Über 200 Titel aus dem Reich der Mitte werden neu in die MSCI-Indizes aufgenommen – ein wichtiger Schritt, China im globalen Aktienmarkt besser zu integrieren.
Schnapsbrenner Kweichow Moutai, der Videoüberwachungsspezialist Hangzhou Hikvision (Hikvision 100.17 -0.02%) oder Pharmaproduzent Jiangsu Hengrui Medicine – trotz ihrer Grösse sind diese chinesischen Konzerne hierzulande wohl nur wenigen Anlegern ein Begriff. Doch bereits in zweieinhalb Wochen werden die drei Unternehmen gemeinsam mit weiteren 231 Festlandvaloren (A-Aktien) in die Indizes von MSCI aufgenommen. Damit dürften sie letztlich auch in den Portfolios vieler hiesiger Investoren landen, die über passive oder aktive Anlagevehikel an der Entwicklung der Schwellenländer partizipieren.
Am Montag hat MSCI bekanntgegeben, welche Unternehmen neu in den Börsenbarometern berücksichtigt werden. Die Hinzufügung ist in mehrerlei Hinsicht relevant: Einerseits ist es ein erster wichtiger Schritt, China besser in den globalen Aktienmarkt zu integrieren. Andererseits werden Anlagefonds, die die Indexfamilie als Benchmark gebrauchen, A-Aktien dazukaufen müssen. Laut MSCI sind Assets von fast 2 Bio. $ an die diversen Schwellenländerbarometer geknüpft.
Schnaps auf erstem Platz
Doch wie sieht das Anlageuniversum der hinzugefügten A-Aktien konkret aus? Innerhalb der 234 Valoren dominiert der Finanzsektor mit einem Gewicht von einem Drittel. Zudem ist er gleich mit fünf Namen in den Top Ten vertreten. Auf dem zweiten Rang folgen die Industrietitel. Die Technologiebranche, die sonst in den Emerging Markets dominiert, spielt hingegen nur eine Nebenrolle.
Unter allen A-Aktien erhält Kweichow Moutai, landesweit der einzige legale Produzent von Maotai (Schnaps aus Hirse und Weizen), im MSCI Emerging Markets Index vorerst das höchste Gewicht. Mit einem Börsenwert von umgerechnet rund 150 Mrd. Fr. ist der Konzern zwar nicht der wertvollste chinesische Festlandtitel. Allerdings berücksichtigt MSCI für die Gewichtung nur die Aktien im Streubesitz. Grössere Gesellschaften wie die ICBC (Industrial and Commercial Bank of China), die vom chinesischen Staat dominiert werden, fallen deshalb in der Rangierung zurück.
Sukzessive Erhöhung
Die Berücksichtigung der A-Aktien findet schrittweise statt: Nach der ersten Indexanpassung per Anfang Juni werden die chinesischen Festlandvaloren im MSCI Emerging Markets zusammen zwar nur ein Indexgewicht von 0,4% ausmachen. Abhängig von der weiteren Liberalisierung im Kapitalmarkt wird die Marke über die kommenden Jahre jedoch sukzessive nach oben revidiert.
Der Einbezug der A-Aktien ist freilich nicht die einzige Massnahme von MSCI, mit der die globale Relevanz von China erhöht wird: Per Anfang Juni werden gleichzeitig 68 weitere chinesische Unternehmen, die in Hongkong (H-Aktien) respektive in New York (N-Aktien) kotiert sind, in die Indizes aufgenommen. China könnte damit – alle Titelkategorien zusammengenommen – im MSCI Emerging Markets bereits in wenigen Jahren ein Indexgewicht von über 40% erlangen.
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