Francesco de Ferrari leitet von Singapur aus das wachstumsstarke Private Banking in Asien.
Wenn Francesco de Ferrari spricht, hören alle zu. Nicht nur, weil der 46-jährige gebürtige Italiener so gut aussieht wie ein perfekter Heiratsschwindler. Sondern weil von der Credit Suisse (CSGN 25.72 -0.69%) erwartet wird, dass sie sich verstärkt dem Asiengeschäft zuwendet.
Francesco de FerrariSeine Erfahrung im Raum Asien wird der CS-Manager zu nutzen wissen. Bild: ZVGSeither wird spekuliert, der «Head of Private Banking Asia Pacific» im Rang eines Managing Directors könnte sogar zu Höherem berufen werden. Jedenfalls ist Ferrari in seiner Funktion die Speerspitze von Tidjane Thiam, dem neuen CEO der Credit Suisse. Und derzeit läuft – das ist kein Geheimnis – neben dem für diese Jahreszeit üblichen Budgetierungsprozess auch ein Strategieprozess.
50 Mrd. Fr. in drei Jahren
De Ferrari, der mit seiner Luzerner Frau und seinen fünf Kindern seit 2012 für die Credit Suisse in Singapur arbeitet, braucht sich nicht zu verstecken. Die Region Asia-Pacific hat in den dreieinhalb Jahren seines Wirkens 50 Mrd. Fr. Neugeld hereingeholt. Die Wachstumsrate der Neugelder betrug im letzten Quartal 17%. Mit den ihm unterstellten gut 500 Kundenberatern ist de Ferrari die Wachstumsmaschine des Konzerns. «Die Region Asien-Pazifik verzeichnete sehr gute Resultate», liess sich Thiam im Juli zitieren. «Dort führte die effektive Zusammenarbeit und Abstimmung der Bereiche Private Banking und Investment Banking zu einem ausgezeichneten Gewinnwachstum.»
Halb so gross wie UBS
Über die genauen Profitabilitätszahlen herrscht Stillschweigen. Mit 143 Mrd. Fr. verwalteten Vermögen (Ende 2014) bringt die CS in der Region aber nur gut die Hälfte des Gewichts der UBS (UBSG 19.88 -1%) auf die Waage (269 Mrd. Fr.), was für die Profitabilität Folgen haben dürfte. Zweifellos besteht auch in Asien im Private Banking ein Konsolidierungsdruck, der gemäss Ferrari die kleineren Institute erfassen dürfte. In Asien zu wachsen, ist dennoch leichter gesagt als getan. Charakteristisch ist für die Region die Knappheit geeigneter Mitarbeiter. De Ferrari hat soeben einen engen Mitstreiter an die Konkurrenz verloren: Jimmy Lee wird im Oktober zu Julius Bär (BAER 46.87 -1.08%) als Leiter Asien-Pazifik und in die Geschäftsleitung stossen. Lee arbeitete lange für die CS, zuletzt als Market Group Head Hongkong.
Dass die Strategiediskussion in eine Zeit fällt, in der die asiatischen Märkte die Börsenwelt in Panik versetzen, vereinfacht die Aufgabe nicht. In der Region Asien-Pazifik ist die CS in zwölf Ländern tätig, Singapur und Hongkong sind neben der Schweiz die internationalen Buchungszentren und damit die Drehscheiben für die globale Geschäftstätigkeit der Division Private Banking & Wealth Management. In Australien und Japan wird zudem onshore am Aufbau eines lokalen Private-Banking gearbeitet. In die Modernisierung der Plattformen hat die CS viel investiert.
Kredite für Kunden
Die Credit Suisse betreut in der Region superreiche UHNWI-Kunden und sehr vermögende Kunden (High-Net-Worth Individuals, HNWI). Von der Verkaufswelle in Aktien der Region sind die Asiaten besonders betroffen, ebenso vom Platzen der Immobilienblase. Asiatische Kunden sind typischerweise handelsorientiert und nehmen auch massiv Kredite in Anspruch. Ihren UHNW-Kunden hat die CS (weltweit) Kredite von 40 Mrd. Fr. vergeben. Hier dreht die Bank ein grosses Rad. Und de Ferrari sagt: «Die gegenwärtige Marktkorrektur ist kein Problem, solange sie nicht anhält.
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