Die Ölproduzenten in den USA profitieren von den Opec-Massnahmen und bauen ihre Förderung aus.
Die US-Förderer sind zurück am Ölmarkt. Zahlreiche Unternehmen bauen die Produktion aus. Das zeigt ein Blick auf die Bohrstellen (Rigs): Derzeit sind etwa 550 Rigs aktiv – knapp 65% mehr als noch im zweiten Quartal 2016, als die US-Produktion auf ein mehrjähriges Tief einbrach. Das Fördervolumen in den USA ist im selben Zeitraum 6% auf knapp 9 Mio. Fass pro Tag gestiegen.
Die Produktion liegt zwar immer noch deutlich unter dem Höchst vom Juni 2015, der Anstieg hat sich in den vergangenen Wochen aber beschleunigt. Grund dafür ist der Ölpreis: In den letzten zwölf Monaten hat er sich nahezu verdoppelt und pendelt zwischen 53 und 58 $ je Fass. Das macht selbst die relativ teure Schieferölförderung wieder rentabel.
Noch vor einem Jahr hatte niemand mit der Rückkehr der US-Förderer gerechnet. Im Februar 2016 kostete ein Fass der amerikanischen Sorte WTI (WTI 53.11 0.08%) nur noch 26.20 $ und notierte damit auf Jahrestief. Die Ölschwemme der Organisation erdölexportierender Staaten (Opec) hatte die Notierung belastet und viele Unternehmen an den Rand des Bankrotts gedrängt.
Doch der Wind hat gedreht: Die Opec-Staaten mussten ihren Kampf um Marktanteile aufgeben. Die Tiefpreispolitik belastete die Staatshaushalte zu sehr. Ende November haben sie sich überraschend zum ersten Mal seit über acht Jahren auf eine Förderobergrenze verständigt. Diese nationalen Quoten wurden im Januar gemäss Aussagen der Ölminister weitgehend umgesetzt. Der Preiszerfall konnte damit wie erhofft gestoppt werden.
Die grössten Nutzniesser dieser Entwicklung dürften nun die US-Produzenten sein. Denn die herkömmlichen Förderer haben ihre Rentabilitätsgrenze von 70 auf 40 $ je Fass gesenkt. Schieferöl kann ab einem Preis um 50 $ kostendeckend gefördert werden, schätzt das Energieforschungsunternehmen Rystad.
Daher wittern sie jetzt Morgenluft. Das Energieberatungsunternehmen Wood Mackenzie geht davon aus, dass die US-Ölkonzerne ihre Investitionen im laufenden Jahr deutlich anheben. Das könnte die Produktion ankurbeln und den Bestrebungen der Opec zuwiderlaufen. Denn ein weiterer Preisanstieg ist damit vorläufig unwahrscheinlich.
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