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16:18 Uhr - 13.06.2016

Brexit hält die Finanzmärkte in Atem

Diverse marktbasierte Indikatoren zeigen an, dass sich die Furcht vor einem EU-Austritt Grossbritanniens über die letzten Wochen deutlich verschärft hat.

Wohin man auch schaut – am Thema Brexit führt momentan kein Weg vorbei. Aktuell wird jede noch so kleine Marktregung mit der Angst vor einem EU-Austritt der Briten in Verbindung gebracht.

Die laufende Handelswoche macht keine Ausnahme. So nehmen Investoren mit Besorgnis zur Kenntnis, dass sich vor dem Stichtag 23. Juni das Momentum zugunsten der Brexit-Befürworter zu verschieben scheint: Eine am vergangenen Freitag von der britischen Online-Zeitung «The Independent» publizierte Umfrage beziffert den Anteil der «Yes»-Stimmen auf 55%.

Beschränkte Aussagekraft

Die Aussagekraft solcher Erhebungen sollte allerdings mit Skepsis betrachtet werden. Etwa weisen die Analysten von Société Générale darauf hin, dass man sich für Prognosen eher auf die aus dem Wettgeschäft abgeleiteten Wahrscheinlichkeiten abstützen sollte. Bei den letzten zwei wichtigen politischen Ereignissen – dem schottischen Unabhängigkeitsreferendum und den britischen Parlamentswahlen – haben sie den tatsächlichen Ausgang an den Urnen zuverlässiger vorhergesagt.

Wie Daten des Wettanbieters Betfair zeigen, hat sich zwar auch hier die Wahrscheinlichkeit jüngst zugunsten eines EU-Austritts verschoben. Mit 70% liegen die Brexit-Gegner allerdings noch immer deutlich in Führung.

Die Analysten von Morgan Stanley, die Internet- und Telefonumfragen sowie Wettquoten aggregieren, machen die Brexit-Chance denn auch auf lediglich 33% fest (orange Linie unten).

Polls
Quelle: Morgan Stanley

Massive Turbulenzen

Angesichts der massiven Marktverwerfungen, die bei einem Brexit zu erwarten wären, erstaunt es allerdings kaum, dass bereits kleine Stimmungsverschiebungen zugunsten eines Brexit mit hoher Volatilität quittiert werden.

Steen Jakobsen, Chefökonom von Saxo Bank, führt in einem aktuellen Kommentar mehrere Indikatoren an, die auf gestiegene Brexit-Ängste hindeuten. Ein klare Sprache spricht etwa der Optionsmarkt. So ist die implizite Volatilität des Währungspaars Pfund-Dollar – ein Messwert der erwarteten Schwankungsbreite des Wechselkurses – in den letzten Tagen nach oben geschossen. Mit 28% notiert sie inzwischen fast auf dem bisherigen Rekordhoch aus dem Oktober 2008.