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07:12 Uhr - 11.02.2015

Was Anleger ein Blick in die Vergangenheit lehrt

Ein Blick in die Geschichte zeigt, dass neue Technologien die Anleger schon immer vor grosse Herausforderungen stellten.

Branchen kommen und gehen, die gewinnbringende Anlagestrategie bleibt sich hingegen gleich. Das ist eine der Lehren, die dem eben veröffentlichten «Global Investment Returns Yearbook 2015» des Credit Suisse (CSGN 19.93 -0.35%) Research Institute entnommen werden kann. Im Jahr 1900, in dem die Datensammlung des Jahrbuchs beginnt, gab es noch kaum Autos, Telefone oder elektrisches Licht – dafür aber bereits zwei prominente Beispiele, wie das Aufkommen einer neuen Industrie den Anlegern den Verstand rauben kann.

Die Rede ist von den Kanal- und Eisenbahnaktien, die im 19. Jahrhundert von sich reden machten. In Grossbritannien schoss die Industrieproduktion dank der industriellen Revolution in die Höhe. Doch die Schwemme an neu produzierten Gütern überforderte die Kutscher. Kanäle waren die Lösung, denn der Wassertransport war 60-mal effizienter als der Landweg. Während die Kutscher das Nach­sehen hatten, fluteten Kanalunternehmen die Londoner Börse.

Nach einem ersten Crash 1793 konnten sich Kanalaktien erholen. Das ging so lange gut, bis 1825 die Stockton & Darlington Railway eröffnet wurde. Die Eisenbahn war wiederum 60-mal produktiver als der Wasserweg. Während Kanalaktien bis zu Beginn der 1850er-Jahre 70% an Wert verloren, boomten Bahntitel, bis auch dort der Einbruch folgte.

Aber dabei blieb es nicht: Zwischen 1900 und heute haben Eisenbahnaktien trotz damals noch ungeahnter Konkurrenz durch Autos, Lastwagen und Flugzeuge sowie eines massiven Rückgangs des Anteils an der Marktkapitalisierung besser abgeschnitten als der US-Markt.

Was ist die Lehre aus der Geschichte? Es kann sich lohnen, in neue Technologien zu investieren. Nur werden wegen der Wachstumseuphorie oft überhöhte Preise bezahlt, die sich rächen – teils für immer wie bei den Kanalaktien, teils für sehr lange Zeit wie bei den Bahngesellschaften. Es lohnt sich deshalb, auf die ­Bewertung einer Anlage zu achten.

Handkehrum können günstig bewertete Branchen auf dem Weg in die Bedeutungslosigkeit sein – Beispiel Eastman ­Kodak, einst das Flaggschiff der US-Fotoindustrie. In solchen Fällen droht die ­berühmte Value-Falle. Um sich davor zu schützen, schlagen die Autoren der Studie vor, auch das Momentum in den Anlageentscheid einzubeziehen. Das deshalb, weil Branchen, die über ein Jahr gut abgeschnitten haben, im Mittel auch im Folgejahr überzeugen. Dasselbe gilt mit umgekehrten Vorzeichen für die Verlierer.

Den grössten Erfolg versprechen demnach günstig bewertete Branchen, die ein hohes Momentum aufweisen. An der US-Börse qualifizieren sich gegenwärtig Versorger-, Versicherungs-, Transport- und Gesundheitsaktien. Vorsicht ist hingegen in den Branchen Software, Freizeit, Getränke und Elektronik geboten.

An der Börse London schaffen es ebenfalls Versorger, Lebensversicherer und Pharmatitel, aber auch Tabakwerte in die Auswahl, während Computer-Hardware-, Luftfahrts-, Industrial-Engineering- und Elektroaktien schlecht abschneiden.

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