Brüssel werde ihnen wohl kaum erlauben, EU-Kunden aktiv aus der Schweiz heraus zu betreuen, meinen Schweizer Vermögensverwalter. Darum müsse man wohl oder übel vor Ort präsent sein.
Das Schweizer Bankgeheimnis hat einen Todestag. Am 8. Februar 2009 erlaubte die Finanzmarktaufsicht (Finma) der UBS (UBSG 17.93 -2.87%), Kundendaten in die USA zu schicken. «An diesem Tag starb das Bankgeheimnis», sagt Clifford Padevit, stellvertretender Chefredaktor von «Finanz und Wirtschaft», an der neunten Auflage des FuW Forum «Vision Bank – Vision Finanzplatz» am Dienstag.
Seither hat sich im Schweizer Private Banking einiges geändert. «Früher kam der Kunde aus dem Ausland, hat sein Geld besucht, 20’000 Fr. abgehoben und sie gleich an der Bahnhofstrasse ausgegeben», sagt Max Cotting, Chef der Vermögensverwaltungsplattform Aquila, auf dem Podium. «Das passiert heute nicht mehr.»
Hoffen auf den Zugang
Heute müsse man ins Ausland gehen, die Kunden direkt selbst aufsuchen, vor Ort präsent sein. Für die kleinen Schweizer Vermögensverwalter sei dies oft ein zu teures Unterfangen, so Cotting. Darum bräuchten sie den Marktzugang in die EU, um die Kunden aus der Schweiz heraus im Ausland direkt betreuen zu können. Diesen Zugang hat die EU der Schweiz bisher aber nicht eingeräumt.
«Wir schauen, dass der Marktzugang zustande kommt», sagt Hans-Peter Portmann, Nationalrat und Managing Director bei der LGT Bank (Schweiz). Er hofft, dass mit der «Klärung der institutionellen Frage» die Schweiz mit der EU dabei einen Schritt weiter kommt.
«Das wird in zehn Jahren nicht passieren», wiederspricht Gian Rossi, Schweiz-Chef von Julius Bär (BAER 60.92 -2.5%). Die Banken dürften also nicht warten und müssten selbst ins Ausland vorstossen. Sonst wiederhole sich die Geschichte, wie damals beim automatischen Informationsaustausch (AIA). «Das hatten wir auch verschlafen und viel zu lang an einem Abgeltungssteuermodell festgehalten», sagt Rossi.
Aquila geht nach Liechtenstein
Cotting meint, die Grossen wie Julius Bär hätten gut reden. Sie hätten das Kapital und darum auch die Kraft, in neue Märkte vorzustossen und auf lange Sicht dort profitabel zu werden. «Die Grossen können ins Ausland und investieren. Wir können das nicht.»
Zumindest ins kleine Nachbarland will sich Aquila laut Cotting nun doch vorwagen. Man habe die Zulassung in Liechtenstein beantragt, um von dort aus den europäischen Markt zu bedienen. Denn auch Cotting sieht den EU-Marktzugang für die Schweiz «in weite Ferne gerückt».
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