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08:00 Uhr - 11.03.2015

«Der Regulator übertreibt»

Gérard Fischer, scheidender CEO der Fondsgesellschaft Swisscanto, die an die ZKB geht, hält neue Vorschriften für die bereits eng geregelten Anlagefonds für unnötig. Was die Übernahme angeht, hofft er, dass die ZKB «das beste von zwei Welten vereint», wie er im Interview sagt.

Mit der Revision des Kollektivanlagengesetzes (KAG) per 1. März 2013 hat die Schweizer Fondsindustrie ein Regelwerk erhalten, das modernen Anforderungen genügt. Dieser Ansicht sind viele Branchenvertreter. Gleichwohl werden die Regeln in den zur Diskussion stehenden neuen Finanzmarktgesetzen nochmals verschärft. Das ärgert den CEO von Swisscanto. Im Interview äussert sich Gérard Fischer, der Swisscanto nach der definitiven Übernahme durch die Zürcher Kantonalbank voraussichtlich Ende März verlässt, auch zu seinen Zukunftsplänen.

Herr Fischer, an der Finanzmesse haben Sie die Befürchtung geäussert, der Anleger brauche künftig einen Waffenschein, wenn er einen Fonds kaufe. Sind Fonds so gefährlich
Im Gegenteil, sie werden vor der Lancierung geprüft, bewilligt und laufend mit viel Aufwand mehrfach überwacht. Es gibt kein anderes Finanzprodukt, das so eng geregelt ist. Trotzdem soll für den Vertrieb von Fonds eine Protokollierungspflicht gelten. Da schiesst der Gesetzgeber übers Ziel hinaus.

[info 1R]Sie haben auch gesagt: Frag nicht die Frösche, wenn du den Teich trockenlegen willst. Wie meinen Sie das?
Wenn man diejenigen fragt, die in der Aufsicht oder bei den Gesuchstellern von der Komplexität der Bewilligungsverfahren leben, ist das Ergebnis quasi vorgegeben. Es bräuchte auch da ein unabhängiges Controlling, um die Wirksamkeit von teuren Vorschriften zu prüfen.

Ist die Branche wirklich daran interessiert, beispielsweise die Kostenstruktur offenzulegen?
Auch wenn nicht jeder Anbieter gleich motiviert ist, seine Preise offenzulegen, werden hohe Qualität und preiswerte Angebote nur durch Wettbewerb erzeugt. Bewilligungsverfahren und Vorschriften haben den umgekehrten Effekt. Letztlich entscheidet der Anleger, ob Leistung und Preis für ihn stimmen. Das kann ihm der Staat nicht abnehmen.

Und die Beratung? Neue Gebührenmodelle verrechnen sie separat.
Nach einer guten Beratung verstehe ich als Kunde, weshalb ich etwas mache oder eben nicht. Entsprechend bin ich bereit, den offengelegten Preis dafür zu bezahlen. Gratistipps, die nicht auf mich zugeschnitten sind, oder Standardempfehlungen per E-Mail sind keine Beratung, sondern Spam.

Was empfiehlt der Fondsspezialist?
Es gibt viele Geldmarkt- und Obligationenfonds, die nicht mehr attraktiv sind. Daneben haben wir Banken, die mit eigenen Produkten versuchen, den Ertrag hoch zu halten. Der Konsolidierungsdruck ist deshalb gering. Für Anleger lohnt es sich, genau hinzuschauen: Die Preisunterschiede sind oft gewaltig.

Swisscanto geht an die ZKB. Und Sie?
Nach dem Closing wollen meine Frau und ich zuerst verreisen. Ab Juli sind wir zurück. Ich will mich weiter für das Asset Management, das Fondsgeschäft und die Vorsorge engagieren, etwa in Stiftungen auf der Anlegerseite. Aufgaben mit Herausforderungen und Gestaltungsmöglichkeiten faszinieren mich. Festgelegt habe ich mich aber noch nicht.

Was wünschen Sie Swisscanto und den Mitarbeitenden?
Dass sie sich weiter mit Herz für ihre Kunden engagieren und die allseits geschätzten Swisscanto-Werte vertreten.

Es wird auch Entlassungen geben. Sind diese Werte gefährdet?
Eine Integration bietet stets die Chance, des Beste aus zwei Welten zu vereinen. Das erhoffe ich mir auch hier.

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