Die Verwaltungsrätin von Givaudan, BCV und Sunrise gewinnt den am Montagabend erstmals verliehenen Award.
Zum ersten Mal wurde am Montagabend der Award für die Schweizer Verwaltungsrätin des Jahres verliehen. Ingrid Deltenre setzte sich dabei gegen die ebenfalls nominierten Monique Bourquin und Maya Bundt durch.
Die Jury, bestehenden aus sechs Verwaltungsrätinnen und Verwaltungsräten aus unterschiedlichen Branchen, begründete ihre Wahl neben den vielseitigen Mandaten Deltenres und ihren Qualifikationen auch mit «der verantwortungsvollen Leitkultur, die sie fordert und vorlebt».
«Wichtig ist die Vorbildsfunktion»
Ingrid Deltenre ist zurzeit Verwaltungsrätin bei Givaudan (GIVN 2799 0.18%), BCV, Sunrise (SRCG 72.4 -0.48%), Deutsche Post (DPW 28.33 -0.21%) DHL und Agence France-Presse. Sie ist überzeugt, dass die Diversität die Unternehmenskultur verändert. «Wichtig ist die Vorbildfunktion. Zu sehen, dass da Frauen sind, die es auch geschafft haben», sagte kürzlich sie im Gespräch mit FuW.
Frauen würden sich oft weniger in den Vordergrund stellen, seien eher die stillen Macherinnen. Wer sich bewegen müsste, damit die Gremien weiblicher werden? «Eher die Geschäftsleitung und die Personalabteilungen als die Kultur.» (Lesen Sie hier das Porträt).
Die 58-Jährige startete ihre Karriere als Generalsekretärin der Verbands Schweizer Presse, wechselte von dort zum Verlagshaus Ringier und später zur Wirtschaftszeitung Cash, die sie zuletzt fünf Jahre lang als Verlagsleiterin führte. Nach kurzen Zwischenstationen war sie von zwischen 2003 und 2009 Direktorin des Schweizer Fernsehen (SF) und danach bis 2017 Generaldirektorin der Europäischen Rundfunkunion in Genf.
Deltenre studierte in Zürich Pädagogik, Publizistik und biologische Anthropologie. Neben ihren Verwaltungsratsmandaten ist sie Präsidentin des Leitungsausschuss des Executive MBA der Universität Zürich und im Stiftungsrat der Schweizer Berghilfe tätig.
Mehr Visibilität
Der von Mercuri Urval erstmals in der Schweiz verliehene Award hat zum Ziel, den Verwaltungsrätinnen mehr Visibilität und eine Plattform zu geben. Das sei wichtig, damit das Verhältnis zwischen Männern und Frauen in den Gremien irgendwann 50/50 betrage, sagte Gunnar Eckbo, der den Preis in verschiedenen skandinavischen Ländern lanciert hat.
«Wenn wir es in der Schweiz schaffen, funktioniert es in ganz Europa», begründete Eckbo halb ernst gemeint die Expansion ausserhalb Skandinaviens. Im Vergleich mit den nordischen Ländern, wo zum Teil bereits seit 2010 jährlich die beste Verwaltungsrätin gekürt wird, hinke die Schweiz in diesem Bereich noch klar hinterher, bestätigte auch Christian Schaffenberger.
Starke Nerven sind nötig
Zu den insgesamt zwölf Auswahlkriterien gehörten laut Jury-Präsidentin und mehrfache Verwaltungsrätin Barbara Rigassi unter anderem eine lange Exekutivkarriere in einem grösseren Unternehmen. Dazu mussten die nominierten Kandidatinnen natürlich Erfahrung im Verwaltungsrat haben, aber derzeit kein Gremium präsidieren. Ein Ausschlusskriterium sei aus Gründen guter Corporate Governance auch die gleichzeitige Ausführung einer CEO-Funktion.
Was es sonst noch braucht für eine gute Präsidentin oder einen guten Präsidenten sei zum einen das Wohlwollen und das Vertrauen gegenüber der Geschäftsleitung, dass diese ihre Arbeit erledige, sagte Verwaltungsratspräsidentin von Repower Monika Krüsi in ihrem Vortrag. Aber auch Moderationsfähigkeit und starke Nerven seien nötig, gerade um in Krisensituationen einen beruhigenden Einfluss auf den übrigen Verwaltungsrat und die operative Führungsebene zu haben.
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