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07:05 Uhr - 08.07.2015

40% aller chinesischen Aktien vom Handel suspendiert

Der Ausverkauf an den Börse Shanghai und Shenzhen ging auch am Mittwoch weiter, doch sehen erste westliche Brokerhäuser Licht am Ende des Tunnels.

Der freie Fall an den Börsen Festlandchinas geht auch am Mittwoch trotz allen staatlichen Stützungsmassnahmen weiter. Der Hauptindex des Shanghaier Aktienmarktes liess kurz nach Aufnahme des Handels über 8% nach und fiel damit zeitweise auf den tiefsten Stand in drei Monaten. Mittlerweile sind rund 40% aller 2808 an den Börsen Shanghai und Shenzhen kotierten Aktien aus dem Handel genommen worden. Das nicht nur, weil sie die tägliche Grenze von minus 10%  überschritten haben, sondern vor allem auch, weil eine wachsende Zahl von Unternehmen die temporäre Aufhebung der Transaktionen ihrer Akten beantragt hat. Die formalen Begründungen dafür reichen von bevorstehender Ausgabe neuer Titel bis zur geplanten Vergabe von Mitarbeiteroptionen.

Börse Hongkong hat sich besser gehalten

Es wird jedoch angenommen, dass mit der Suspendierung ein weiterer Kurzerfall gestoppt werden soll. Diese missbräuchliche Praxis ist mittlerweile auf scharfe Kritik gestossen, insbesondere weil die sich noch im Handel befindlichen Titel dadurch unter zusätzlichen Abgabedruck kommen. Der stark nach den grossen Staatskonzernen gewichtet Shanghai Composite-Index hat seit seinem Hoch am 12 Juni mehr als 30% verloren. Die Technologieplattform der auf mittelgrosse private Unternehmen ausgerichtete Börse Shenzhen ist im selben Zeitraum über 40% eingebrochen. Besser als die durch Kapitalverkehrskontrollen teilweise von den globalen Finanzflüssen abgeschotteten Festlandbörsen hält sich der Hongkonger Aktienmarkt, der im selben Zeitraum lediglich etwas mehr als 10% nachgelassen hat.

Die amtlichen Massnahmen zu Stützung der Kurse konnten bisher den Abwärtstrend des Gesamtmarktes zwar nicht stoppen, doch zeigten sie teilweise Wirkung im Falle der grossen Staatskonzerne. Das indes vor allem darum, weil die von der öffentlichen Hand kontrollierten Grossbanken wie die ICBC oder auch der Energiekonzern PetroChina in grossem Masse eigene Titel gekauft haben.

HSBC und Goldman Sachs schätzen Lage neu ein

Nach der Kurskorrektur der vergangenen Wochen sieht eine wachsende Zahl westlicher Aktienanalysten Anzeichen eines sich abflachenden Abwärtstrends. Die britisch-asiatische Grossbank HSBC (HSBA 559 -1.58%) hat Mitte Woche ihre Empfehlung für Aktien Festlandchinas von «Untergewichten» auf «Neutral» geändert. Sie setzt das Jahresendziel des Shanghai-Composite Index von auf 3400 auf 4000 Zäher herauf. Der SHCI fiel am Mittwoch bis Mittag 3,8% auf 3500 Punkte. Kinger Lau, der Chinastratege des US-Finanzhauses Goldmann Sachs sieht im Zeitraum der kommenden zwölf Monate für chinesische Hauptwerte ein Aufwärtspotential von 27%.

Regierung zieht an allen Registern

Die Regierung hat mittlerweile zur Kursstützung mit Ausnahmen von direkten Aktienkäufen durch die Notenbank an praktisch allen zur Verfügung stehenden Registern gezogen. So hat die People’s Bank of China (PBoC) Ende Juni etwa den Leitzins gesenkt. Auch wurde angekündigt, dass die staatliche Pensionskasse sukzessive bis zu 30% ihres Vermögens in Aktien anlegen wird. Central Huijin Investment wiederum, die vom Staatsfonds China Investment Corporation kontrolliert wird, kündigte an, sie würde in den kommenden Tagen in grossem Masse in Indexfonds investieren. Bereits gestern gaben die grössten Brokerhäuser des Landes bekannt, sie würden mit eigenen Aktienkäufen aktiver als bisher in das Marktgeschehen eingreifen. Fast zeitgleich wurde auch angekündigt, dass eine ganze Reihe bereits bewilligter Börsengänge bis auf weiteres aufs Eis gelegt würde.

 

 

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