Die positive Geschäftsentwicklung der Industriegruppe soll sich fortsetzen. Das hohe Investitionsaufkommen hinterlässt allerdings Spuren.
Feintool (FTON 119.4 -0.75%) hat im ersten Halbjahr 2017 gut gearbeitet. Die auf Feinschneiden und Umformen spezialisierte Industriegruppe ist kräftig gewachsen und hat den relevanten Markt – die globale Automobilproduktion – wiederum klar hinter sich gelassen. Wachstumstreiber war erneut das Segment System Parts, die Serienfertigung anspruchsvoller Präzisionsteile. Das Maschinengeschäft, Fineblanking Technology, war dagegen weiter rückläufig, doch der Auftragseingang deutet eine Trendwende an.
Feintool spricht von einer positiven Geschäftsentwicklung, die sich im zweiten Halbjahr fortsetzen soll. Dennoch weckt der angepasste Ausblick, obwohl erfreulich, leicht zwiespältige Gefühle. Das Umsatzziel wurde von rund 580 auf 580 bis 600 Mio. Fr. angehoben, die Marge auf Stufe Betriebsgewinn (Ebit) dagegen wird nun am unteren Rand des ursprünglichen Zielbands von 7,5 bis 8% gesehen, etwa auf dem Niveau der ersten sechs Monate (7,6%, vgl. Tabelle).
Höhere Abschreibungen
Das hat Gründe. Die investitionsfreudige Gesellschaft hat in den Investitionen nochmals einen Zacken zugelegt. Waren in den fünf Jahren bis 2015 Investitionen von durchschnittlich gut 8% des Umsatzes getätigt worden, zog die Quote im vergangenen Jahr auf knapp 14% an. Im laufenden wird sie ähnlich hoch sein und sich danach dann normalisieren.
Dementsprechend haben sich die Abschreibungen und Amortisationen im Berichtshalbjahr gut 12% erhöht. Als Folge davon ist der Betriebsgewinn (Ebit) nur unterproportional zum Umsatz gestiegen (+5,1 zu +6,6%, was die Marge drückt), wogegen der Betriebsgewinn vor Abschreibungen und Amortisation (Ebitda) überproportional zugenommen hat (+8,1%).
Das Wachstum hinterlässt auch im Cashflow Spuren. Ein massiver Lageraufbau hat erstaunlich viele Mittel gebunden und dadurch den operativen Cashflow markant sinken lassen. Nochmals höhere Investitionen in Sachanlagen und der Kauf des Umformwerks der Schuler-Gruppe in Tianjin, China, haben zudem zu einem hohen Geldabfluss geführt, was den freien Cashflow tief in den negativen Bereich gedrückt hat.
Die FuW-Schätzung für den Gewinn je Aktie wird leicht nach unten revidiert. Für 2017 und 2018 werden neu 6.15 und 6.80 Fr. erwartet (bisher 6.25 und 7 Fr.). In der Schätzung für 2017 wird der positive Umsatzeffekt durch ein schlechteres Finanzergebnis – eine Folge unter anderem des im Juni aufgenommenen Syndikatskredits – überkompensiert. In derjenigen für 2018 stehen einem fast unveränderten Umsatz höhere Abschreibungen und Amortisationen und ein ebenfalls schwächeres Finanzergebnis gegenüber.
Flaut der Schwung ab?
In der Umsatzprognose für 2018 wird mit leichter Währungsunterstützung gerechnet, wogegen das organische Wachstum neu etwas niedriger gesehen wird. Darauf deuten nicht nur die Prognosen für die globale Automobilproduktion hin, auch die erwarteten Abrufe im Segment System Parts sprechen für ein Nachlassen der Dynamik. Ihr Wachstum liegt unter dem des Umsatzes und war im zweiten Quartal schwächer als im ersten.
Alles in allem bleiben die mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis 2018 von knapp 18 massvoll bewerteten Aktien (vgl. Aktienstatistik) haltenswert.
Die komplette Historie zu Feintool finden Sie hier. »
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