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15:55 Uhr - 06.03.2015

Substanzstarke SFS kämpft

Der Industriezulieferer trifft vielfältige Massnahmen, um den Frankenschock abzufedern. Doch 2015 droht ein Gewinnrückgang.

Unternehmenszahlenzoom Die ­seit zehn Monaten kotierte SFS hat die beim Gang an die Börse geweckten Erwartungen 2014 erfüllt. Nun, mit dem seit Mitte Januar wesentlich niedrigeren Eurokurs, stimmen die Umsatz- und Gewinnprojektionen nicht mehr. Der Knick fällt allerdings weniger heftig aus, als zu befürchten war.

SFS ist mit einer hohen Wertschöpfung und einer Kostenbasis von etwas mehr als 50% des Konzerntotals in der Schweiz verhältnismässig stark vom teuren Franken betroffen. Mit konstanten Wechselkursen hatte das Management für das laufende Jahr eine Steigerung des operativen Gewinns (Stufe Ebita) um etwa 21 Mio. Fr. oder 11% budgetiert.

Ein Eurokurs 1.12 wäre passabel

Ein  Eurokurs von 1.05 hätte aber eine Schmälerung von ungefähr 40 Mio. Fr. durch den Transaktionseffekt zur Folge. Der Transaktionseffekt illustriert das Ungleichgewicht zwischen Ertrag in der fremden Valuta und dem Aufwand in Franken. Hinzu kommt ein zweiter negativer Effekt durch die reine Umrechnung.

Wie in groben Zügen Ende Januar angekündigt und 2011 bereits einmal mit Erfolg durchexerziert, reagiert der Industriezulieferer aus dem Rheintal mit einem breiten Strauss von Gegenmassnahmen in den Schweizer Standorten. Sie sollen die Rechnung um etwa 10 Mio. Fr. entlasten.

Zu den Massnahmen zählen ein Einstellungsstopp, die Reduktion des Personalbestands über natürliche Fluktuation (5% pro Jahr), die Erhöhung der wöchentlichen Arbeitszeit von 42 auf 44 Stunden ab kommender Woche und die Verringerung des Urlaubs von 6 auf 5 Wochen jährlich für alle. Entlassungen soll es keine geben, die Auftragsbücher sind im Unterschied zu 2011 voll. Das Management verzichtet zudem vorübergehend auf 10% des Fix­salärs.

Weitere Schritte sind Preiserhöhungen im Export, laut VR-Präsident und CEO Heinrich Spoerry allerdings schon weitgehend ausgeschöpft, und hohe Kostendisziplin in der ganzen Gruppe. Die Spezialmassnahmen würden ausgesetzt, sobald der Euro-Durchschnittskurs über 60 Tage 1.12 Fr. erreiche, erläuterte Spoerry.

Die Delle möglichst rasch überwinden

Das laufende Jahr wird eine Delle bringen, mehr nicht. An der inneren Stärke von SFS ändert der Frankenkurs nichts. Ein Teil der im Initial Public Offering (IPO) gelösten Mittel von netto 312 Mio. Fr. wurde genutzt, um das organische Wachstum (2014: 5,1%, Zielband 5 bis 7%) zu beschleunigen.

Die Investitionen in Sach­anlagen wurden 27% und die Ausgaben für Forschung und Entwicklung 60% erhöht. Die grösste und mit einer Ebita-Marge von 19% rentabelste Division, Engineered Components (Präzisionsformteile), hat viel versprechende Aufträge von der Automobil- und der Luftfahrtindustrie sowie erstmals von chinesischen Smartphoneherstellern erhalten.

Gestärkt wurde mit den IPO-Mitteln auch die Bilanz. Die Eigenkapitalquote stieg auf (überaus) gesunde 80%, die Nettoschuld wandelte sich zu einem Nettovermögen von fast 90 Mio. Fr. Mit einem freien Cashflow von etwa 100 Mio. Fr. jährlich im Durchschnitt lassen sich die Investitionen in Sachanlagen locker finanzieren.

SFS kann es sich auch ohne weiteres leisten, die Hälfte des ausgewiesenen Gewinns als Dividende auszuschütten. Die Rendite von etwas über 2% ist freilich kein spezielles Kaufargument für die Aktien.

Die finanzielle Lage ermöglicht es SFS auch, auf der Pirsch zu bleiben. Laut Spoerry hat die Unternehmensführung Kaufobjekte mit einem Umsatz von 50 bis 100 Mio. Fr. im Auge. Geografisch sind Asien und Nordamerika im Vordergrund. Vor allem das Gewicht der USA von rund 10% ist steigerungsfähig.

Aktien kaufen und horten

Die Prognose des Managements für 2015,  wegen des Frankens werde der Umsatz 2 bis 4% und die Ebita-Marge 0,6 bis 1,2 Prozentpunkte schrumpfen, ist nicht mehr als eine Momentaufnahme. Mit einem Euro-Kurs von 1.10 Fr. und der einen oder anderen Akquisition ändert sich das Bild schon etwas.

Die Investoren haben eine Zeitlang benötigt, um die neue Lage für SFS zu analysieren. Zögerlich haben sich die Aktien vom Tiefstkurs von 57 Fr. gelöst, notieren aber mittlerweile gut 10% über dem Ausgabepreis von 64 Fr.

Das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von 25 für 2015 liefert keinen Kaufanreiz für die Mid Caps. Der ausgewiesene Gewinn wird allerdings gemäss den IFRS-Rechnungslegungsnormen durch Goodwill-Abschreibungen von nicht weniger als 45 Mio. Fr. gedrückt. Auf Basis des cash-wirksamen Gewinns sind SFS mit einem KGV von 17 bewertet.

Eine günstige Bewertung ergibt sich aus dem Verhältnis Unternehmenswert zu Ebitda (Gewinn vor Zinsen, Steuern, Abschreibungen und Amortisation). Der Wert von SFS von 10,2 für 2015 liegt unter dem anderer Qualitätstitel von Industrieunternehmen wie Dätwyler (DAE 132 -0.08%) (10,9), Kaba (KABN 566.5 2.91%) (13,6), Belimo (BEAN 2292 -0.99%) (13,7), Burckhardt Compression (BCHN 369 0.14%) (13,1) und Bossard (BOSN 116 -0.43%) (11,3).

Die komplette Historie zu SFS finden Sie hier »

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