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07:31 Uhr - 17.03.2015

Dürre Zeiten für Value-Investoren

Das FuW-Value-Portfolio hat im Zeitraum seit November 2014 einen Gewinn von 3,1% erzielt. Anheuser-Busch InBev, Interpump, Campari und Coach glänzten.

Value-Investoren finden kaum mehr attraktive Anlagen. «Die Bewertungen sind weltweit hoch. Es ist schwierig, neue Kaufkandidaten aufzuspüren, die unsere Anforderungen erfüllen», sagt Robert Wyckoff, Partner der New Yorker Value-Boutique Tweedy, Browne (lesen Sie hier das Interview). Qualitativ hochwertige Indizes wie der SMI (SMI 9237.08 0.89%) in der Schweiz, der S&P 500 in den USA oder der Dax in Frankfurt handeln bereits zu stolzen Bewertungen. Die Nullzinspolitik der Notenbanken treibt die Kurse immer höher.

Auch das FuW-Value-Portfolio steckt in diesem Dilemma. Hochqualitätsaktien wie Coca-Cola (KO 40.29 0.95%), Nestlé (NESN 75.9 0.66%) und Anheuser-Busch InBev sind nicht mehr günstig. Wer attraktiv bewertete Titel finden will, muss weit ins Feld der unbeliebten Anlagen vorstossen: nach Italien, in den Ölsektor, nach Russland. Dabei sind Geduld und Nerven gefragt. Im Lichte dieser Herausforderungen hat sich das Portfolio in den vergangenen knapp vier Monaten respektabel entwickelt, vermochte die Vergleichsindizes allerdings nicht zu schlagen.

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Gewinne dank Alkohol

Seit der letzten Bestandesaufnahme im November (diese finden Sie hier) hat das aus Aktien von je elf amerikanischen und europäischen Unternehmen bestehende Musterportfolio in Franken gerechnet 3,1% gewonnen. Das ist sehenswert, zieht man in Betracht, dass die Europositionen mit der Aufhebung der Frankenobergrenze am 15. Januar herbe Verluste erlitten. Der europäische Korb kommt – ungewichtet und ohne Dividenden gerechnet – auf eine Avance von 7,1%. Der Vergleichsindex, der Stoxx Europe 50, legte im selben Zeitraum allerdings 13,4% zu. Der US-Korb büsste 1% ein, während der S&P 500 rund 0,6% vorrückte.

zoomZum Stichtag 12. März erreichte das Portfolio einen Gesamtwert von 223 783 Fr. Seit der Lancierung im September 2008 hat das FuW-Value-Portfolio in Franken gerechnet gut 123% gewonnen und die Vergleichsindizes auf Total-Return-Basis geschlagen.

Prozentual die grösste Kurssteigerung erreichten in der knapp viermonatigen Berichtsperiode die Aktien des italienischen Pumpenherstellers Interpump (+29%). Die zweitkräftigste Kursleistung erbrachten die Valoren des in Belgien beheimateten Biergiganten Anheuser-Busch InBev (+26,6%). Ebenfalls erfreulich entwickelten sich Campari (+19%) und Restaurant Brands International (QSR 50.35 1%) (+20%). Bei Letzterem handelt es sich um das Mutterhaus von Burger King (Burger King 0 0%): Der US-Fastfood-Riese hat im Dezember die Übernahme der kanadischen Kette Tim Hortons abgeschlossen. Damit einher gingen eine steuergünstige Verlagerung des Hauptsitzes von Miami nach Kanada und eine Umfirmierung in Restaurant Brands International. Die Titel sehen zum Kurs-Gewinn-Verhältnis von 43 zwar teuer aus, doch Burger King ist nach wie vor eine Turnaround-Geschichte mit grossem Potenzial für Margensteigerungen.

Die grösste Enttäuschung im Berichtsquartal waren Gazprom (OGZD 4.53 -1.09%): Die in London gehandelten Aktien des russischen Gasriesen verloren 23,8%. Ebenfalls markante Einbussen erlitten Intel (INTC 30.83 -0.32%) (–14,3%), Microsoft (MSFT 41.56 0.43%) (–15,8%) und Roche (ROG 265.3 0.38%) (–8,3%).

Standard Chartered kaufen

Per 12. März werden im Portfolio einige Änderungen vorgenommen. Die Position in Intel wird verkauft. Die Titel waren im November 2012 zu 19.36 $ gekauft worden, der Kursgewinn seither beträgt 59%.  Etwas abgebaut werden zudem die Positionen in Apple (AAPL 124.95 1.1%), Microsoft, Restaurant Brands International und Anheuser-Busch InBev. Mit den freigespielten Mitteln sowie den im Berichtszeitraum erhaltenen Dividenden werden drei neue Positionen gekauft: EOG Resources (EOG 87.9 2.94%), Standard Chartered (STAN 958.1 0.26%) und BHP Billiton (BLT 1417 2.05%).

EOG Resources ist der führende Spieler im Schieferölgeschäft in den USA. Der Ölpreiszerfall hat den Aktien zugesetzt; seit Sommer 2014 haben sie 30% verloren. Der Ölsektor ist an der Börse extrem unbeliebt, sein Anteil im Value-Portfolio wird daher erhöht. Ebenfalls in die Kategorie «unbeliebt» fällt die Rohstoffbranche mit dem Primus BHP Billiton. Die Aktien des australisch-britischen Konzerns sind mit einem KGV von 13 bewertet und bieten eine Dividendenrendite von 6,2%.

Standard Chartered schliesslich, das einstige Lieblingskind der Anleger unter den Bankvaloren, hat einen tiefen Fall hinter sich. Mit neuem Management strebt die in London domizilierte, aber hauptsächlich in Asien tätige Bank wieder vorwärts. Standard Chartered ist zu einem grossen Teil mit Spargeldeinlagen finanziert und leistet sich keine Abenteuer im Investment Banking. Zum KGV 9 und zu einem Kurs-Buchwert-Verhältnis von 0,75 sind die Aktien zu günstig bewertet. Die Dividendenrendite von 6,4% versüsst das Warten. Die nächste Betrachtung des FuW-Value-Portfolios erscheint im Mai.

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