Am Markt für europäische Unternehmensanleihen mischt jetzt ein mächtiger Spieler mit: Die Europäische Zentralbank hat ihr Kaufprogramm gestartet.
Die Europäische Zentralbank (EZB) hat am Mittwoch, 8. Juni, mit dem Kauf von europäischen Unternehmensanleihen begonnen. Offiziell macht die Notenbank keine Angaben dazu, welche Bonds sie kauft. Details wird sie erst am 18. Juli bekanntgeben.
Dennoch sind einige Namen durchgesickert: Gemäss der Nachrichtenagentur Reuters hat die EZB Anleihen des Versicherers Generali, des Telecomkonzerns Telefónica und von Versorgern wie der französischen Engie gekauft. Das Volumen der einzelnen Geschäfte liege bei 3 bis 5 Mio. €, meldet Reuters.
Die Eckdaten zum Kaufprogramm (Corporate Sector Purchase Programme, CSPP) veröffentlichte die EZB nach der Ratssitzung vom April. Im Juni hat sie weitere Einzelheiten genannt.
Welche Kriterien müssen die Unternehmensanleihen erfüllen?
Die Bonds müssen in Euro denominiert sein, von Unternehmen in der Eurozone emittiert werden und eine hohe Bonität aufweisen (Investment Grade). Zudem sollen nur Obligationen von Nicht-Banken berücksichtigt werden.
Muss der Emittent im Euroraum domiziliert sein?
Die Bonds müssen zwar von einem Unternehmen im Euroraum begeben werden. Sie fallen aber auch dann ins Anlageuniversum, wenn die Muttergesellschaft nicht in der Eurozone domiziliert ist.
Was sind Nicht-Banken?
Die EZB hat den Begriff grosszügig definiert. Obligationen von Versicherern werden Teil des Programms sein. Aber auch Unternehmen, die über eine Geschäftssparte mit einer Banklizenz verfügen, sind qualifiziert. Dazu zählen etwa Autohersteller wie BMW oder Daimler.
Welche Emittenten gelten als Banken und sind damit vom Kaufprogramm ausgeschlossen?
Emittenten, die der europäischen Bankenaufsicht (Single Supervisory Mechanism, SSM) unterliegen, sowie ihre Tochterunternehmen sind nicht Teil des Kaufprogramms. Auch Emittenten, deren Muttergesellschaften einer Bankenaufsicht ausserhalb des Eurowährungsgebiets unterliegen, sind vom CSPP ausgeschlossen.
Welches Rating müssen die Anleihen haben?
Es ist ausreichend, wenn die Anleihen von lediglich einer anerkannten Ratingagentur mit einem Kreditrating von mindestens BBB– bewertet werden und somit das Prädikat Anlagequalität (Investment Grade) tragen.
Welche Laufzeiten werden berücksichtigt?
Papiere mit Laufzeit von sechs Monaten bis dreissig Jahren kommen in Frage.
Wie hoch ist das angestrebte Kaufvolumen?
Die EZB hat kein Zielvolumen genannt. Sie darf aber maximal 70% einer Emission aufkaufen, bei staatsnahen Betrieben soll die Schwelle niedriger sein. Die EZB wird am Primärmarkt (Neuemissionen) und am Sekundärmarkt Obligationen erwerben.
Wie gross ist der Markt für europäische Unternehmensanleihen unter Berücksichtigung der EZB-Kriterien?
Die Strategen von Deutsche Bank schätzen das verfügbare Anlageuniversum auf 770 Mrd. €.
Gibt es Schätzungen zum möglichen Kaufvolumen?
Deutsche Bank erwartet monatliche Käufe im Umfang von 5 Mrd. €. Die Analysten von Barclays prognostizieren ein Kaufvolumen von bis zu 10 Mrd. € im Monat.
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