Der Kurssturz des vergangenen Jahres hat im Aktienportfolio der Nationalbank erheblichen Schaden angerichtet. Gleichzeitig hat die SNB das US-Engagement leicht ausgebaut.
Auch die Schweizerische Nationalbank spürt die Turbulenzen an den Finanzmärkten. Um ihren Bestand an Devisenreserven zu diversifizieren, investiert die SNB Milliardenbeträge in amerikanische Aktien. Im vierten Quartal verlor dieses US-Aktienportfolio 13% an Wert.
Damit lag die Performance knapp über derjenigen des Leitindexes S&P 500. Dieser verlor im gleichen Zeitraum 14%. Der breit abgestützte Marktindex Wilshire 5000 gab gar 15% nach.
Per Ende Dezember belief sich der Wert des US-Aktienportfolios der SNB auf 78 Mrd. $. Dies geht aus den am Mittwoch bei der US-Börsenaufsicht SEC eingereichten Unterlagen hervor. Ende September hatte der Wert noch rund 90 Mrd. $ betragen.
Die Aussagekraft dieser Wertveränderung wird durch Portfoliotransaktionen geschmälert, denn die SNB hat im vergangenen Quartal das Engagement in US-Aktien leicht ausgebaut. Ende Dezember umfasste das Portfolio 1299 Mio. Aktien. Ende September waren es noch 1280 Mio. Titel.
Von den Positionen mit einem Volumen von mehr als 250 Mio. $ erhöhte die SNB unter anderem die Zahl der Aktien des Apothekenbetreibers CVS um 35%. Auch beim chinesischen Tech-Riesen Alibaba (+12%), beim Industriekonzern United Technologies (+10%) und dem Halbleiterhersteller Broadcom (+7%) hat die SNB zugekauft.
IT-Werte dominieren
An den grössten Positionen des Portfolios hat sich nichts geändert. Angeführt wird die Liste weiterhin von den IT-Riesen Apple, Microsoft, Alphabet und Amazon. Dies war bereits im Vorquartal der Fall.
Inklusive Facebook machen die Tech-Unternehmen 12,9% des Portfolios aus. Dieser Wert ist wegen der Kurskorrektur in diesen Titeln leicht zurückgegangen. Ende September betrug das Gewicht noch 13,4%.
Indexnahe Strategie statt Stock Picking
Die Nationalbank geht das Klumpenrisiko im IT-Sektor nicht durch eine aktive Auswahl von Einzelaktien ein (Stock Picking). Vielmehr verfolgt sie eine passive Anlagestrategie, die sich am jeweiligen Referenzindex eines Landes orientiert. In den USA machen Technologieaktien einen grossen Anteil der Gewichtung aus.
Dazu erklärt die SNB, sie investiere weltweit diversifiziert und indexnah. Ihr Portfolio umfasse Aktien von rund 6600 Unternehmen aus 95% aller Aktienmärkte. Damit halte sie 0,25% der Weltmarktkapitalisierung, also der globalen Aktienanlagen an den Börsen.
«Wir verzichten bewusst darauf, einzelne Unternehmen oder Sektoren über- oder unterzugewichten. Wir treten am Markt möglichst neutral auf und nehmen möglichst wenig Einfluss auf das Handelsgeschehen», sagte Dewet Moser, stellvertretendes Mitglied des SNB-Direktoriums, am FuW-Indexing-Forum im vergangenen Juni. Im Geschäftsbericht ergänzt die SNB: «Dadurch wird die Anlagepolitik vor politischen Überlegungen abgeschirmt.»
Der weltweite Aktienbestand der SNB hatte per Ende Dezember einen Wert von 145 Mrd. Fr. Er macht 19% ihrer gesamten Devisenanlagen aus. 81% davon sind in Anleihen mit hoher Bonität investiert.
Starker Franken prägt Bilanz
Die SNB hat Fremdwährungsanlagen gekauft, um den Franken zu schwächen. Der Wert dieses Devisenbestands in der SNB-Bilanz schwankt mit den Wechselkursen des Frankens zu Euro, Dollar, Yen, Pfund und weiteren Anlagewährungen. Dazu kommen die Kursschwankungen der Aktien und der Anleihen.
Auch nach der Aufgabe des Euromindestkurses im Januar 2015 intervenierte die SNB immer wieder am Devisenmarkt. Ab Sommer 2017 hat sie das angesichts der Entspannung am Markt und des höheren Franken-Euro-Wechselkurses allerdings kaum mehr getan.
Der Bestand der Fremdwährungsanlagen in der SNB-Bilanz hat seit der Mindestkursaufgabe 50% zugenommen, von 510 auf 764 Mrd. Fr. Diese Summe ist höher als das jährliche Bruttoinlandprodukt der Schweiz.
Kein gezielter Abbau der Devisenanlagen
Im ersten Quartal 2018 hatte die SNB erstmals US-Aktien verkauft. Offenbar will sie jedoch den Devisenbestand nicht gezielt abbauen. Das sei keine vordringliche Aufgabe, sagte SNB-Präsident Thomas Jordan im Sommer in einem Interview im «Central Banking Journal».
Jordan führte aus: «Besonders in einer kleinen, offenen Volkswirtschaft wie der Schweiz sollten wir nicht neue Zielgrössen für den Umfang oder die Entwicklung der Bilanzsumme schaffen, denn das wäre nicht hilfreich für die Steuerung der Geldpolitik in einer Volkswirtschaft, die immer wieder sehr grossen externen Schocks ausgesetzt sein kann.»
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