Institutionelle Investoren sehen in Krisenrisiken wie Nordkorea oder Syrien neuerdings die grösste Bedrohung für ihr Portfolio, wie Allianz Global Investors in ihrer diesjährigen Risk-Monitor-Umfrage ermittelt hat.
In Zusammenarbeit mit CoreData Research hat Allianz (ALV 180.15 0.39%) GI weltweit 755 institutionelle Investoren befragt, die ein Vermögen von insgesamt 34,2 Bio. $ verwalten. Zum ersten Mal seit Beginn der Umfrage 2013 stehen geopolitische Risiken zuoberst auf dem Sorgenbarometer weltweit.
Allianz GI zufolge gab knapp die Hälfte (48%) der Schweizer Investoren Geopolitik als substanzielles Risiko für ihre Performance an, gefolgt von der US-Politik, Währungsschwankungen, einer Erhöhung des Zinsniveaus und einem globalen Wirtschaftsabschwung (je 28%). Im Jahr zuvor hatte bei den Schweizern noch die Angst vor einer abermaligen Bankenkrise die Liste angeführt.
«Die aktuellen Umfragewerte zeigen, wie viel Gewicht Schweizer und globale Investoren der Geopolitik beimessen – und mit den zusätzlichen Spannungen auf der koreanischen Halbinsel dürfte diese Bedeutung weiter anhalten», kommentiert Marcel Salzmann, Country Head Schweiz bei Allianz GI. Mit US-Politik auf dem zweiten Platz der am meisten genannten Risiken werde deutlich, «dass die amtierende Trump-Regierung viel Unsicherheit und das Potenzial für weiter zunehmende Volatilität – politisch wie auch wirtschaftlich – generiert».
Aktien im Niedrigzinsumfeld erste Wahl
Institutionelle Investoren, so Salzmann weiter, legen deshalb einen verstärkten Fokus auf das Risikomanagement und passen ihre Performanceerwartungen leicht nach unten an. 51% der Befragten haben den Angaben zufolge ihre Ertragserwartungen für das nächste Jahr gesenkt.
Bei der Frage nach den drei Top-Anlageklassen für Zukäufe in den kommenden zwölf Monaten dominieren Aktien. Europäische Aktien werden dabei von Schweizer Institutionellen mit 44% Nennungen bevorzugt, gefolgt von Schwellenländer- (40%) und globalen Aktien (32%).
Auf dem zweiten und dem dritten Platz zeigen die 2017er Umfragedaten deutliche Unterschiede zu 2016. So entfielen diesmal nur noch jeweils 12% der Nennungen auf Unternehmensanleihen im Hochzinssegment und Immobilienanlagen, nach 40 bzw. 24% im Vorjahr.
Furcht vor Risiken
Trotz der Präferenz für Aktien fürchtet sich eine grosse Mehrheit der Schweizer Investoren vor entsprechenden Marktrisiken: 80% der befragten Schweizer gaben an, dass Unsicherheiten an den Aktienmärkten ein erhebliches Risiko für die Erreichung ihrer Performance darstellen können – global sind es mit 44% deutlich weniger.
Die Präferenz der Schweizer Institutionellen für europäische Aktien erklärt Salzmann mit der im Vergleich zu US-Titeln noch immer höheren Attraktivität. Trotz der Kursschwankungs- und mittlerweile erhöhten Rückschlagsrisiken der Aktienmärkte seien Anleger im anhaltenden Niedrigzinsumfeld gezwungen, in Aktien investiert zu bleiben, um ihre Renditeziele zu erreichen.
Höheres Risiko oder geringere Rendite?
Schweizer sind nicht bereit, auf Renditepotenzial zu verzichten, und nehmen zwangsläufig höhere Risiken in Kauf. Das hat laut Allianz GI zur Folge, dass auch bei den globalen Investoren das Risikomanagement an Bedeutung gewinnt. Rund 60% aller Befragten gaben an, vor dem Hintergrund zunehmender politischer Unsicherheiten ihr Risikomanagement verstärkt zu haben, schreibt Allianz GI.
Diese Vorsicht spiegele sich auch in den Renditeerwartungen: Neben der Senkung der Renditeerwartungen für das kommende Jahr waren auch 53% der Institutionellen weltweit bereit, zugunsten eines grösseren Schutzes gegen unvorhersehbare Kursverluste auf Renditepotenzial zu verzichten.
Schweizer sind optimistischer
«Schweizer institutionelle Investoren sind im internationalen Vergleich optimistischer und risikotragfähiger als ihre ausländischen Pendants», stellt Salzmann fest. Während nur 40% der Schweizer Institutionellen gemäss Umfrage ihre Renditeerwartungen für 2018 gesenkt hätten, sei es auf globaler Ebene gut die Hälfte (51%). Und obwohl 36% unvorhersehbare, einschneidende Kursverluste (Tail Risk Events) für wahrscheinlich hielten, seien nur gerade 24% der Schweizer bereit, zugunsten eines höheren Schutzes vor derartigen Kursverlusten auf Renditepotenzial zu verzichten.
Einig seien sich globale und Schweizer Institutionelle dagegen in zwei Punkten. So werden aktiv verwaltete Vermögen mit rund 60% (global 68%) gegenüber passiven Investments bevorzugt. Darüber hinaus nennen beide Anlegergruppen Portfoliodiversifikation als zentrales Motiv für Engagements in alternative Anlagen.
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