Der Bankchef sagt, er war nicht in die Beschattung von Ex-Manager Iqbal Khan involviert. Der geschasste COO Bouée sei nicht sein Freund und es würde eine Kampagne gegen ihn gefahren.
Zum ersten Mal, seitdem die Beschattung um Ex-Credit-Suisse-Manager Iqbal Khan ruchbar geworden ist, hat sich CS-Chef Tidjane Thiam zur Affäre geäussert. «Ich war nicht involviert», sagte Thiam vor den Medien anlässlich der Präsentation der Drittquartalszahlen am Mittwoch.
Thiam hielt sich grösstenteils an die Ergebnisse der Untersuchung, die der Verwaltungsrat in Auftrag gegeben hatte. «Ich habe nichts gewusst von der Beschattung», sagte der Bankchef. Er war nicht informiert darüber, dass der mittlerweile freigestellte operative Leiter der Bank (COO) Pierre-Olivier Bouée eigenmächtig die Beschattung von Khan in Auftrag gab, als dieser die Bank verlassen hatte, um später bei UBS (UBSG 11.77 -1.71%) anzuheuern.
Rein berufliche Beziehung
Die Aktion sei «unangemessen» gewesen, sagte Thiam. Dennoch mag laut dem Bankchef dem Besagten nicht klar gewesen sein, dass er etwas Falsches tue. Auch distanzierte sich Thiam explizit von seinem Intimus. Bouée sei «kein Freund». Die Beziehung zu Bouée, der bereits beim britischen Versicherer Prudential (PRU 16.145 -2.51%) Thiams Stabschef war, sei rein beruflicher Natur gewesen. Beschattungen seien laut Thiam nicht üblich in der Branche. Aus Compliance-Gründen werden einige Mitarbeiter, z.B. Wertpapierhändler streng kontrolliert, aber nicht via Detektei überwacht.
Zum kolportierten Zerwürfnis mit Khan, das schliesslich zu seinem Abgang bei CS geführt habe, sagte Thiam: «Privates ist privat.» Und er habe Privates nie über Professionelles gestellt. Er habe Khan alles gegeben, um als Vermögensverwaltungschef der Bank erfolgreich sein zu können. Die Ergebnisse hätten das gezeigt.
Rücktritt ausgeschlossen
Persönliche Konsequenzen schliesst Thiam aus. «Ich habe nie an Rücktritt gedacht». Er spüre den Rückhalt von Aktionären, zudem habe sich die Affäre nicht auf das Geschäft ausgewirkt. Wie bereits der CS-Aktionär Harris Associates andeutete, sagte Thiam, gegen ihn sei über die Medien eine Kampagne geführt worden, befeuert von «gewissen Personen».
Auf diese Personen wollte der Bankchef aber nicht weiter eingehen. Dabei könnte es sich um Khan selbst und seinen Kommunikationsberater Aloys Hirzel handeln. Hirzel wurde laut Medienberichten unlängst von CS-Schweiz-Chef Thomas Gottstein in einem Zürcher Restaurant verbal angegangen.
Staatsanwaltschaft ermittelt
Thiam wünschte Khan am Mittwoch allerdings nochmals alles Gute für die Zukunft, bedankte sich für dessen Arbeit bei CS und äusserte die Hoffnung, dass die Beschattung für ihn und seine Familie keine Unannehmlichkeiten erzeugt habe.
Noch immer läuft eine Untersuchung der Staatsanwaltschaft, nachdem Khan seine Beschattung zur Anzeige gebracht hatte. Auch gegen weitere CS-Mitarbeiter soll ermittelt werden. Thiam wollte sich zu diesem laufenden Verfahren nicht äussern. Laut «SonntagsZeitung» wünscht sich offenbar der Verwaltungsrat der UBS Ruhe in der Sache, Khan möge die Anzeige zurückziehen. UBS äusserte sich auf Anfrage von «Finanz und Wirtschaft» nicht dazu.
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