Das schwächelnde Zinsgeschäft belastet die Kantonalbank. Investiert wird in Digitalisierung und Personal.
Die Banque Cantonale du Jura (BCJ) hat ein zufriedenstellendes Ergebnis für 2019 vorgelegt, auch wenn sie nicht ganz an das Vorjahr anknüpfen kann. Das operative Ergebnis der Staatsbank ging im Vergleich zum Vorjahr um 5,5% auf 17 Mio. Fr. zurück. Unter dem Strich resultiert ein Gewinnrückgang von 7,4% auf 9,2 Mio. Fr. Etwas dämpfen konnte die BCJ das Minus, da sie im abgelaufenen Jahr weniger Reserven für allgemeine Bankrisiken gebildet hat.
Auch bei der Kantonalbank schwächelt der mit Abstand wichtigste Geschäftsbereich, das Zinsgeschäft. Weil der Zinsaufwand aber niedriger ausgefallen ist, konnten die rückläufigen Einnahmen weitgehend wettgemacht werden. Netto verbuchte die Bank gar ein leichtes Plus von 0,3 Mio. Fr. Es handelt sich allerdings um einen Einmaleffekt, bedingt durch die Auflösung von Rückstellungen für Kreditrisiken. Besser lief es dagegen an den Finanzmärkten. Bei den Einnahmen aus dem Kommissions- und Dienstleistungsgeschäft sowie dem Handelsgeschäft resultierte ein Plus.
Die Bank führt das Minus auf die Auswirkungen der Negativzinsen sowie Investitionen im Personalbereich und bei der Digitalisierung zurück. «In Bezug auf die Negativzinsen befinden wir uns in derselben Situation wie die anderen Banken», sagt Generaldirektor Bertrand (BDT 71.4 -13.77%) Valley. Die Negativzinsen würden sich zudem nur schwer an die Kunden weitergeben lassen. Wird ein gewisser Betrag dafür fixiert, so besteht die Gefahr, dass die vermögenden Kunden ihre Gelder auf diverse Banken verteilen, um so den wegen Negativzinsen anfallenden Kosten zu entgehen.
Mehr Hypotheken vergeben
Positiv entwickelt hat sich dagegen das Geschäft mit den Hypotheken. Die BCJ verzeichnete im abgelaufenen Geschäftsjahr einen Zuwachs von 5,4%. Damit ist sie zwar immer noch die kleinste Kantonalbank der Schweiz, doch dank dem Plus bei der Kreditvergabe konnte ihre Bilanz auf 3,4 Mrd. Fr. zulegen – ein Zuwachs von 8,6% (2018: 4,8%). Auf der Passivseite erhöhten sich die Kundeneinlagen im Berichtszeitraum 4,4%.
Kostenseitig zeigen sich vor allem stark gestiegene Personalkosten. Insgesamt hat der Geschäftsaufwand um 3,3% auf 27,9 Mio. Fr. zugenommen. Die Bank hat mehr Personal angestellt, da im vergangenen Mai eine Filiale in Moutier eröffnet wurde. Der Wechsel der Kantonszugehörigkeit des bernjurassischen Städtchens hat sich nun aber verzögert – die Abstimmung über einen Wechsel vom Kanton Bern in den Kanton Jura wird im Februar wiederholt. Auf die Präsenz der jurassischen Kantonalbank hat dies allerdings keinen Einfluss.
Die Bank sei apolitisch, sagt die Präsidentin der Bank, Christina Pamberg. Im Verwaltungsrat der BCJ sitzen keine Vertreter der Kantonsregierung. Mit dem Geschäftsgang in der neuen Filiale ist sie zufrieden. Der regionale Markt hat sich für die BCJ durch die Expansion bevölkerungsmässig um 10% vergrössert. Im Kanton Jura hat die Bank einen Marktanteil von rund einem Drittel und liegt damit hinter Raiffeisen auf dem zweiten Platz.
Investieren will die BCJ auch in die Digitalisierung. In diesem Bereich kooperiert sie etwa mit der Glarner Kantonalbank (GLKBN 33 0.3%) und will ein gemeinsam mit der Deutschschweizer Bank entwickeltes Online-Angebot für Hypotheken lancieren. Ein weiterer Vorstoss in den Fintech-Bereich, auch um die Abhängigkeit vom Zinsgeschäft zu verringern, ist laut Valley aber nicht vorgesehen. Die BCJ sei dafür viel zu klein.
Dividende bleibt unverändert
Die Dividende will die Bank mit 1.85 Fr. pro Aktie unverändert belassen und insgesamt 5,5 Mio. Fr. an ihre Aktionäre ausschütten. Davon profitieren wird hauptsächlich der Kanton Jura. Mit 55,7% ist er der grösste Anteilseigner der BCJ. Dazu kommen weitere Kantonalbanken, die Anteile halten. Der Streubesitz beläuft sich auf 10%.
Mit einem KGV von 17 für 2020 und einem Kurs-Buchwert-Verhältnis von 0,7 ist die BCJ zwar relativ günstig bewertet. Auch liegt die Dividendenrendite mit 3,2% über dem Marktdurchschnitt von knapp unter 3%. Wie die meisten kotierten Kantonalbanken gehören BCJ aber zu den wenig liquiden Titeln. Im vergangenen Jahr sind sie gerade mal 11,4% avanciert. Deswegen und aufgrund der starken regionalen Fokussierung des Geschäfts ist das Wachstumspotenzial der Aktien gering. Ein Kauf drängt sich daher nicht auf.
Die komplette Historie zur BC Jura finden Sie hier. »
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