Walter Oberhänsli, Chef der Versandapothekengruppe Zur Rose, stellt die baldige Bekanntgabe der geplanten Übernahme in Aussicht.
Mit dem Plan, eine Online-Versandapotheke zu übernehmen, ist Zur Rose (ROSE 137.8 1.03%) auf Kurs. «Wir sind gut unterwegs», sagte CEO Walter Oberhänsli am Mittwoch am Rande der Veranstaltung Investora zur FuW. Das Ziel der Versandapotheke, noch in diesem Jahr eine Akquisition bekannt zu geben, werde erreicht. Die Verhandlungen laufen. Im Visier sei eine Versandapotheke für rezeptpflichtige Medikamente, um den deutschen Markt zu bedienen. Es gehe darum, weitere Kundenbeziehungen zu erhalten, erklärte Oberhänsli.
Konsoliderung des Marktes geht weiter
Die Konsolidierung im Apothekenmarkt werde sich fortsetzen, ist der CEO überzeugt, auch weil in Deutschland für viele Apotheken Nachfolgeprobleme bestünden, und der Preiswettbewerb werde härter.
Wie im Zuge des Börsengangs kommuniziert, stehen von den eingenommenen Mitteln (brutto gut 230 Mio. Fr.) etwa 60 bis 80 Mio. Fr. für Zukäufe zur Verfügung. Sie sollen voraussichtlich nicht für eine einzige, sondern mehrere Transaktionen verwendet werden.
«Sehr hohe Markteintrittsbarrieren»
Angesprochen auf die Spekulationen, Amazon (AMZN 973.21 0.35%) wolle den Zur-Rose-Wettbewerber Shop Apotheke (SAE 48.95 1.15%) übernehmen, sagte Oberhänsli, das halte er für sehr unwahrscheinlich. Grund sei unter anderem, dass Shop Apotheke dies derart eindeutig dementiert habe.
Es sei aber schon so: Wer in den Markt einsteigen wolle, müsse das über Akquisitionen tun, denn die Markteintrittsbarrieren seien sehr hoch. Das Geschäft selbst von null an aufzubauen, wäre zu aufwendig, vor allem wegen der regulatorischen Ansprüche und der regionalen Unterschiede von Land zu Land, aber auch wegen der anspruchsvollen Logistik und der Prozesse.
Politische Risiken in Deutschland bereiten ihm wenig Sorgen: Oberhänsli betont, es werde immer wieder versucht, den Versandhandel in Deutschland zu verbieten, ohne Erfolg. Die jüngsten Diskussionen seien rein aus dem Wahlkampf vor den deutschen Bundestagswahlen am Wochenende geboren. Ein Verbot des Versandhandels in Deutschland könne er sich nicht vorstellen, da dies sowohl gegen Verfassungsrecht als auch gegen Europarecht verstossen würde, führte er aus.
Die Apothekerlobby in Deutschland macht Druck mit dem Ziel, den Versand rezeptpflichtiger Medikamenten zu verbieten. Betroffen wäre DocMorris, die Online-Tochter von Zur Rose, die Deutschland beliefert.
«Markt ist riesig»
Oberhänsli sagte an der Präsentation, die Gruppe sei generell perfekt positioniert, um das hohe Wachstum im Online-Medikamentenmarkt zu kommerzialisieren. Der Markt sei riesig und zudem hoch fragmentiert. Wachstumspotenzial ergebe sich unter anderem aus dem Trend zur Selbstmedikation.
Die Aktien der Versandapotheke Zur Rose haben seit der Emission im Juli eine Berg-und-Tal-Fahrt hinter sich. Zu 140 Fr. ausgegeben, notierten sie zunächst auf 160 Fr., korrigierten dann aber bis auf 120 Fr. Mittlerweile haben sie sich fast bis zum Emissionspreis erholt.
Die Gruppe erzielt etwas mehr als die Hälfte des Umsatzes in der Schweiz, den Rest in Deutschland. In der Schweiz soll auf mittlere Sicht ein Umsatzwachstum im mittleren einstelligen Prozentbereich erreicht werden, in Deutschland 15 bis 20%.
Der Ebitda soll auf Gruppenebene 2018 im positiven Bereich liegen, das mittelfristige Ziel für die Marge sind 4 bis 5%. In Deutschland allein dürfte die Ebitda-Gewinnschwelle aber erst 2019 erreicht werden.
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