2016 könnte das schlechteste Aktienjahr seit 2009 werden. Anleihefonds erfreuen sich hingegen substanzieller Zuflüsse.
In der Wahrnehmung der meisten Schweizer Anleger ist das Börsenjahr 2016 ein Trauerspiel. Mehr als 12% liegt der Swiss Market Index (SMI (SMI 7744.03 0.11%)) im Minus, vor allem wegen des hohen Gewichts der Pharmatitel. Doch global betrachtet ist die Bilanz für Aktien gar nicht so schlecht. Die US-Börsen erreichten im Sommer ihr Allzeithoch. In Brasilien haben sich die Kurse fast verdoppelt. Das hält Anleger aber nicht davon ab, sich grundsätzlich gegen Aktien zu entscheiden. Das zeigen die aktuellen Daten der Zu- und Abflüsse in Fonds nach Anlageklassen.
Seit Anfang Jahr haben die Investoren weltweit per saldo 235 Mrd. $ aus Aktienanlagefonds abgezogen. Das sind mehr als 4% des verwalteten Volumens. Gemildert wurde der Exodus aus Aktien durch den anhaltenden Erfolg von börsengehandelten Fonds (Exchange Traded Funds, ETF). Sie zogen 85 Mrd. $ neues Geld an, wodurch sich das Minus bei Aktienkollektivanlagen auf 150 Mrd. $ reduziert.
Wenn es bis Ende Dezember dabei bleibt, ist 2016 mit einem Geldabfluss von 2% des verwalteten Volumens das schlechteste Aktienjahr seit 2009. Nur Aktienfonds auf Japan und auf Schwellenländer verwalten etwas mehr Geld als zu Jahresbeginn. Am meisten Rücknahmen verzeichneten Fonds mit Fokus Europa.
Anleihenfonds (inklusive ETF) dagegen erfreuen sich auch dieses Jahr substanzieller Zuflüsse. Mehr als 180 Mrd. $ sind in den vergangenen zehn Monaten in Bondfonds geflossen – trotz rekordtiefer Renditen und Anzeichen einer Zinswende während der vergangenen Wochen.
Drei Schocks reichten dieses Jahr, um den Appetit auf Aktien zu verderben und die Nachfrage nach Anleihenfonds anzuheizen. Anfang Jahr schüttelte Chinas Abwertungspolitik die Märkte durcheinander, dann die EU-Abstimmung in Grossbritannien. Seit Wochen sind es nun die US-Präsidentschaftswahlen, die die Investoren auf Trab halten.
2016 ist aber kein Ausnahmejahr. Seit der Finanzkrise haben Obligationenfonds mit Ausnahme von 2013 jedes Jahr mehr Geld angezogen als Aktienfonds. Das ist bemerkenswert, schliesslich gab es in dieser Phase weder in den USA noch in Deutschland oder der Schweiz eine Rezession. Der Schock der Finanzkrise 2008/09 sitzt aber offensichtlich so tief, dass Aktien von der grossen Masse der Investoren immer noch gemieden werden.
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