Der monatliche Sitzungsrhythmus produziert gemäss EZB-Präsident Mario Draghi fundamental nicht begründete Erwartungen. Ab Januar 2015 will die EZB Inhalte der Ratssitzungen veröffentlichen.
Der Live-Ticker der Medienkonferenz zum Zinsentscheid
15.30
Die EZB werde neben den fixen Ratssitzungen jederzeit Meetings abhalten können, wenn nötig. Das sei schon in der Vergangenheit so gewesen. Die Pressekonferenz endet.
15.25
Das schwache Kreditwachstum werde von zwei Umfragen unter die Lupe genommen, und beide würden derzeit darauf hinweisen, dass es sowohl ein Angebots- wie auch ein Nachfrageproblem sei. Die neusten Daten seien immer noch negativ, aber das Momentum sei geringer geworden, die Kontraktion nehme ab. Die Funding-Kosten der Banken hätten sich in der ganzen Eurozone stark angeglichen, die Fragmentierung habe abgenommen. Grossunternehmen zahlten aber nach wie vor weit tiefere Prämien sowohl bei den Banken als auch am Kapitalmarkt und am meisten immer noch in Krisenstaaten. Dies sei eine weitere Fragmentierung. Zwar habe der Bondmarkt teilweise in die Lücke der geringeren Kreditvergabe springen können, aber auch hier würden Grossunternehmen leichteren Zugang haben.
15.20
Wenn die EZB zu anderen Inflationsprognosen gelangen würde über die Mittelfrist, dann würde sie nicht zögern, das ABS-Aufkaufprogramm zu lancieren. Aber zuerst wolle man den Effekt der beschlossenen Massnahmen abwarten. Es mache aber keinen Sinn, zu fragen, was die EZB als Nächstes tue, sobald sie eine Massnahme beschliesse. Genau so würden fundamental nicht gerechtfertigte Erwartungen geschaffen.
15.15
Draghi wird abermals zur Verlängerung der Periode zwischen den EZB-Ratssitzungen gefragt: Die reine Diskussion im Monatsrhythmus sorge für Spekulationen und Erwartungen und damit für Verhalten, das nicht fundamental begründet sei. Zum Euro gefragt, gibt Draghi zu bedenken, dass der Euro vor Monaten weit höher gewesen sei als jetzt. Aber der Euro habe einen zunehmenden Einfluss auf die Preisstabilität.
15.13
Draghi wird gefragt, ob die EZB nach dem Fall BNP Rechtsrisiken mehr unter die Lupe nehmen wolle. Draghi geht nicht auf die Rechtsstreitigkeiten ein, die EZB sei nur daran interessiert, ob die Rückstellungen für solche Risiken im System genügend hoch sind.
15.09
Draghi betont einmal mehr, dass die EZB keine Währungspolitik betreibe. Dies sei sehr wichtig. Aber der Eurowechselkurs habe in der Bedeutung für die Inflation im Vergleich zu anderen Komponenten zugenommen.
15.07
Zur Verlängerung der Periode zwischen EZB-Ratssitzungen sagt Draghi, dass die Lage in den letzten Jahren viel komplexer gewesen sei als vor der Krise. Die EZB versuche, dieser höheren Komplexität gerecht zu werden. Sie könne und solle aber nicht jeden Monat handeln. Die Arbeit sei nicht getan, der Rat sei nach wie vor einstimmig dazu bereit, weitere unkonventionelle Massnahmen zu ergreifen und die Zinsen auf dem aktuellen oder einem tieferen Niveau zu halten. Aber die EZB wolle mit dieser Verlängerung verhindern, dass die Erwartungen des Marktes an die EZB zu selbsterfüllenden Prophezeiungen führen. Dass ein monatlicher Rhythmus zu eng sei, habe die Diskussion über die Inflation gezeigt, da sich die Datenlage nur langsam ändere.
15.05
Wenn eine Bank keine Evidenz gebe, dass sie zusätzliche Kredite gesprochen habe, müsse sie die Gelder aus den TLTRO zurückzahlen.
15.00
Das Mandat der EZB sei zwar die Preisstabilität, aber Finanzstabilität und die Stabilität von gewissen Märkten seien ebenfalls ein Schwerpunkt. Dies zeige auch die Ausgestaltung der TLTRO mit Blick auf Hypotheken und staatliche Schuldner.
14.55
Das Ziel des immer noch in Vorbereitung stehenden Programms für den Kauf von ABS sei es, die Fragmentierung der Kreditvergabe in der Eurozone und damit die Risikoprämien in Krisenstaaten zu verringern bzw. den Rückzug der Banken aus der Kreditvergabe auszugleichen. Draghi wiederholt, was er im Juni schon sagte: Sie müssen einfach und transparent sein. Dies sei ein Unterschied zu den Instrumenten, die den ABS-Markt in der Krise in Verruf gebracht hätten, weil sie so intransparent und kompliziert waren. Ende 2013 sei der Markt für ABS in der Eurozone 1,4 Bio. $ gross gewesen, was etwa einem Drittel von dem in den USA entspreche. Die Regulierung habe gute und schlechte ABS gleich behandelt und ABS insgesamt viel strenger reguliert als sehr ähnliche Instrumente. Deshalb brauche dieser Markt in der Eurozone eine Wiederbelebung. Eine andere Behandlung der Risikogewichtung von ABS durch die Regulierung würde die Bankbilanzen entlasten.
14.48
Zu den TLTRO gibt Draghi bereits vor der Veröffentlichung um 15.30 bekannt: Es werde sechs verschiedene TLTRO geben. Sie stünden auch offen für Banken, die ihre Kreditvergabe zurückgefahren hätten – allerdings nur für ein Jahr, danach würden sie gleich behandelt wie Banken, die ihre Kredite nicht reduziert hätten. Die EZB nehme zur Kenntnis, dass es für bestimmte Banken unumgänglich sei, ihre Bilanz zurückzufahren.
14.44
Draghi gibt bekannt, dass der Zyklus der EZB-Ratssitzungen neu sechs Wochen betragen werde, ab Januar 2015 werde die EZB zudem Inhalte der Ratssitzungen veröffentlichen.
14.40
Die Kreditvergabe sei aufgrund der Konsolidierung im Bankensektor weiterhin schwach. Die Bilanzprüfung im Herbst sei daher eine Chance für die Banken, ihre Bilanzen weiter zu stärken. Die Konsolidierung der Staaten habe die Defizitsituation verbessert, die Strukturreformen hätten zwar die Wettbewerbsfähigkeit verbessert, müssten aber weitergehen. Diese Reformen müssten darauf gerichtet sein, Arbeitsplätze zu schaffen.
14.35
EZB-Präsident Mario Draghi eröffnet die Pressekonferenz zur Sitzung des EZB-Rats. Die neusten Daten zeigten, dass die moderate Erholung in der Eurozone graduell weitergehe. Die Inflationserwartungen seien weiterhin fest verankert und stünden in Einklang mit dem Ziel der EZB, die Teuerung knapp unter 2% zu halten. Die im Juni beschlossenen Massnahmen würden dazu beitragen, die Inflation wieder näher an dieses Ziel heranzuführen. Die Jahresinflation im Juni sei unverändert auf 0,5% verharrt. Sie werde auch tief bleiben in den nächsten Monaten und erst 2015 und 2016 signifikanter steigen. Die EZB sei aber bereit, weitere unkonventionelle Massnahmen zu ergreifen. Die im Juni beschlossenen TLTRO seien näher spezifiziert worden, um 15.30 werde dazu eine Pressemitteilung folgen. Die Kreditvergabe erhole sich nur langsam, aber auch hier würden die bereits beschlossenen Massnahmen die Nachfrage nach Krediten ankurbeln. In Mai sei aber die Vergabe von Krediten im Vergleich zum Vorjahr weiter negativ ausgefallen. Die Arbeitslosenquote bleibe in der Eurozone zudem hoch. Einen Lichtblick sieht Draghi in den Exporten, die von der globalen Konjunkturerholung profitieren würden.
Der Zinsentscheid
(Reuters) Die Europäische Zentralbank (EZB) belässt ihren Leitzins erwartungsgemäss bei 0,15%. Das teilte die Notenbank am Donnerstag nach einer Sitzung des EZB-Rats in Frankfurt mit. Experten hatten nicht damit gerechnet, dass die Währungshüter den Zins weiter senken. EZB-Präsident Mario Draghi wird die Gründe für den Beschluss am Nachmittag (14.30 Uhr MESZ) vor der Presse erläutern.
Die EZB hatte den Schlüsselsatz für die Versorgung des Bankensystems mit Zentralbankgeld erst im Juni auf ein neues Rekordtief von 0,15% gekappt, erstmals einen Strafzins für Banken erhoben und neue milliardenschwere Geldspritzen für die in vielen Euroländern lahmende Wirtschaft angekündigt. Ein Teil der Massnahmen zur Stimulierung der Kreditvergabe wird erst in den nächsten Monaten umgesetzt.
Der Hintergrund
(AN) Wenn heute Donnerstag die Europäische Zentralbank (EZB) tagt, wäre es für einmal besser, zurückzublicken anstatt nach vorne. Beim letzten Termin Anfang Juni hatte derZentralbankrat die Geldpolitik noch einmal deutlich gelockert. Unter anderem senkte er die Leitzinsen, den tiefsten der drei schob er sogar unter null. Seither müssen Banken eine Prämie von 0,1% zahlen, wenn sie überschüssige Einlagen über Nacht bei der EZB parken. Der Rat beschloss zudem, weiter viel Geld ins System zu pumpen.
Alles sollte dazu beitragen, dass die reichlich vorhandene Liquidität nicht irgendwo gehortet wird, sondern endlich in die Realwirtschaft fliesst: als Kredite an Unternehmen und Privathaushalte. Was haben die Aktionen seither bewirkt? Eher wenig, muss die Antwort lauten.
Keine Reaktion in der Realwirtschaft
Die Wirtschaftszahlen deuten darauf hin, dass die zögerliche Erholung in der Eurzone nicht an Schwung gewonnen hat. Im Juni haben sich die Vertrauensindikatoren abgeschwächt. Das gleiche gilt für die Einkaufsmanagerindizes. Allerdings unterstreichen beide Indikatoren, dass die Wirtschaft wächst, selbst in Krisenländern wie Italien. Leider sind keine Daten über die Kreditvergaben im Juni verfügbar. Der Zentralbankrat wird frühestens an der Sitzung Anfang August beurteilen, ob seine Juni-Beschlüsse die Investitionsbereitschaft in Europa stimuliert haben oder nicht. Bis Mai schrumpften die Kredite an den Privatsektor.
Die Inflation scheint sich stabilisiert zu haben – auf tiefen o,5%. Überraschungen nach unten, die eine neue Lockerungsaktion der EZB wahrscheinlich machen würde, gab es nicht. Wenngleich in einzelnen Ländern für Juni tiefere Teuerungsraten als im Mai gemeldet wurden. In Spanien ist die Teuerung auf 0,1% gesunken, liegt also nur knapp über deflationärem Niveau. Misst man die Teuerung nach dem harmonisierten EZB-Ansatz, betrug sie im Juni 0% gegenüber dem Vorjahr.Partystimmung an den Märkten vorbei
Ganz anders reagierten die Finanzmärkte auf den expansiven EZB-Entscheid vom Vormonat. Sie feierten die Beschlüsse, entsprachen sie doch weitgehend den vielversprechenden Erwartungen, die Investoren rund um den Globus zuvor gehegt hatten.
Heute, vier Wochen später, sind diese Kurseffekte weitgehend verpufft.
Zum Beispiel die Aktienmärkte. Bankentitel und Dividendenpapiere aus den Peripheriestaaten, die am meisten Nutzen aus der Stabilisierungspolitik der EZB ziehen sollten, hatten vor dem EZB-Treffen deutlich zugelegt. Als die EZB dann getagt hatte, waren die Erwartungen bestätigt und die grösste Euphorie war erst einmal vorüber. Seither weist der relative Kursverlauf abwärts.Auch die Risikoprämien, die vor und kurz nach dem Juni-Termin auf historische Minimumwerte gesunken waren, sind in den vergangenen drei Wochen erneut nach oben geklettert. Das gilt für die Renditeaufschläge von Staatsanleihen der Peripheriestaaten zu deutschen Papieren genauso wie für die Spreads von Unternehmensanleihen. Die Tiefstwerte sind Vergangenheit, jedoch bleiben die Spreads niedrig. Sie befinden sich generell unter den Niveaus vom ersten Quartal des Jahres.
Euro schwächer zum Franken
Es war nie ein erklärtes Ziel der EZB, den Euro zu schwächen, aber dass die EZB genau das vorhatte, ist ebenfalls nie ein Geheimnis gewesen. In der Tat wertete sich die Gemeinschaftswährung im Juni ab. Unter 1.35 $/€ fiel sie aber nicht. In den vergangenen Tagen setzte sogar eine Gegenbewegung ein: Der Dollar erlitt am Montag einen generellen Schwächeanfall. Der Wechselkurs sprang fast bis 1.37 $/€. Er liegt heute wieder dort, wo er bereits vor vier Wochen notierte.Zum Franken war die Kursentwicklung weniger dramatisch. Dafür aber eher im Sinne der EZB. Der Euro in den vergangenen Wochen gab stetig nach und der Franken wurde fester: Von 1.22 bewegte sich der Wechselkurs abwärts. Am Mittwoch notierte er 1.2139 Fr./€. Das ist nicht im Interesse der Schweizerischen Nationalbank, die einen Mindestkurs von 1.20 Fr./€ verfolgt und keine tieferen Euronotierungen duldet.
Sollte sich die Abschwächung der Gemeinschaftswährung wie gehabt fortsetzen, käme sie um Interventionen am Devisenmarkt nicht herum. Sie müsste Euro aufkaufen, um dessen Kurs zu stützen. Es wäre das erste Mal seit zwei Jahren. Und sie würde erstmals überhaupt direkt gegen das Interesse der EZB handeln.
EZB-Vorschau: klärende Worte erwartet
Die 18 Zentralbanker werden sich hüten, morgen Donnerstag neue Lockerungsaktionen zu beschliessen, solange die bisherigen Impulse sich noch nicht in der Realwirtschaft niedergeschlagen haben.
Beobachter hoffen, dass zumindest neue Details zu den im Juni in Aussicht gestellten Geldkrediten (T-LTRO) bekannt gegeben werden: Sie sollen Banken zugutekommen, die garantieren, dass sie die erhaltenen Mittel als Kredite an Unternehmen weiterreichen.
Hat Ihnen der Artikel gefallen? Lösen Sie für 4 Wochen ein FuW-Testabo und lesen Sie auf www.fuw.ch Artikel, die nur unseren Abonnenten zugänglich sind.