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17:48 Uhr - 20.12.2016

Spotlight 2017: Strategiebeweis

Eine Strategie auszuarbeiten ist leichter, als sie umzusetzen. «Finanz und Wirtschaft» präsentiert elf Unternehmen, die diesen Beweis erbringen müssen.

» ABB muss wachsen
» Ascom muss jetzt auf Wachstum schalten
» Fortschritte von Clariant verpuffen
» Jetzt braucht CS Glück
» Glarner KB muss Hypomat-Beweis erbringen
» Julius Bär hat die Weichen gestellt
» Lonza muss mit Capsugel Mehrwert stiften
» Novartis muss Alcon endlich fit trimmen
» OC Oerlikon mangelt es nicht an Geld
» Panalpina muss effizienter werden
» Zurich siegessicher

 

ABB muss wachsen

Die Ausgangslage

CEO Ulrich Spiesshofer macht das meiste richtig. Seit drei Jahren unterzieht er ABB (ABBN 21.57 -0.55%) einer Transformation – der weitverzweigte Automations- und Energietechnikkonzern soll einfacher, agiler und effizienter werden. Die von Spiesshofer initiierte Next-Level-Strategie hat mittlerweile ihre dritte Stufe der Umsetzung erreicht.

zoomEinige Erfolge haben sich eingestellt. Am wichtigsten: Die Profitabilität steigt. Die Betriebsmarge konnte dank fortgesetzter Kostensenkungsbemühungen acht aufeinanderfolgende Quartale erhöht werden. Doch eines hat Spiesshofer bisher nicht erreicht: nachhaltiges Wachstum. Der Zeitraum Juli bis September war schon das dritte Quartal in Folge, in dem Auftragseingang und Umsatz zurückgingen – der Auftragseingang sogar mit einer zweistelligen Rate.

Als Hauptgrund gibt ABB die schwache Nachfrage in den Prozessindustrien an, besonders im Bergbau sowie im Öl- und Gassektor, wo anhaltend niedrige Rohstoffpreise die Investitionsneigung deutlich sinken liessen.

Das Szenario

Vor diesem Hintergrund hat Spiesshofer die dritte Stufe der Next-Level-Strategie eingeleitet. Damit soll das Wachstumsproblem angepackt werden. Zentral sind mehr unternehmerische Freiheiten für die vier Divisionen des Konzerns sowie eine Digitalisierungsinitiative, mit der das digitale Potenzial der Produkte und Dienstleistungen des Konzerns ausgeschöpft werden soll.

ABB glaubt, ein versteckter digitaler Champion zu sein, der nur noch besser vermarktet werden müsse. Um diesen Prozess zu unterstützen, hat der Konzern die Stelle eines Chief Digital Officer geschaffen und mit einem erfahrenen Experten für das Internet der Dinge besetzt. Mit zum Wachstumsplan gehört auch die Stärkung der Marke ABB. Der Konzern will künftig mit einer einzigen Unternehmensmarke auftreten und dazu alle ABB-Marken – weltweit über tausend – unter einem Dach konsolidieren.

Die Einschätzung

Mit seinem Wachstumsplan ist Spiesshofer auf dem richtigen Weg. Was die Digitalisierung betrifft, so haben viele bestehende und potenzielle Kunden von ABB noch Nachholbedarf. Aber sie müssen wissen, dass der Konzern ihnen in diesem Bereich mit einem umfassenden Angebot helfen kann. Die Schaffung einer Dachmarke dürfte dabei helfend wirken; dadurch kann die Interaktion mit den Kunden vereinfacht werden.

Erfolge werden sich aber nicht über Nacht einstellen. Dazu ist das politische und wirtschaftliche Klima global vielerorts noch zu unsicher. Anleger brauchen also Geduld. Damit der Kurs der Aktien auch 2017 steigt, braucht es Beweise aus dem Konzern, dass der Wachstumsplan tatsächlich greift. (MG)

 

Ascom muss jetzt auf Wachstum schalten

Die Ausgangslage

Für den Anbieter von Kommunikationslösungen war 2016 ein Übergangsjahr: Der Verkauf der Problemsparte Network Testing ist vollzogen, mit Holger Cordes ist ein neuer CEO im Amt angekommen, der langjährige Präsident hat sich zurückgezogen. Der Gemischtwarenladen Ascom (ASCN 16.15 -0.31%) hat sich in einen fokussierten Spezialisten für digitale Lösungen in der Gesundheitsbranche transformiert. Was fehlt, ist Wachstum.

Das Szenario

zoomDie Erwartungen an Ascom sind hoch. Entsprechend nimmt die Aktie bereits einiges an positiver Entwicklung vorweg. Den Beweis, dass die Verkaufsteams in der Lage sind, ganzheitliche Lösungen und Beratungsleistungen erfolgreich zu verkaufen, muss das Unternehmen jetzt antreten. 7 bis 10% Umsatzwachstum und eine Marge von 20% im rein operativen Geschäft im Jahr 2020 sind ehrgeizige, aber realistische Ziele. Die Aufmerksamkeit richtet sich deshalb ab 2017 auf die kommerzielle Umsetzung. Es spricht wenig gegen eine operative Verbesserung des Geschäfts.

Die Einschätzung

Die Altlasten sind bereinigt, der strategische Marschplan bis 2020 gesetzt. Die Digitalisierung von Arbeitsprozessen im Spitalumfeld ist ein zukunftsträchtiges Feld. Der edukative Aufwand im Markt darf jedoch nicht unterschätzt werden. Anleger sollten sich davor hüten, zu schnell grosse Erfolge zu erwarten. (EM)

 

Fortschritte von Clariant verpuffen

Die Ausgangslage

Die Meinungen zur Investmentstory von Clariant (CLN 17.15 -0.06%) sind geteilt. Die einen glauben daran, andere nicht. Ein führender Spezialchemiekonzern sein, lautet das Ziel. Erreicht werden soll es durch höhere Profitabilität, die gezielte Förderung von Innovation, intensiviertes Wachstum sowie durch aktives Portfoliomanagement. Clariant hat gute Fortschritte gemacht.

zoomDoch viele haben mehr Zeit beansprucht als geplant, teils wegen äusserer Faktoren (Währungseinflüsse, Wirtschaftslage), teils weil der Weg holpriger war als erwartet. Und vor allem: Sie kommen im Gewinn je Aktie nicht an. Der Gewinntrend zeigt seit Jahren seitwärts. Ein wichtiger Grund dafür sind Sonderbelastungen. Damit muss Schluss sein.

Das Szenario

Das Management weiss, dass sich Investoren zunehmend an diesem Makel stören und von bereinigten Zahlen allein nicht satt werden. Es wird deshalb alles daransetzen, die Fortschritte künftig bis in den Gewinn hinunter zu bringen. Schon 2017 wird das sichtbar werden. Die Notwendigkeit zeigt sich daran, dass in den Jahren 2012 bis 2015 der tatsächliche Betriebsgewinn (Ebit) jeweils nur 75, 82, 90 und 83% des bereinigten betragen hatte.

Auf Stufe Gewinn ist der proportionale Einfluss noch grösser. Im ersten Halbjahr 2016 erreichte der Ebit 90% des bereinigten Werts. Das lässt hoffen. Eine weitere Verminderung der Differenz ist umso wahrscheinlicher, als Clariant nach Jahren der Erneuerung nun einigermassen gefestigt sein sollte.

Die Einschätzung

Clariant muss 2017 beweisen, dass die Strategie auch im Gewinn wirksam wird. Weil sie das bereits im Volumenwachstum, in der bereinigten Marge und seit Kurzem im Cashflow geschafft hat, wird die Gesellschaft auch diese Herausforderung meistern. Angesichts eines nicht gerade leichten Branchenumfelds kann allerdings auch das etwas länger dauern als erhofft. Viel länger darf das Vertrauen von Anlegern aber nicht mehr strapaziert werden. (CB)

 

Jetzt braucht CS Glück

Die Ausgangslage

Die Hoffnung stirbt zuletzt: Diese Devise eint Führung und Aktionariat der Credit Suisse (CSGN 15.78 -0.44%), wenn auch jeweils zeitlich versetzt. Letztes Jahr ist CEO Tidjane Thiam angetreten, um die Grossbank aus der Sackgasse zu führen, in die Vorgänger Brady Dougan und der weiterhin amtierende Verwaltungsratspräsident Urs Rohner sie geführt hatten.

zoomThiam verlangte eine Kapitalerhöhung, um Handlungsspielraum zu gewinnen. Im Gegenzug versprach der neue Hoffnungsträger, über eine Neuausrichtung den Gewinn bis 2018 zu verdoppeln und die Bank gleichzeitig robuster zu machen. Zu diesem Zweck will er das Vermögensverwaltungsgeschäft ausbauen und ins Zentrum rücken, die einst mächtige Investmentbank eindampfen und als einen Zulieferer des Kerngeschäfts ausrichten.

Mit Ankündigung der neuen Strategie vor einem Jahr startete die CS-Aktie eine Talfahrt, ihr Wert halbierte sich. Denn das Marktumfeld hatte sich eingetrübt, und die Wachstumshoffnung des Managements erwies sich als überzogen.

Das Szenario

Am diesjährigen Investorentag hat sich die CS-Führung der Realität gebeugt und die Wachstumsziele um rund ein Drittel zurückgestutzt. Neu stehen Sparziele im Vordergrund, mit denen die Gewinnkraft verteidigt werden soll.

Paradoxerweise schöpften gleichzeitig die Investoren neue Hoffnung: Seit dem Sommer ist die CS-Aktie über 50% avanciert. Dass das CS-Management nun besonnener prognostiziert, stärkt zwar das Vertrauen in die Führung. Hauptgrund für die Erholung des Aktienkurses ist jedoch das Umfeld für Bankaktien, das heute viel konstruktiver ausschaut als vor einem Jahr.

Die Einschätzung

Das Kernproblem der Bank, das Thiam bei seinem Amtsantritt anging, ist noch nicht vom Tisch: Dank Kapitalerhöhung und Geschäftsabbau hat er zwar die Kapitalausstattung verbessert. Die Kernkapitalquote ist von 10,2 auf 12% (CET1) gewachsen, womit Credit Suisse jetzt im internationalen Mittelfeld liegt.

Die Schweizer Bank wird künftig per Gesetz jedoch mehr Kapital vorhalten müssen. Trotz reduzierter Gewinnerwartungen rechnet das Management noch immer bis 2018 mit einem Kapitalaufbau von 5,5 Mrd. Fr. aus dem operativen Geschäft – ein hoher Beitrag angesichts der laufenden Restrukturierung.

CS ist jetzt schlicht darauf angewiesen, dass das Marktumfeld ihr künftig hold bleibt, denn jegliche Reserve ist aufgebraucht. Sollte der Rückenwind der Märkte nachlassen oder sollten Bussen die Bank zurückwerfen, ist der 2015 geschaffene Handlungsspielraum dahin. Credit Suisse stünde erneut mit dem Rücken zur Wand – und bräuchte wohl einen neuen Hoffnungsträger, diesmal vielleicht in Form eines neuen Präsidenten. (RK)

 

Glarner KB muss Hypomat-Beweis erbringen

Die Ausgangslage

Die Glarner Kantonalbank (GLKBN 23.25 1.09%) (GLKB) war eines der ersten Staatsinstitute, die damit begannen, eine klare Digitalisierungsstrategie zu verfolgen. Zum einen baute die Bank ihre «Omat-Familie» auf, mit der Onlinehypothekenplattform Hypomat als Flaggschiff. Dadurch schaffte sie im Hypothekargeschäft den Sprung über die engen Grenzen des Glarus. In einer nächsten Stufe lizenziert sie seit diesem Jahr ihr digitales Know-how im Ganzen oder modular an Banken, Versicherungen und Pensionskassen.

Das Szenario

zoomFür die Bereitstellung ihrer Dienstleistung oder das Management eines ganzen Hypothekarbestands etwa für Pensionskassen erhält die GLKB jährlich wiederkehrenden Ertrag. Die Hypotheken liegen dabei nicht auf der Bilanz der Kantonalbank, belasten also nicht das Eigenkapital und bedürfen keiner Absicherungsmassnahmen.

Die Einschätzung

Der Ertrag aus der Digitalisierungsstrategie ist bis anhin noch gering im Vergleich zu den drei klassischen Ertragspfeilern einer Kantonalbank (Zinsen, Kommissionen und Handel). Die GLKB muss weitere Partner finden. Gelingt ihr das, wird sich die Staatsbank mit relativ geringem Risiko eine vierte substanzielle Ertragsquelle erschliessen. Erste Anzeichen für Erfolg oder Misserfolg sollten im kommenden Jahr sichtbar werden. (VA)

 

Julius Bär hat die Weichen gestellt

Die Ausgangslage

Die Privatbank Julius Bär (BAER 46.37 0.04%) stellt sie die Weichen für künftiges Wachstum. 2016 hat sie rund 200 Kundenberater eingestellt. Am stärksten ist die Bank in Asien gewachsen. Im Durchschnitt verwaltet derzeit jeder Kundenberater der Bank rund 240 Mio. Fr. Vermögen.

zoomDaran gemessen ergibt sich aus den neuen Mitarbeitern ein potenzielles Vermögenswachstum von 48 Mrd. Fr. Da die neu eingestellten Kräfte ihre Arbeit erst im Jahresverlauf aufgenommen haben, und zunächst vor allem Kosten verursachen, wird es einige Zeit dauern, bis die positive Wirkung in den Geschäftszahlen sichtbar wird. Der Ertrag folgt mit einer zeitlichen Verzögerung.

Das Szenario

Auch wenn die volle Entfaltung der Strategie Zeit braucht, sollten erste Erfolge schon im Jahresabschluss sichtbar werden. Zahlt sich die Strategie aus, dürfte das organische Wachstum in den kommenden zwei Jahren deutlich über dem der Konkurrenz sein.

Zudem profitiert das Institut von einem anhaltend positiven Nachrichtenfluss. Die Konzentration der Julius Bär auf das Privatkundengeschäft dürfte ihr in diesem Fall zu Gute kommen, da sie die Schwierigkeiten anderer Institute nutzt, denen beispielsweise die nötige Grösse fehlt.

Die Einschätzung

Dass Banken ganze Teams von Kundenberatern einstellen, ist eine gängige Strategie. Das Ausmass, mit dem die Bank Julius Bär dies getan hat, ist jedoch beeindruckend. Das Potenzial entspricht der Übernahme einer mittelgrossen Privatbank. Die Bank beweist damit, dass sie ihre Wachstumsziele konsequent verfolgt.

Im Moment erlaubt die Kapitalisierung keine grösseren Akquisitionen. Wird die Strategie der Bank mit wachsenden Vermögen belohnt, zahlt sich das auch für den Investor aus. Das Risiko besteht darin, dass Kunden nicht in der gewünschten Zeit oder nicht mit den erwarteten Vermögen wechseln. (JH)

 

Lonza muss mit Capsugel Mehrwert stiften

Die Ausgangslage

zoomLonza (LONN 175.6 1.15%) ist gerade dabei, für 5,5 Mrd. $ den Dosierformenspezialisten Capsugel zu übernehmen. Der Preis lässt sich nur rechtfertigen, wenn sich wie erhofft die Synergien von 145 Mio. Fr. ab 2022 einstellen. Zur Finanzierung der Transaktion ist eine Kapitalerhöhung im Volumen von bis zu 3,3 Mrd. Fr. geplant.

Gemessen an der aktuellen Marktkapitalisierung entspricht das einer Ausdehnung der Anzahl Aktien um 36%. Das Management muss beweisen, dass Capsugel diese Kapitalmassnahme tatsächlich wert ist.

Das Szenario

Das Management wird nun auf Roadshow gehen. Da ist Überzeugungsarbeit gefragt, denn bisher hat der Aktienmarkt eher skeptisch reagiert, ablesbar an Kursverlusten. Die Aktionäre können dann am 25. April 2017 über die Kapitalerhöhung abstimmen. Wird sie angenommen, soll Capsugel rasch ins bestehende Gefüge von Lonza integriert werden.

Die Einschätzung

Die US-Gesellschaft passt ausgezeichnet ins Portfolio von Lonza, da sich die Wertschöpfungskette verlängert. Lonza wird ihren Pharmakunden von der Entwicklung bis zur Dosierungsform eines Wirkstoffs nun alles aus einer Hand anbieten. Das können nur wenige Pharmazulieferer. Ausserdem bestehen Cross-Selling-Möglichkeiten.

Dennoch besteht das Risiko, dass sich der Kauf finanziell letztlich nicht lohnt. Capsugel wurde teuer, möglicherweise zu teuer erstanden. Ein Grossteil der Synergien lässt sich schwer quantifizieren und fällt erst  fünf Jahre nach Abschluss der Transaktion an. Doch genau sie würden den Preis erst rechtfertigen.

Auf lange Frist wird sich an der Rendite auf das investierte Kapital ablesen lassen, ob der Kauf tatsächlich sinnvoll war oder nicht. Das Management muss aber schon 2017 zeigen, dass es die Weichen richtig stellen kann. (GRI)

 

Novartis muss Alcon endlich fit trimmen

Die Ausgangslage 

Die Augenheilsparte Alcon ist für Novartis (NOVN 74.3 0.47%) ein Bremsklotz. Der Bereich umfasst chirurgische Geräte, Linsen für den grauen Star sowie gewöhnliche Kontaktlinsen. Er leidet seit Ende 2015 unter Wachstumsschwäche. Novartis hat in diesem Geschäft den Fokus auf Innovation und Kundenbedürfnisse verloren. Zudem sind die operativen Prozesse nicht ideal. Ursprünglich sollten die Probleme bis Ende 2016 gelöst sein.

zoomDer Zeitplan wurde aber nicht eingehalten. Auch nächstes Jahr wird die Gesellschaft deshalb mit der Restrukturierung der Division beschäftigt sein. Doch nicht nur bei Alcon hapert es. Auch der Absatz in der Pharmasparte bzw. beim Herzmittel Entresto entwickelt sich nicht wie gewünscht. Novartis hat den Aufwand im Marketing unterschätzt.

Das Szenario 

Das Management steht unter Druck, im kommenden Jahr zu liefern. Es wird mit aller Kraft versuchen, Alcon fit zu trimmen. Notfalls wird es auch vor Akquisitionen nicht zurückschrecken. Gleichzeitig wird wohl intern diskutiert, ob Novartis der richtige Eigentümer für Alcon ist. «Wir halten uns alle Optionen offen», sagte Verwaltungsratspräsident Jörg Reinhardt in einem Interview Mitte November. Novartis will mit jeder Division mindestens die Nummer zwei im Markt sein. Bei Entresto wird sie zudem alles daransetzen, die verschreibenden Ärzte von den Vorteilen des Medikaments zu überzeugen.

Die Einschätzung

Die Stärken von Novartis liegen in der Entwicklung und der Vermarktung von rezeptpflichtigen Wirkstoffen, nicht von medizinaltechnischen Produkten. Die Gesellschaft hat das Geschäft von Alcon nie richtig verstanden. Seit der vollständigen Übernahme des Geschäfts von Nestlé (NESN 72.9 0.07%) im Jahr 2010 hat sich die Rendite auf das investierte Kapital deutlich verschlechtert. Novartis sollte Alcon deshalb nicht nur restrukturieren, sondern auch verkaufen. Bei Entresto muss der Pharmakonzern zudem endlich seine alten Stärken einsetzen. Das wird respektive muss gelingen, wenn er nicht vom Podest der führenden Pharmakonzerne fallen soll. (GRI)

 

OC Oerlikon mangelt es nicht an Geld

Die Ausgangslage

Vor Jahresfrist hat Oerlikon den Fokus der Strategie weiter verengt. Man will ein führender Anbieter für Oberflächenlösungen, moderne Werkstoffe und Werkstoffverarbeitung sein. Das heisst: Für den Geschäftsbereich Drive Systems (Herstellung von Getrieben) ist da kein Platz mehr, und längerfristig wohl auch für die Sparte Manmade Fibers (Kunststoffgarnanlagen) nicht.

zoomNächstes Jahr kann Oerlikon den vollständigen Strategiebeweis zwar noch kaum liefern, denn für einen Verkauf des Drive-Systems-Geschäfts ist es vermutlich zu früh. Doch sollten weitere Schritte in die Richtung der neuen Fokussierungsstrategie gelingen, etwa durch Übernahmen.

Das Szenario

OC Oerlikon (OERL 9.73 0.62%) ist schuldenfrei und hat durch den Verkauf der Sparte Vacuum netto 300 Mio. Fr. eingenommen. Die Bilanz ermöglicht Akquisitionen von gegen 1 Mrd. Fr. Ein guter Fang wäre das Oberflächengeschäft von Praxair, die sich derzeit erneut in Fusionsverhandlungen mit der deutschen Linde (LIN 159 1.27%) befindet. Je nach Konstellation und Ziel eines Zusammenschlusses könnte dieses Oberflächengeschäft (Umsatz etwa 600 Mio. $) zur Disposition stehen. Mit einem Kauf würde sich Oerlikon auf diesem Gebiet etwa 50% vergrössern und käme zu einer besseren Position unter anderem im Geschäft mit Pulvern für die 3-D-Industrie, in der Oerlikon besser Fuss fassen will.

Die Einschätzung

Oerlikons Transformation muss 2017 einen guten Schritt vorankommen. Wenn keine Devestition gelingt, müsste eine grössere Akquisition drin liegen, um der Absicht, im 3-D-Druck eine grössere Rolle zu spielen, gerecht zu werden. Drive Systems sowie Manmade Fibers sollten vom Aufschwung der Weltwirtschaft profitieren und sich von den Margentiefs lösen. Gelingt das alles, weisen die Aktien ein Kurspotenzial von rund 20% für nächstes Jahr auf. (AM)

 

Panalpina muss effizienter werden

Die Ausgangslage

Panalpina (PWTN 126.7 -0.31%) ist mit schwierigen Marktbedingungen in der Frachtspedition konfrontiert. Das Volumen in der See- und in der Luftfracht stagniert. Hinzu kommt, dass die Frachtraten aufgrund hoher Überkapazitäten historisch niedrig und volatil bleiben. Das sorgt für anhaltenden Margendruck. Unter diesen Umständen wird die Neuausrichtung des Transportlogistikers erschwert.

zoomDas 2013 angetretene Management hat Panalpina zwar stabilisiert und die betrieblichen Risiken gesenkt, aber noch keine wesentliche Rentabilitätssteigerung erreicht. Das harzige Umfeld trägt dazu ebenso bei wie die von Verzögerungen gekennzeichnete Umstellung der IT im Rechnungswesen und für die operativen Abläufe.

Das Szenario

Rückenwind von der Konjunkturfront kann Panalpina nicht erwarten. 2017 könnte der Welthandel zum zweiten Mal in Folge und im Unterschied zu früher weniger stark wachsen als die Gesamtwirtschaft. Immerhin sieht sich das Management nun in der Lage, wieder vermehrt (kleinere) Akquisitionen ins Auge zu fassen. An Mitteln fehlt es nicht, das Unternehmen verfügt über eine Nettoliquidität von 400 Mio. Fr. Im kommenden Jahr sollte das grosse IT-Projekt in Ländern wie Deutschland, China und den USA umgesetzt werden und für Produktivitätsfortschritte sorgen.

Die Einschätzung

Mit einem Wertzuwachs von 13% haben sich die Panalpina-Aktien dieses Jahr besser als der Gesamtmarkt entwickelt. Mit Blick auf das Kurs-Gewinn-Verhältnis von 24 ist in den Valoren schon viel des von den Finanzanalysten erwarteten Fortschritts 2017 – eine Gewinnsteigerung um ein Drittel – eingepreist. Weitere Verzögerungen im IT-Projekt und flaues Gewinnwachstum könnten erneut zu Kursrückschlägen führen. Anleger, die auf aktuellem Niveau kaufen, brauchen zwei Jahre Geduld oder mehr. (AS)

 

Zurich siegessicher

Die Ausgangslage

Der Versicherer Zurich Insurance (ZURN 279.9 -0.32%) gibt sich wieder siegessicher. Gelungen ist die Sanierung der Sparte Schadenversicherung, deren Probleme den Konzernüberschuss 2015 halbiert hatten. Nun verspricht Konzernchef Mario Greco den Investoren, die Dividende dauerhaft auf dem seit Jahren hohen Niveau von 17 Fr. je Aktie zu halten. Es könnte gar noch mehr drinliegen, denn die Zurich-Gruppe will drei Viertel des Überschusses in den kommenden Jahren für die Zahlung von Dividenden verwenden.

Das Szenario

zoomDie exzessive Gewinnverwendung beschränkt allerdings den Spielraum für Investitionen und expansive Schritte. Dazu kommt, dass der globale Versicherungsmarkt in den nächsten Jahren nur moderat wächst. Greco gibt dem Unternehmen deshalb vor, die Betriebskosten bis 2019 um mindestens 1,5 Mrd. $ unter den 2015 verzeichneten Wert von 10,3 Mrd. $ zu drücken.

Dazu investiert Zurich in den nächsten beiden Jahren je 0,5 Mrd. $ in die Verbesserung der Informationstechnologie und in moderne Datenanalytik. Dies ermöglicht, im operativen Geschäft den Akzent ein Stück weit weg vom Grosskundengeschäft hin zu den ertragsstabileren Segmenten Gewerbe und Private zu schieben. Dadurch und mit vorsichtigeren Neuabschlüssen arbeitet Greco auf die Verdoppelung der Marge hin.

Beruhigend ist, dass das Dienstleistungsgeschäft weiterhin etwa ein Viertel des Betriebsgewinns eintragen wird. Im Vordergrund stehen dabei die Honorare, die für die Führung der Geschäfte der amerikanischen Versicherungsgenossenschaft Farmers Exchanges eingestrichen werden.

Die Einschätzung

Die Verbesserung des operativen Geschäfts sichert dem Konzern üppige finanzielle Mittel. Über den dreijährigen Zeitraum werden von den Betriebsgesellschaften kumuliert 9,5 Mrd. $ zur Holding fliessen. Etwa 8 Mrd. $ müssen für die Dividendenzahlung reserviert werden.

Ein Teil des freien Cashflows wird von Wertschriftengewinnen stammen. Der Konzern plant, das rund 200 Mrd. $ umfassende Versicherungsvermögen umzuschichten. Dazu werden vor allem Gewinne auf Aktienpositionen realisiert. Der Erlös wird in teilweise wenig liquide, aber deshalb rentable Zinspapiere geleitet. Insgesamt geht die Zurich-Gruppe erfolgversprechende Schritte. Die Verpflichtung zu einer erneut hohen Ausschüttung bleibt ein Attraktivitätsmerkmal der Aktien.

Sie haben Qualitätscharakter, denn in Aussicht steht eine Rendite von mehr als 6%. Die weitgehende Auszahlung des Gewinns bedeutet jedoch, dass der je Aktie berechnete Buchwert in den kommenden Jahren wohl nur wenig zunimmt. Das begrenzt das Kurspotenzial der Papiere. (TH)

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