Zurück zur Übersicht
15:15 Uhr - 19.08.2014

Feintool setzt beachtliche Kräfte frei

Die Industriegruppe wächst kräftig und profitabel, nur der Auftragseingang entspricht den Erwartungen nicht ganz. Die Ziele für 2014 und darüber hinaus werden bestätigt.

Eine komfortable Auftragslage in hohes Umsatzwachstum zu verwandeln, sollte einem Spezialisten für Umformen und Feinschneiden leichtfallen. Feintool (FTON 93 2.2%) ist dies im ersten Halbjahr jedenfalls gut gelungen. zoomIn der Erfolgsrechnung – die den vor dem Vollzug stehenden Verkauf der Automationssparte nur noch als Randnotiz enthält – ist das kräftige Umsatzplus freilich nicht der einzige Glanzpunkt.

Fast noch mehr springt die Ergebnis­steigerung ins Auge. Sie hat die Erwartungen von Analysten und Anlegern übertroffen und am Dienstag an der Börse zu einer überdurchschnittlichen Avance geführt. Mit ihrer Zwischenbilanz ist die Lysser Industriegruppe nicht nur gut unterwegs, um die bestätigten Jahresziele zu erfüllen, auch die Erreichbarkeit der mittelfristigen Ziele erhält durch sie zusätzliche Glaubwürdigkeit.

Mit grossem operativem Hebel

In der Steigerung spiegelt sich die Expansionsstrategie, die geprägt ist von einer Internationalisierung der Aktivitäten, dem Erschliessen weiterer Ertragspotenziale und von hohen Investitionen. Das Hochfahren der Produktion in China und in Nashville, USA, ist ein Beispiel dafür – eines, das zeigt: Die Erntezeit läuft. Zudem streicht Feintool im Semesterbericht die «verbesserte Produktivität in allen Bereichen» heraus. Zusammen mit einer steigenden Auslastung entsteht so ein grosser operativer Hebeleffekt.

Begünstigt wurde das Geschäft durch eine insgesamt ansprechende Automobilproduktion. Die Aktivitäten von Feintool – die Entwicklung von Feinschneidanlagen (Feintool Fineblanking Technology) und die grossvolumige Produktion einbaufertiger Feinschneid- und Umformteile (Feintool System Parts) – sind im Wesentlichen auf die Automobilindustrie ausgerichtet. Deren weltweite Produktion hat dem Unternehmen zufolge im Halbjahresvergleich 3,8% zugenommen.

Im wachstumsträchtigen Hauptsegment System Parts sollte Feintool schneller wachsen als die Autoproduktion – weil ihre Systemteile teils eine kostengünstige Alternative zu Schmiedeteilen sind und die Gruppe dick im Geschäft mit Automatik- und automatisierten Getrieben drin ist, die auch langfristig eine überproportional wachsende Nachfrage haben sollen. Entsprechend lag der Auftragsbestand im Teilegeschäft Ende Juni 8,8% über Vorjahr. Der Auftragseingang war 5,7% höher. Er stellt jeweils die Abrufe für die folgenden sechs Monate dar, war im Halbjahr aber eher schwächer als erwartet.

Der Kurs nimmt schon einiges vorweg

An den auftragsbezogenen Zuwachsraten zeigt sich, dass das hohe Wachstum des ersten Halbjahrs nicht einfach fortgeschrieben werden darf. Schon im zweiten Quartal hat sich Feintool im Umsatz einer deutlich erhöhten Vergleichsbasis gegenüber gesehen. Die Jahresprognose von 470 bis 480 Mio. Fr. zielt entsprechend auf ein Plus von 7,9 bis 10,2%, was angesichts ungünstiger Währungseinflüsse immer noch stattlich ist. Mittelfristig gelten 600 Mio. Fr. bei einer Ebit-Marge von 8% als Ziel.

Nach den ersten sechs Monaten steht im fortgeführten Geschäft des Feinschneidens – einer speziellen Art des Stanzens – und des Umformens ein Gewinn je Aktie von 2.68 Fr. zu Buche. Die bestätigte Jahresprognose, die eine Ebit-Marge von 7% einschliesst, deutet eine ähnlich gute Ertragslage im zweiten Semester an.

Davon ausgehend wird die FuW-Schätzung für 2014 von 4.80 auf 5.20 Fr. erhöht. Die für 2015 wird wegen des gedämpften Auftragseingangs nur leicht von 6.10 auf 6.20 Fr. angehoben. Das stolze Kurs-Gewinn-Verhältnis auf dieser Basis von 18 und 15 für 2014 und 2015 zeigt, dass weitere Fortschritte zum Teil im Kurs schon verarbeitet sind. Das schränkt das Aufwärtspotenzial ein und lässt Zukäufe nicht als dringlich erscheinen.

Hat Ihnen der Artikel gefallen? Lösen Sie für 4 Wochen ein FuW-Testabo und lesen Sie auf www.fuw.ch Artikel, die nur unseren Abonnenten zugänglich sind.

Seite empfehlen



Kopieren Sie den Link [ctrl + c] und fügen Sie ihn in ein E-Mail ein [ctrl + v]. Aus Sicherheitsgründen ist kein Versand von E-Mails direkt vom VZ Finanzportal möglich.