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16:29 Uhr - 11.05.2016

Blessing: Der neue UBS-Chef Schweiz

Der neue Chef der UBS Schweiz, Martin Blessing, ist ein alter Wunschkandidat und Weggefährte von Sergio Ermotti. Unter seiner Führung musste die Commerzbank vom deutschen Staat gerettet werden - und schrieb 2015 erstmals wieder Gewinn.

UBS (UBSG 15.32 -1.67%) überrascht mit dem Wechsel im Top-Management gleich doppelt. Der langjährige Chef des Schweizer Geschäfts, Lukas Gähwiler, tritt unerwartet per 1. September von seinen exekutiven Funktionen zurück und wird neu Chairman der Region Schweiz. Für noch mehr Aufsehen sorgt die Ernennung seines Nachfolgers: Dieser heisst Martin Blessing und war bis vor kurzem Chef der deutschen Commerzbank (CBK 6.973 -1.15%).

Der 1963 in Bremen geborene Blessing entstammt einer Bankerfamilie. Sein Vater war Vorstand bei Deutsche Bank (DBK 14.555 -3%), sein Grossvater Präsident der Bundesbank. Nach dem Studium an den Universitäten St. Gallen und Chicago wurde er nach Stationen bei McKinsey und Dresdner Bank 2001 Mitglied des Vorstands der Commerzbank. 2009 nahm er auf dem Chefsessel platz.

Vom Staat gerettet

Unter ihm übernahm die Commerzbank 2008 mit dem Segen der Bundesregierung die Dresdner Bank, dort wo Blessing einst seine Lehre abschloss. Die Übernahme sollte die Commerzbank auf Augenhöhe mit dem Branchenprimus Deutsche Bank hieven. Doch es verging kein Jahr da musste Blessings Institut, das sich mit der Übernahmen verhoben ha und im Zuge der Finanzkrise in Schieflage geraten war, vom Staat gerettet werden. Am Ende sollte die Commerzbank insgesamt 18,2 Mrd. € erhalten. Der Bund hält bis heute eine Anteil von 15% am Institut und ist damit dessen grösster Aktionär.

Die Titel haben seit ihrem Hoch im Juni 2007 rund 90% an Wert verloren und sich nie wirklich erholen können. 2015 schrieb die Bank zum ersten Mal seit fünf Jahren wieder Gewinn (1,06 Mrd. €).

Seinen bis Ende Oktober 2016 laufenden Vertrag bei der Commerzbank verlängerte Blessing nicht und trat auf die diesjährige Generalversammlung zurück. Sein Nachfolger ist Martin Zielke, Vorstand des Privatkundengeschäfts.

Lukas Gähwiler, der sechs Jahre lang das Schweizer Geschäft geführt hat, tritt «auf eigenen Wunsch» von seinen gegenwärtigen operativen Funktionen als President UBS Switzerland und President Personal & Corporate Banking (P&C) sowie als Mitglied der Konzernleitung zurück, heisst es in der Mittelung zum Personalwechsel.

Seit langem auf dem Radar

UBS-CEO Sergio Ermotti hatte Blessing dem Vernehmen nach bereits seit längerem auf dem Radar und ihm persönlich den neuen Job bei UBS-Schweiz angeboten. Die beiden Top-Manager kennen sich seit Ermottis Zeit bei UniCredit (UCG 2.948 -1.47%), bei der der heutige UBS-Chef unter anderem auch für die deutsche Hypovereinsbank zuständig war, die eine Tochter der italienischen Grossbank ist. Vor ein paar Jahren habe Blessing bereits ein Angebot aus Zürich erhalten. Damals habe er aber absagen müssen, weil die deutsche Kanzlerin Angela Merkel ihn nicht mitten in der Sanierung der mit Staatsgeldern geretteten Commerzbank frei geben wollte, berichtete das Manager Magazin.

Blessing wird als Chef Schweiz Einzug in die UBS-Konzernleitung halten und Ermotti erwartet von ihm, dass er das «Geschäft in der Schweiz und darüber hinaus weiter voranbringen wird.» Es darf also angenommen werden, dass das neue Manager-Schwergewicht bei UBS Ambitionen verfolgt, die über die Leitung des Schweizer Geschäfts hinausreichen werden.

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