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18:44 Uhr - 20.03.2020

Auch im Automobilsektor herrscht Notstand

Die Automobilproduktion im Westen kommt weitgehend zum Erliegen. Auch hiesige Zulieferer leiden darunter.

Die stark vom Automobilsektor abhängige Industriegruppe Feintool (FTON 36.5 -2.28%) fasst das Offensichtliche in Worte: Als Teil der Wertschöpfungskette und zum Schutz der Angestellten sehe man sich unter Umständen ­gezwungen, denselben Schritt wie die Automobil­konzerne in Europa und Nordamerika zu machen und die Produktion ­vorübergehend auszusetzen. 

In China wird die Automobilproduktion nach ihrem Stillstand zwar wieder hochgefahren. Dafür kommt sie nun ­angesichts der Massnahmen nationaler  Behörden zur Eindämmung von Covid-19 im Westen zum Erliegen. Für Hersteller und Zulieferer ist das gleichbedeutend mit einer Verlängerung der Durststrecke.

Alles steht still

Im Laufe dieser Woche haben sämtliche europäischen Automobilkonzerne bekanntgegeben, ihre Produktion in Europa und einigen anderen Ländern grösstenteils oder ganz auszusetzen. General ­Motors, Ford (F 10.01 1.62%) und Tesla (TSLA 430.5 0.69%) machen dasselbe in Nordamerika, wobei Ford auch in Europa stoppt. Meist ist, optimistisch, von zunächst zwei Wochen Pause die Rede. Die BMW (BMW 39.71 -4.01%) Group plant eine Unterbrechung bis voraussichtlich 19. April. 

Der Automobilsektor fährt ohnehin schon seit einiger Zeit im Krisenmodus. Das Branchenumfeld ist miserabel, die Kapazitäten sind schlecht ausgelastet. Die Einschätzung für das laufende Jahr – konkrete Prognosen gibt es kaum – verdüstern sich zusehends. Das erste Halbjahr dürfte vielerorts rote Zahlen bringen.

Die Zulassungszahlen liegen noch einmal deutlich unter dem bereits schwachen Vorjahresniveau. Per Ende Februar ist gemäss dem Datendienstleister LMC Automotive ein weltweites Minus von 15,4% verzeichnet worden, im Februar ­allein sind es 19,9% weniger gewesen. Das meiste davon ist auf China zurückzuführen, aber nicht alles: Auch in Westeuropa läuft es sehr schlecht (–6 und –6,5%), ebenso in Japan, Südkorea sowie in Brasilien/Argentinien. Nordamerika ist derzeit noch eine Ausnahme.

Abrufe bleiben aus

Automobilkonzerne produzieren ohne nennenswerte Lager. Teile und Komponenten werden just in time ans Band geliefert. Steht dieses still, gibt es nichts mehr zu liefern. Auch deshalb hält Knut Zimmer (ZBH 83.4275 -2.97%), CEO von Feintool und Leiter des Segments System Parts, in der Mitteilung vom Freitag fest: «­Aufgrund der belastetenden Nachfragesituation bei unseren Kunden erwartet Feintool für Europa und die USA vorübergehende ­Liefer- und Umsatzausfälle.» Die eigene Kapazität würde flexibel an die Kundenabrufe angepasst. 

Der Zulieferindustrie bleibt nichts ­anderes übrig. Wegen der Zuspitzung der Lage in Europa und Nordamerika wird die FuW-Schätzung für Autoneum (AUTN 52.45 -5.67%), Feintool, Ems-Chemie (EMSN 554.5 -1.86%) und Georg Fischer (FI-N 576 -3.6%) gesenkt. Was im laufenden Semester verloren geht, ist im zweiten nicht aufzuholen. Für Autoneum ergeben sich 2.60 statt 1.40 Fr. ­Verlust je Titel. Die Gewinnprognose für Feintool wird von 3 auf 2.20 Fr. je Aktie her­abgesetzt, die für Ems von 22 auf 21 Fr. und die für Georg Fischer von 48 auf 44 Fr. ­Wegen der massiven Kursverluste in Autoneum, Feintool und Georg Fischer gilt es diese drei Aktien vorzumerken für ein mögliches Engagement, wenn es an der Börse weniger turbulent zu und her geht.

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