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10:50 Uhr - 17.04.2020

Breitling-Chef: «Starke Nachfrage nach Uhren in China»

CEO Georges Kern sieht in China nach der Aufhebung des Lockdown im Umsatz hohe Wachstumsraten. Das bestätigen auch andere Uhrenhersteller.

Breitling-CEO Georges Kern gehört zu den Uhrenchefs, die trotz Coronapandemie eine Vorwärtsstrategie einschlagen. Während andere grosse unabhängige Marken wie Rolex und Patek Philippe ihre neuen Uhren erst 2021 lancieren, liess Kern es sich nicht nehmen, am Donnerstag die neuen Modelle vorzustellen. «Es war uns wichtig, im Frühling unsere Neuheiten zu präsentieren und die Kollektionen nicht auf nächstes Jahr zu verschieben», sagte er in einem Webcast für Medienvertreter.

«Wir sehen, dass sich viele Märkte langsam wieder öffnen. Auch in der Schweiz werden die ersten Schritte unternommen, um den stationären Handel wieder zu öffnen», so Kern. Er sei überzeugt, dass dies zu einer deutlichen Erholung der Verkaufszahlen führen werde. «In China ist unser Umsatz in den ersten vier Wochen nach dem Ende des Lockdown im Vergleich zum Vorjahr 20% gestiegen», sagte Kern. Das seien ermutigende Zahlen, und es zeige sich erneut, dass auf krisenbedingte Umsatzeinbrüche ein Rebound folge. «Das haben wir bereits bei Sars und der globalen Finanzkrise gesehen.»

Diese Beobachtungen des Breitling-Chefs werden auch von anderen Luxushäusern geteilt. Swatch Group (UHR 198.65 3.03%) hatte an der Bilanzmedienkonferenz Mitte März mitgeteilt, dass sich der Uhrenverkauf in China bereits normalisiere und man für April wieder einen Umsatz auf Vorjahresniveau erwarte. Auch der französische Luxusgigant LVMH (MC 359.7 4.78%) teilte am Donnerstagabend bei der Publikation der Erstquartalszahlen mit, dass bei einzelnen Produkten in China seit Anfang April wieder ein steigender Absatz festzustellen sei.

Stark in China investiert

Breitling profitiert auch von den jüngsten Investitionen in China. Angesichts der vielen Reiserestriktionen zeigt sich, dass im Luxusbereich trotz E-Commerce der Verkauf vor Ort immer stärker an Bedeutung gewinnt. Als Georges Kern die Uhrenmarke vor knapp drei Jahren übernahm, wollte er die Präsenz der Marke in Asien und speziell in China verstärken. «Wir haben seither viel investiert. 2019 wurden in China zwanzig Boutiquen eröffnet sowie ein chinesischer Markenbotschafter unter Vertrag genommen. Diese Investitionen zahlen sich nun aus», sagte Kern.

Trotz des Optimismus dürften Europa und die USA vorerst die Umsatzentwicklung der Schweizer Uhrenindustrie dämpfen. LVMH meldete für die Monate Januar bis März im Segment Uhren und Schmuck einen Umsatzrückgang von 26%. Auch für das zweite Quartal wird mit einem deutlichen Minus gerechnet. Die zu LVMH gehörenden Uhrenmarken Hublot, Tag Heuer und Zenith mussten während Wochen als Folge der Restriktionen und der gesunkenen Nachfrage ihre Manufakturen schliessen.

Kern geht davon aus, dass die Pandemie den Luxusgütermarkt grundlegend verändern wird. «Die Zeit nach Corona wird auch für Luxusmarken eine andere sein. Einige Häuser, die noch einem alten Luxusstil huldigen, werden leiden. Luxus wird heute immer mehr informell und casual. Marken müssen heute anders positioniert sein», sagt der Breitling-Chef. Er sieht vor allem für nachhaltige Themen ein grosses Interesse.

Einzig zum abrupten Ende der Uhren- und Schmuckmesse Baselworld wollte sich Kern nicht dezidiert äussern. Anfang Woche hatten mit Rolex und Patek Philippe die zwei letzten Stützen der Baselworld ihren Weggang von Basel angekündigt. «Wir haben uns bereits vor eineinhalb Jahren für ein neues Format entschieden, das örtlich und zeitlich flexibel ist», sagte der Breitling-Chef. Dieses sieht lokale Roadshows für Händler und sogenannte Breitling Summits für die Medien vor. «Mit diesem Ansatz sind wir örtlich nahe an unseren Kunden, Handelspartnern und Medien, und wir sind zeitlich nahe am Verfügbarkeitsdatum der neuen Modelle», so Kern weiter. Dieses Konzept habe sich in jeder Hinsicht bewährt.

Er liess es denn auch offen, ob eine Rückkehr zur inzwischen zu einer grossen Schweizer Uhrenshow erweiterten Messe Watches-and-Wonders in Genf dereinst denkbar sei. «Was Zeitpunkt und Veranstaltungsort unserer Summits betrifft, entscheiden wir je nach Marktfokus und Produktthema. Für diesen Herbst und nächstes Frühjahr evaluieren wir derzeit verschiedene Optionen», schloss Kern.

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