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14:15 Uhr - 29.12.2017

2017: Ein Top-Aktienjahr

AMS hat den Schweizer Aktienmarkt dominiert. Auf der Verliererseite stehen vor allem Biotechunternehmen.

Das zu Ende gegangene Börsenjahr war ein ausserordentlich gutes. Gemessen am breiten Swiss Performance Index (SPI (SXGE 10759.36 -0.19%)), der die Dividenden mitberücksichtigt, reiht es sich mit einer Zunahme von bis dato 20,5% etwas hinter den Börsenjahren 2013 (+24,6%) und 2009 (+23,2%) ein. Wer auf die richtigen Titel gesetzt hat, darf sich an teils spektakulären Kursgewinnen erfreuen.

Die Achterbahnfahrt von AMS

Die diesjährige Siegerliste wird angeführt von einem Verlierer des Vorjahres, von dem österreichischen und an der SIX kotierten Chiphersteller AMS (AMS 88.3 -0.73%). Seine Titel erklommen Mitte 2015 schon einmal ein Hoch von gut 59 Fr., bevor sie abstürzten. Inzwischen hat sich die Wahrnehmung von AMS geändert. Ein Auslöser dafür war die im Oktober 2016 angekündigte Übernahme von Heptagon, die optische Sensoren anbietet und eine Schlüsselrolle in der Strategie von AMS spielt. Die Aktien legten in diesem Jahr in der Spitze bis 285% auf 111.40 Fr. zu. Jüngst sind sie etwas zurückgekommen, infolge von Berichten, wonach sich das iPhone X des Grosskunden Apple (AAPL 169.7661 -0.77%) schlechter als erwartet verkaufe.

Auch andere Gewinner von 2017 rekrutieren sich aus den Reihen vorheriger Verlierer. Dazu gehört der Solarausrüster Meyer Burger (MBTN 1.67 1.21%). Er ging durch ein tiefes Tal der Tränen. Die Wende brachte Ende 2016 eine massive Kapitalerhöhung mit Schuldenrestrukturierung. Restrukturierungen und ein im Herbst endlich an Land gezogener erster Grossauftrag für die lange beworbene Heterojunction-Technik gaben dem Kurs Schub – er liegt aber noch weit unter früheren Hochs. Gelingt es Meyer Burger, 2018 die Wende zu bestätigen, wird sich der Kurs weiter erholen.

Lange Durststrecken

Lange, lange unten durch musste auch Von Roll (ROL 1.4 0%). Das kleine Industrieunternehmen mit grosser Geschichte schaffte im ersten Halbjahr die Rückkehr in die schwarzen Zahlen. Die tief gefallenen Aktien des Immobilienentwicklers Orascom (ODHN 11.25 1.35%) Development haben davon profitiert, dass sich die von Terroranschlägen und Reisebeschränkungen gebeutelte Tourismusindustrie von Ägypten zu erholen begonnen hat. Mit den Titeln von Leonteq (LEON 63.3 0.08%) geht es wieder aufwärts, seit Investor Rainer-Marc Frey im März beim Derivatspezialisten einstieg und danach für ein personelles Revirement sorgte.

Einen Sonderfall bildet die Schweizerische Nationalbank. Ihre Titel sind keine normalen Aktien. Denn sie arbeitet nicht gewinnorientiert, sondern in öffentlichem Auftrag. Ungeachtet dessen gibt es Stimmen gerade aus Deutschland, die sie als deutlich unterbewertet einstufen. Die Aktien der SNB (SNBN 3909 -0.2%), die nicht in Konkurs gehen kann, gleichen im Grunde risikolosen Bundesobligationen ohne Fälligkeit.

Kopf-an-Kopf-Rennen im SMI

Auch innerhalb des Standardbarometers SMI (SMI 9388.43 -0.18%), der die zwanzig grössten Titel aus dem SPI umfasst, gibt es grosse Gewinner: An der Spitze liefern sich der Pharmazulieferer Lonza (LONN 264.6 0.72%) und der Bauzulieferer Sika (SIK 7790 -0.45%) ein Kopf-an-Kopf-Rennen. Der Pharmazulieferer war vor ein paar Jahren selbst einmal ein Turnaround-Fall und hat sich inzwischen von einem hässlichen Entlein zu einem Star an der Börse entwickelt; die Frage ist, inwieweit die hohe Bewertung nun weiterem Kurswachstum entgegensteht.

Sika eilt operativ von Rekord zu Rekord, trotz oder vielleicht wegen des als Ansporn dienenden Verfahrens um den umstrittenen Verkauf der Stimmenmehrheit durch die Familie Burkard an Saint-Gobain (SGO 46.09 -0.67%). Es ist weiter hängig.

Zu den diesjährigen Gewinnern gehören auch die Titel der Uhren- und Luxusgüterhersteller Richemont (CFR 88.55 -0.39%) und Swatch Group (UHR 397.6 -0.13%), nachdem sie in den drei vorangegangenen Jahren viel eingebüsst hatten. Die anziehenden Schweizer Uhrenexporte verhalfen zur Kurswende.

Die Zurückgebliebenen und die Verlierer

Es fällt auf, dass im SMI – die Dividenden mitgezählt – kein einziger Titel in diesem Jahr im Minus liegt. Hinten in der Tabelle sind Swiss Re (SREN 91.25 -0.16%) und Zurich Insurance (ZURN 296.7 -0.37%). Beide Versicherer werden für 2017 einen deutlichen Gewinnrückgang ausweisen müssen, infolge der Schäden durch Wirbelstürme, die Erdbeben in Mexiko oder die Waldbrände in Kalifornien.

Vergleichsweise schlecht abgeschnitten haben heuer die Valoren des Sanitärtechnikers Geberit (GEBN 430.5 -0.07%) – sie gelten als absolute Qualitätsaktien und haben eine sehr hohe Bewertung erreicht. In diesem Jahr ist etwas Sand ins Getriebe gekommen. Nicht beliebt waren 2017, wie bereits im Vorjahr, die Papiere der Pharmakonzerne Roche (ROG 246.3 -0.44%) und Novartis (NOVN 82.55 -0.18%). Auf die Kurse drücken Sorgen um eine Deckelung der Medikamentenpreise in den USA, um den Ablauf von Patenten oder die wachsende Konkurrenz durch Biosimilars.

Im breiten Markt resp. im Universum des SPI finden sich unter den fünfzehn grössten Verlierern auffallend viele Unternehmen aus dem Pharma- und dem Biotech-Sektor, wie Evolva (EVE 0.31 0%), Newron Pharmaceuticals, Kuros Biosciences (CYTN 11.8 -2.07%), Santhera (SANN 35.7 0.42%) Pharmaceuticals, Relief Therapeutics (RLF 0.01 -50%) und Cosmo (COPN 146 0.97%) Pharmaceuticals.

Wer holt 2018 auf?

Unter den fünfzig wichtigsten Titeln, aus dem Kreis des SMI und des SMI Mid, haben die Aktien des Backwarenherstellers Aryzta (ARYN 38.64 -0.28%) am meisten verloren. Sie handelten sich den Verlust zu Jahresbeginn ein, als nach einer weiteren Gewinnwarnung am 24. Januar der Kurs binnen Tagen um über 40% einbrach. Das Topmanagement musste komplett ersetzt werden. Inzwischen gelten die Valoren als mögliche Turnaround-Kandidaten, in den letzten anderthalb Jahresmonaten haben sie einen grossen Teil des Verlusts aufgeholt.

Auch im Jahr 2018 ist es gut möglich, dass die Gewinner sich aus dem Kreis der bisherigen Verlierer und Zurückgebliebenen rekrutieren werden. Zu nennen sind diesbezüglich gerade Titel aus dem Pharma- und dem Biotech-Sektor, wie Roche, aber auch kleinere, von denen sich einige antizyklisch denkende Anleger viel erhoffen.

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