Steigende Immobilienpreise und Aktienmärkte sind die stärksten Vermögenstreiber. In der Schweiz wächst die Anzahl vermögender Personen aber unterdurchschnittlich.
Die Anzahl Millionäre und ihre Vermögen steigen immer weiter. Zu diesem Schluss kommt der World Wealth Report 2017 des Beratungsunternehmens Capgemini (CAP 112.6 0.27%). Daraus geht hervor, dass die Zahl der vermögenden Privatanleger 2016 gegenüber dem Vorjahr 7,5% gestiegen ist. 2015 betrug die Zunahme 4,9%. Die Vermögen selbst stiegen mit 8,2% gar doppelt so stark wie 2015.
Im Zentrum des Berichts stehen sogenannte Dollarmillionäre. Sie verfügen gemäss Studie über ein liquides, investierbares Vermögen von mindestens 1 Mio. $. Selbst bewohnte Immobilien gehören nicht zur Studie.
«Der stärkste Treiber sind die Aktienmärkte und die Immobilienpreise», sagte Tobias Wolf, Leiter des Schweizer Bankenteams bei Capgemini, anlässlich der Vorstellung des Report. Am stärksten profitierte vergangenes Jahr Russland, wo sich die Zahl der vermögenden Privatpersonen 20% auf 182’000 erhöht hat. Mit einem Zuwachs vermögender Privatpersonen von 14% in Holland und 11% in Frankreich verzeichnete auch Europa ein ansehnliches Wachstum. Mit 4,8 Mio. Personen leben am meisten Millionäre immer noch in den USA.
Etwas schwächer war die Entwicklung in der Schweiz, wo die Zahl der Millionäre 1,5% auf 363’900 gestiegen ist. Die Autoren der Studie begründen diese Entwicklung mit den leicht rückläufigen Immobilienpreisen.
Ein Blick auf die Segmentierung des Marktes zeigt die Konzentration des Reichtums. Von den vermögenden Personen gehört nur 1% zu den Ultrareichen. Das sind Personen mit einem Vermögen von mehr als 30 Mio. $. Sie besitzen mit 34,5% allerdings mehr als einen Drittel der Vermögen. Zudem sind diese mit 9,2% deutlich rascher gewachsen als bei Vermögen unter 30 Mio. $.
Der Grund für die höheren Wachstumsraten liege darin, dass sie oft in ihre eigenen Unternehmen investiert seien, sagte Wolf. Zudem profitiere das Segment der Ultrareichen vom Wachstum in den Schwellenländern.
Positive Börsen wirkten nicht nur auf die Vermögensentwicklung, sondern veränderten auch die Zusammensetzung. Global ist der Aktienanteil von 25% im Jahr 2016 auf 31% im zweiten Quartal des laufenden Jahres gestiegen.
Am stärksten in Aktien investieren die Amerikaner mit einem Anteil von 37%. Die Schweiz liegt mit 36,1% aber ebenfalls deutlich über dem europäischen Schnitt von 31,1%. Zurückgegangen ist hingegen der Anteil alternativer Anlagen. «Das Interesse an dieser Anlageklasse ist geringer», sagte Wolf.
Im Rahmen der Studie wurde auch das Thema Digitalisierung analysiert. Gemäss Report wünschen sich sowohl die reichen Kunden als auch die Vermögensverwalter ein hybrides Beratungsangebot bei der Anlage und der Verwaltung der Vermögen. Hybride Ansätze kombinieren eine digital gesteuerte Vermögensverwaltung mit einem menschlichen Berater. «Das Bedürfnis nach persönlicher Betreuung ist vor allem am Anfang der Kundenbeziehung gross», sagte der Berater.
Viele Banken seien noch ganz am Anfang ihrer digitalen Strategie. Dennoch könnten sich gemäss der Studie mehr als 50% der vermögenden Kunden vorstellen, dass ihre Vermögensverwaltungsbedürfnisse von grossen Technologiefirmen wie Google (GOOGL 959.9 2.4%), Amazon (AMZN 950.87 1.31%) oder Alibaba (BABA 170.99 2.38%) erfüllt werden. Das ist allerdings erst Zukunftsmusik. «Zuerst müssten hybride Beratungsmodelle installiert und ausgerollt werden», sagte Wolf.
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