Alain Dehaze, Adecco-CEO, sieht sein Unternehmen weiter als Nummer eins der Personalvermittler und verheisst höhere Margen.
Es ist eine Momentaufnahme: Im ersten Quartal 2018 hat der niederländische Personalvermittler Randstand zum Branchenführer Adecco (ADEN 63.24 -6.23%) aufgeschlossen. Die beiden liegen bei wichtigen Massstäben wie dem Umsatz, dem Betriebsergebnis auf Stufe Ebita und dem Gewinn praktisch gleichauf.
Dass Randstad (RAND 0 0%) Anschluss gefunden hat, liegt am höheren Wachstumstempo. Die Niederländer haben in den letzten Jahren Quartal für Quartal den Umsatz auf organischer Basis, akquisitions-, währungs- und handelstagsbereinigt, stärker erhöht als die Adecco-Gruppe. Im ersten Quartal dieses Jahres wuchsen sie aus eigener Kraft 7,4%. Der Schweizer Konkurrent schaffte ein Plus von 6%.
«Bleiben die Nummer eins»
Auf die Frage der «Finanz und Wirtschaft», ob er die Adecco-Gruppe immer noch als Branchenführer sehe, antwortet CEO Alain Dehaze: «Wir bleiben in dreifacher Hinsicht die Nummer eins.» Erstens habe Adecco das breiteste Dienstleistungsangebot, gerade auch nach den jüngsten Übernahmen. Mitte April wurde der Kauf von General Assembly im Wert von 413 Mio. $ angekündigt: Das US-Unternehmen ist global führend in der Vermittlung digitaler Kompetenzen für Einzelpersonen und Unternehmen, Adecco stärkt damit das Geschäft mit der Ausbildung und der Karrierentransformation. Zuvor, im Februar, hatte der Schweizer Konzern zu einem ungenannten Preis die digitale Rekrutierungsplattform Vettery übernommen.
Die Nummer eins in der Branche sei Adecco dank der weltweiten Vertretung in fast siebzig Ländern, zweitens bezüglich der geografischen Diversifizierung, sagt Dehaze. Drittens sieht er seinen Konzern punkto Profitabilität weiter vorne, auch wenn Randstad für das erste Quartal eine Ebita-Marge auf gleicher Höhe auswies. Aber Dehaze verweist darauf, dass Adecco in einer Transformationsphase sei. Er verspricht, dass der Trend ab dem zweiten Jahresviertel wieder nach oben zeigen werde, als Folge wieder sinkender Investitionen und günstig liegender Feiertage. Ab der zweiten Jahreshälfte sollten sich dann auch erste Auswirkungen aus dem Transformationsprogramm GrowTogether zeigen: Für das gesamte Jahr 2018 erwartet das Management daraus Einsparungen von 50 Mio. €.
Dass die um Restrukturierungskosten bereinigte Ebita-Marge im ersten Quartal gleich um einen ganzen Prozentpunkt sank, wird vor allem mit der tieferen Bruttomarge, strategischen Investitionen und der höheren Mitarbeiterzahl erklärt.
Manifestiert sich im Margenrückgang ein Preisdruck im Markt? Gemäss Dehaze hat sich der Druck, der von der Preisseite und dem Produktmix auf die Margen ausgeübt wird, im ersten Quartal etwas reduziert. «Im Geschäft mit kleinen und mittleren Kunden haben wir uns gut gehalten, aber im Grosskundengeschäft sehen wir weiterhin Preisdruck.»
Die Sorgen um den Zyklus
Im Markt geht nun die Sorge um, dass der Konjunkturzyklus nahe dem Höhepunkt ist und es bald eine Abkühlung geben wird – was das zyklische Personalvermittlungsgeschäft beeinträchtigen würde. Adecco-CEO Dehaze glaubt mit Blick auf die Makrodaten wie die Wachstumsraten seines Unternehmens nicht, dass das Zyklushoch schon erreicht ist. «Wir haben nach wie vor ein positives Momentum.» Tatsächlich ist die Adecco-Gruppe in den Monaten März und April organisch und handelstagsbereinigt 5 bis 6% gewachsen.
Anlass zu Zuversicht gibt auch die Entwicklung im Hauptmarkt: In Frankreich, wo 23% des Umsatzes anfielen, wuchs Adecco organisch im ersten Quartal um 10% und damit seit längerer Zeit erstmals wieder so schnell wie der Markt. Nach heutigem Kenntnisstand geht Dehaze davon aus, dass sich dieses Wachstumstempo im Hauptmarkt über die kommenden Quartale aufrechterhalten lässt.
Ungeachtet dessen haben die Aktien von Adecco auf den Quartalsbericht bis zu 6,4% verloren und sind damit auf ein neues Jahrestief gefallen. Dass der Branchenleader in einer konjunkturell guten Phase nur eine recht durchzogene Leistung zustande gebracht hat, hat am Markt für Enttäuschung gesorgt. Infolge des geringeren Wachstums sind seine Aktien auch etwas tiefer bewertet als die von Randstad. «Finanz und Wirtschaft» sieht vor diesem Hintergrund wenig Anlass, in die Adecco-Valoren zu investieren.
Die komplette Historie zu Adecco finden Sie hier. »
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