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18:10 Uhr - 02.09.2022

Erneuerbare Energien helfen dem Eco-Portfolio

Die ökologische Auswahl der FuW bleibt defensiv ausgerichtet. Drohende Sammelklagen lösen eine Pharma-Rochade zugunsten von Novartis aus.

Das Eco-Portfolio hat Vorsprung auf den Gesamtmarkt eingebüsst. In den vergangenen drei Monaten verlor die Auswahl 7,5%, wobei besonders die weltweiten Korrekturen in den letzten Augusttagen deutliche Spuren hinterliessen. Die Zwischenrally ab Mitte Juni half dem Portfolio weniger als dem Gesamtmarkt. Erschwerend kam der starke Franken hinzu; um Wechselkurseffekte bereinigt, hätte das Portfolio rund einen Prozentpunkt weniger verloren.

Die klassischen Kriegsprofiteure – fossile Energien, Rüstungsunternehmen – sind nicht Teil der Eco-Auswahl, was im Vergleich zum Gesamtmarkt kurzfristig rein finanziell ein Nachteil ist. Immerhin haben in den vergangenen drei Monaten erneuerbare Energien wieder besser performt.

Massgeblicher Treiber war das Inflationsreduktionsgesetz, das Anfang August in den USA verabschiedet wurde und umfangreiche Investitionen in die Modernisierung der Energieversorgung verheisst.

Rochade bei Pharmatiteln

Von den Portfoliotiteln hat Encavis am meisten von den besseren Aussichten profitiert. Der in Deutschland ansässigen Betreiberin von Solar- und Windenergieanlagen kommen zusätzlich die Pläne der Regierung zugute, erneuerbare Energien weiter auszubauen um damit die Abhängigkeit von russischem Gas zu verringern.

Auch Orsted und Gurit nutzen diese Trends, hatten zuletzt jedoch mit der erst langsam auslaufenden Auftragsflaute und Lieferengpässen beim Bau von Windenergieanlagen zu kämpfen. Gurit und Orsted erzielen rund 80% des Umsatzes in diesem Bereich, Encavis verdient vier von fünf Euro mit Solaranlagen.

Der grösste Verlierer des Portfolios war GlaxoSmithKline. Grund für die Kursverluste sind Berichte, wonach dem Pharmakonzern Klagen drohen wegen des angeblich krebserregenden Medikaments Zantac. Zahlreiche Unternehmen hatten das Mittel gegen Sodbrennen vertrieben. GSK gilt zusammen mit der französischen ­Sanofi als besonders exponiert, sollten Sammelklagen einst Erfolg haben.

Das Risiko bleibt hoch, weshalb GSK ausscheidet. Gleiches gilt für Haleon; GSK hatte die Rezeptfrei-Tochter im Juli separat an die Börse gebracht, was Aktionären pro GSK-Titel zusätzlich eine Haleon-­Aktie bescherte. Um die defensive Ausrichtung zu behalten und das Wechselkursrisiko zu reduzieren, setzt die Redaktion neu auf Novartis.

Gegenwind aus China

Ebenfalls deutlich Federn lassen musste der US-Kleiderhersteller VF Corp. Die Skate-Marke Vans belastet, daneben ist der wichtige Expansionsmarkt China vom Hoffnungstreiber zum Bremsklotz geworden. Wie bei anderen Sportartikelherstellern auch spürt VF dort die anhaltenden Covid-Lockdowns und die wirtschaftliche Verschlechterung.

Die Bewertung ist jedoch weit unter den langjährigen Durchschnitt gefallen, was Aufholpotenzial signalisiert, sollte sich das Makro-Umfeld wieder aufhellen. Gleiches gilt übrigens für den Konkurrenten Puma, den wir auf der Beobachtungsliste behalten.

Defensive Ausrichtung

Dorthin schafft es auch der US-Umweltspezialist Clean Harbors. Er ist spezialisiert auf Abfallrecycling, industrielle Reinigung und Abwasseraufbereitung und vielerorts Marktführer. Allerdings ist die eigene Berichterstattung über ökologische Fortschritte unzureichend. So wird etwa der CO2-Ausstoss in der gesamten Wertschöpfungskette (Scope 3) noch nicht ausgewiesen. Weiterhin beobachten wir auch die schwedische Bank Nordea.

Doch für weitere Neuengagements ist die Zeit immer noch zu unsicher. Wir nutzen einen Teil des Verkaufserlöses stattdessen zur Aufstockung von Amgen. Der kalifornische Biotech-Riese mit zahlreichen Krebs- und Rheuma-Medikamenten kam Ende Mai neu hinzu und wird vom Markt immer noch unterschätzt.

Sodann bleibt die allgemein eher defensive Portfolioausrichtung bestehen, was in der aktuellen Marktphase angezeigt ist. Dazu passt auch, dass die Bargeldquote mit rund 7% bewusst hoch bleibt.


Das Eco-Portfolio und das Anlagezertifikat dazu


Ökonomisch sinnvoll und ökologisch ver­tretbar. Dafür steht Eco im Namen des nach­haltigen Aktienport­folios der FuW. Wir ­fassen Nachhaltigkeit in einem engen Sinn und legen am meisten Wert auf CO2­-Emis­sionen und Klimaaspekte. Die Selektions­methode ist eine Mischung aus Best-­in­-Class­-Ansatz und Ausschlussverfahren. So können es auch Unternehmen aus eher «schmutzigen» Branchen wie Autoindustrie, Textil oder Bergbau in die Auswahl schaf­fen, sofern sie in Bezug auf Nachhaltigkeit in ihrer Branche zu den Besten gehören.

Gleichzeitig werden Gesellschaften der Be­reiche Rüstung, Alkohol und Tabak, Ölsande, Fracking, Kernkraft und Kohle komplett oder ab einer bestimmten Umsatzschwelle ausgeschlossen. Neuzugänge müssen fi­nanziellen Kriterien standhalten. Dazu zäh­len eine gesunde Bilanz und eine anspre­chende Rentabilität. Auch die Bewertung wird berücksichtigt, jedoch mit einer grös­seren Toleranz als bei einem Value­-Ansatz.

Um bei rund zwanzig Titeln Klumpenrisiken zu vermeiden, wird auf einen ausgewoge­nen Branchenmix geachtet. Dadurch unter­scheidet sich das FuW­-Eco-­Portfolio von grünen Aktienkörben wie etwa dem Global Clean Energy Index. Wer bei der Nachhal­tigkeit Rückschritte macht oder kursmässig ausgereizt ist, wird aus der Auswahl ent­fernt. Anpassungen finden am Ende der dreimonatigen Berichtsperiode statt.

Seit November 2020 ist das Eco-Portfolio auch als Anlage­zertifikat an der SIX Swiss Exchange kotiert und lässt sich dort ­fortwährend kaufen und verkaufen – per Online Banking oder Börsenauftrag über Ihre Hausbank. Dazu benötigen Sie die Valorennummer 56 238 777. Das Börsensymbol lautet FWEPTQ, ­Emittent des strukturierten Produkts ist Leonteq. Der Wert des Zertifikats wurde per 29. Oktober 2020 auf 100 Fr. fixiert. ­Am Freitagvormittag notierte es 112.60 Fr. (Briefkurs). Weitere Informationen finden Sie hier.

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