrukturierungsaufwands entfällt darauf. Als Dividende sollen wiederum 4 Fr. bezahlt werden.
Die grösste Division, Pumps Equipment, hat 11% weniger Aufträge (organisch -2,9%) und 12% (-4,5%) weniger Umsatz generiert, die Marge ist leicht gestiegen. Rückläufig war das Geschäft vor allem mit der Energiebranche.
Die kleinste Division, Applicator Systems, zeigte den grössten Rückgang, weil hier der Lockdown zu Umsatzausfall geführt hat. Organisch gingen Umsatz und Bestellungen rund 15% zurück, die Marge auf Basis des opEbita ging von 21 auf 12,7% zurück. Applicator Systems hat denn auch den Margenrückgang von 10 auf 9% auf Gruppenebene zu verantworten. Die drei übrigen Divisionen haben ein leichtes Margenplus von 0,1% geschafft.
Applicator Systems stellt unter anderem Dispenser für Zahnärzte und Schminkutensilien für die Kosmetikindustrie her. Die Nachfrage aus diesen beiden Kundengruppen sackte im zweiten Quartal zeitweise 80% ab, hat sich seither aber stetig erholt.
Die Division Rotating Equipment Services (im Wesentlichen ein Wartungsgeschäft) verzeichnet organisch gehaltene Werte für Aufträge, Umsatz und Marge. Chemtech (Chemieanlagen) wurde in einzelnen Ländern durch Lockdown-bedingte, temporäre Betriebsschliessungen bei Kunden behindert und verzeichnete organisch 6,9% niedrigere Aufträge, der Umsatz ging knapp 10% zurück. Doch die Marge konnte gehalten werden – «dank Kostendisziplin», wie Finanzchefin Jill Lee erklärte.
Für 2021 prognostiziert CEO Greg Poux-Guillaume ein Auftragsplus von währungsbereinigt 3 bis 6%, der Umsatz soll 5 bis 7% zunehmen. Rund 2,5 Prozentpunkte davon leisten die beiden kleineren Übernahmen Nordic Water und Haselmeier. Die Marge auf Basis des opEbita soll wieder gegen 10% erreichen.
Schub wird von der Division Applicator Systems ausgehen. «Die normale Flughöhe dieses Geschäfts sollte im Sommer wieder erreicht werden», erklärt Poux-Guillaume. Er erwartet hier für 2021 eine Marge im hohen Zehnerbereich, 2022 sollen wieder über 20% drinliegen.
Dagegen bremst das Pumpengeschäft dort etwas, wo es mit der Energiewirtschaft verbunden ist. Im letzten Herbst gingen die Aufträge deutlich zurück, das wird nun Auswirkungen auf den diesjährigen Umsatz haben. Immerhin schützt die eingeleitete Kapazitätsreduktion vor allzu grossem Margendruck.
Die Aktien von Sulzer haben kaum auf die Jahreszahlen reagiert, sie entsprachen dem Trend der Quartalswerte. Der Gewinn dürfte 2021 knapp wieder die Grössenordnung von 2019 erreichen, woraus sich ein Kurs-Gewinn-Verhältnis von 23 ableiten lässt. Weil das Energiegeschäft das Wachstumstempo der Gruppe limitiert, sollten für Käufe tiefere Kurse abgewartet werden.
Die komplette Historie zu Sulzer finden Sie hier.»
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