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13:40 Uhr - 27.07.2018

LafargeHolcim muss sich strecken

Der Baustoffhersteller gewinnt im zweiten Quartal an Fahrt. Die Aktien locken mit Bewertung und Dividendenrendite.

 

Erstmals ist in den Zahlen von ­LafargeHolcim (LHN 50.18 2.81%) die Handschrift von Jan Jenisch zu erkennen. Im zweiten Quartal hat der Baustoffkonzern an Momentum gewonnen, während die bereinigten Administrativkosten nur wenig zunahmen. Der seit Anfang September 2017 amtierende CEO äusserte sich an einer Telefonkonferenz zuversichtlich für das zweite Halbjahr.

Der vergleichbare Umsatz stieg zwischen Anfang April und Ende Juni organisch über 6% – eine der höchsten Wachstumsraten seit vielen Jahren, wie Jenisch anmerkte. Anders als im Startabschnitt stieg auch das um Sonderkosten bereinigte Betriebsergebnis Ebitda, jedoch erneut unterproportional zum Umsatz.

Hoher Sonderaufwand

Ein höherer Energieaufwand und Kosteninflation haben die günstige Wirkung des Wachstums eliminiert. Zudem litt die Region Afrika/Nahost unter schwierigen Marktbedingungen; ihr Ebitda reduzierte sich um ein Drittel

Insgesamt resultierte so im Halbjahr eine Margeneinbusse von 1,3 Prozentpunkten, im Vergleich zur Vorjahresperiode. Der Konzerngewinn reduzierte sich erheblich, unter anderem als Folge eines Sonderaufwands von 300 Mio. Fr. Ein Grossteil davon waren Restrukturierungskosten.

LafargeHolcim vereinfacht die Strukturen. Jenisch hat eine Managementebene eliminiert, im Juni die teuren Regionalzentren in Miami und Singapur geschlossen und plant, die beiden Konzernsitze in Zürich-Oerlikon und Paris in Zug zu vereinen. So soll die Kostenbasis ab dem zweiten Quartal 2019 rund 400 Mio. Fr. niedriger sein.

Greifbar wird langsam auch die Strategie, über kleinere Ergänzungsakquisitionen zu wachsen. Im Fokus sind Aktivitäten ausserhalb des kapitalintensiven ­Zementgeschäfts, wie Zuschlagstoffe (Sand, Kies, Schotter), Transportbeton ­sowie Fertigbeton. Sie können vertikal in die Wertschöpfungskette integriert werden und bieten so laut Jenisch gute Möglichkeiten für Synergien.

Das Wachstum hebeln

Seit Dezember hat LafargeHolcim drei Übernahmen abgewickelt, mit einem Gesamtumsatz von 70 bis 80 Mio. $. Der CEO kündigte zwei bis drei weitere Transaktionen im zweiten Semester an. Grosse Zukäufe seien aber unwahrscheinlich. An seinem früheren Wirkungsort als CEO bei Sika (SIKA 143.4 0.63%) war Jenisch ähnlich verfahren.

Auf der anderen Seite steht ein letzter grösserer Brocken auf der Verkaufsagenda. Der Baustoffkonzern will sich aus zwei bis drei wenig erfolgversprechenden Ländern zurückziehen und insgesamt mindestens 2 Mrd. Fr. lösen. Laut Jenisch ist dazu in den kommenden zwei bis drei Monaten Konkretes zu vernehmen.

Die Mittel sollen helfen, die Umsetzung der neuen, auf mehr Wachstum orientierten Strategie zu finanzieren. Das Management will auf ­keinen Fall riskieren, das mühsam erkämpfte Investment Grade (Triple-B) aufs Spiel zu setzen.

An den Jahreszielen hält Jenisch fest, was nach einem schwachen ersten Quartal doch sehr ambitioniert gewirkt hatte. Der Umsatz werde auf vergleichbarer Basis 3 bis 5% steigen, wobei eher der obere Wert erreicht werden dürfte.

Etliche Märkte in Afrika/Nahost bleiben schwierig. Jenisch hat im April in der Person von Miljan Gutovic einen neuen Leiter für diese Region berufen. Er kennt den 39-Jährigen aus der Zeit bei Sika.

Attraktive Dividendenrendite

Der Ebitda soll aufs Gesamtjahr mindestens 5% zunehmen. Das Betriebsergebnis müsste also im zweiten Semester klar überproportional zunehmen – mit Blick auf die Umsatzbeschleunigung und eine schwächere Vergleichsbasis zum Vorjahr keine unrealistische Annahme.

An der Börse reagierten die Aktien des Baustoffkonzerns mit einer deutlichen Avance. Trotzdem notieren sie noch unter dem Stand von Anfang Jahr. Mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von 13 für 2019 und einem Verhältnis Unternehmenswert (Enterprise Value, EV) zu Ebitda von 7 ­haben die Titel weiteres Aufholpotenzial.

Die niedrige Bewertung trifft auch auf HeidelbergCement (HEI 72.92 0.86%) zu, die Nummer zwei im Sektor. Für LafargeHolcim spricht eine Rendite von 4% auf der Dividende, die auch im kommenden Jahr aus den Kapitalreserven und mithin für Privatpersonen steuerfrei ausbezahlt werden wird.

Die komplette Historie zu LafargeHolcim finden Sie hier. »

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