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11:24 Uhr - 04.08.2014

Portugal teilt Banco Espirito Santo auf

Die grösste portugiesische Bank wird aufgeteilt. Der Staat schiesst die 4,9 Mrd. € für die Rekapitalisierung für den guten Teil vor.

Portugals drittgrösste Bank, Banco Espirito Santo (BES 0.12 -40.3%) (BES), wird in einen guten Teil und in einen schlechten aufgeteilt. Der gute Teil wird mit 4,9 Mrd. € vom Staat kapitalisiert. Der schlechte bleibt bei den Aktionären und nachrangigen Schuldnern. Es ist der Testfall für die neuen «Bailout-Regeln» innerhalb der EU mit speziellen Vorzeichen.

Der gute Teil, vorerst Novo Banco genannt, enthält sämtliches Kundengeschäft das von den Problemen der Bank nicht tangiert ist. Für private Kunden soll sich damit nichts ändern, ihre Konti werden weiter bedient wie bisher. Diese Novo Banco wird von einer Überbrückungsgesellschaft finanziert. Diese «Bridge Bank» schiesst 4,9 Mrd. € Eigenkapital ein. Das Geld stammt aus dem Bankenabwicklungsfonds, der im Rahmen der Bankenunion von sämtlichen Euroländern verlangt wird.

Weil der Abwicklungsfonds, mit Abgaben von allen Banken in Portugal geäufnet, erst seit 2012 existiert, verfügt er erst über 500 Mio. €. Der portugiesische Staat springt deshalb mit einem Kredit an den Abwicklungsfonds für die restlichen 4,4 Mrd. € ein. Es macht den Anschein, also könne Portugal das Geld aus dem nicht aufgebrauchten Fonds aus der Rettung des Staats durch Internationalen Währungsfonds und Europäische Union nehmen. Portugal wurde wie Griechenland, Irland und Spanien mit internationaler Hilfe während der Eurokrise finanziell unterstützt.

Aktionäre verlieren

Die schlechten Aktiva, die BES in die Knie zwangen, bleiben an den Aktionären und den nachrangigen Schuldner hängen. Das sind insbesondere die Kredite an die Espirito Santo Gruppe, ein Firmengeflecht der einflussreichen Familie namens Espirito Santo. Ebenfalls in der Bad Bank bleiben die ausstehenden Kredite in Angola, einer vormaligen Kolonie Portugals. Zu den grössten Aktionären gehört laut Bloomberg die französische Bank Credit Agricole, die rund 15% hält.

Nach einer erst im Juni abgeschlossenen Kapitalerhöhung von rund 1 Mrd. € wird es zahlreiche Aktionäre geben, die die Arbeit der Konsortialbanken in Frage stellen.Unter den sechs führenden Banken in der Kapitalerhöhung waren unter anderem Morgan Stanley (MS 31.6 -2.29%), UBS (UBSN 15.43 -1.53%) und Merrill Lynch. Schlecht sehen ebenfalls die Bank Goldman Sachs (GS 170.25 -1.52%) sowie der Hedge Fund D.E. Shaw aus, die vor zwei Wochen Anteile von über 2% kauften – ob sie sie immer noch halten ist ungewiss.

Die Aktien von Banco Espirito Santo waren letzte Woche um 73% gefallen nachdem die Bank aussergewöhnliche Abschreibungen von 4,2 Mrd. € bekannt machte. Die Abschreibungen liessen die relevante Eigenkapitalquote auf 5% schmelzen. An diesem Punkt gilt eine Bank als nicht mehr überlebensfähig (non viable), weshalb die Nationalbank einschritt.

Es ist der erste Fall bei dem eine Bank nach den neuen «Bailout-Regeln» der EU abgewickelt wird. Bei der neuen Novo Banca sind die vorrangigen Schulder (Inhaber von Senior Debt) und Einleger geschützt worden, das Risiko liegt nun bei Aktionären und nachrangigen Schuldern. Das Vorgehen soll verhindern, dass in Zukunft Banken mit Staatsgeldern gerettet werden müssen. Die EU-Kommission, die Staatshilfen überprüft, hat im Fall von Espirito Santo bereits grünes Licht erteilt.

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